Johann Andreas Herbst
HERBST, JOHANN ANDREAS (latinisiert Autumnus; Vorname lt. Taufeintrag Enders) get. Nürnberg 9. Juni 1588 | † Frankfurt/Main 24. Jan. 1666; Kapellmeister, Komponist, Musiktheoretiker
Um uns nicht mit der lapidaren Aussage, über „Jugend und musikalische Ausbildung“ Johann Andreas Herbsts sei „nichts bekannt“ (Thomas Altmeyer in MGG2P), begnügen zu müssen und um den Lebensweg des Musikers nicht erst mit der (freilich aus regionaler Sicht einschneidenden) Anstellung in Butzbach im Jahre 1614 beginnen zu lassen, ermutigen wir unsere Leserschaft, vor dem Hintergrund der gesicherten Fakten ein wenig Spekulation zu erlauben: Was wir wissen, ist, dass Herbst Sohn eines Nürnberger Kaufmanns war (Michael H., seit 1574 verheiratet mit Ursula geb. Köppel); als solcher wird er selbstverständlich eine seinem Stand angemessene umfassende Schulbildung erhalten haben. Dass er zudem „von Jugend auff Lust und Lieb“ zur „holdseligen Kunst“ Musik empfand und sich „zum theil darinnen exercirt[e]“ (Widmungsvorrede zu Theatrum Amoris 1613), lässt mehrere Schlüsse zu: Herbst war als junger Mann musikalisch aktiv und ambitioniert, aber nicht zwingend professionell tätig; möglicherweise folgte er (haupt-)beruflich dem Vorbild des Vaters, und hiermit würde er die in jener Zeit für die Reichsstadt typische, aus dem wohlhabenden Kaufmanns-, Patrizier- und Bürgermilieu gespeiste Musikliebhaberschaft repräsentieren, die sich etwa im Nürnberger Musikkränzlein versammelte. Hierzu passt, dass er zumindest 1611 im Chor der Frauenkirche mitsang, der wiederum mit der für die Stadt zentralen Musikerpersönlichkeit (und im Hauptberuf als Jurist tätigen) Christoph Buel verbunden ist; Buel war es auch, der in den Jahren 1608 und 1613 als Sachverständiger für musikorganisatorische Fragen am kurpfälzischen Hof in Heidelberg weilte – und derselbe Buel empfahl im Jahr darauf den ihm „sonderbarlichen bekannt[en]“ Johann Andreas Herbst, der seinerseits u. a. genau diesen Hof zuvor „theilsz etwasz Zu erfahren […] theilsz auch in dienst vffwarttungen“ besucht hatte (Briefs Buels, Juli 1614; zit. nach Nagel, S. 475). Dass er dies im Gefolge seines Mentors Buel tat, liegt auf der Hand, und ebenso ist klar, dass (spätestens) just zu dieser Zeit die Entscheidung gefallen war, Musiker von Profession zu werden und nach einer entsprechenden Stelle Ausschau zu halten. Ins Jahr 1613 fällt das musikalische Erstlingswerk, das Herbst als „in arte componendi“ befähigt zeigte (Brief Buels a. a. O.) und dessen Widmung an den württembergischen Herzog Johann Friedrich und dessen vier Brüder einen weiteren Hof nennt, an dem man sich wohl hatte sehen lassen. Schließlich erhielt Christoph Buel über einen Mittelsmann den Auftrag, nach einer „satsam qualificirte[n] person“ (Brief Buels a. a. O.) Ausschau zu halten, die die nach dem Tod Johann Georg Schotts im Januar 1614 vakante Kapellmeisterstelle an der kleinen Hofhaltung Landgraf Philipps III. von Hessen-Butzbach (1581–1643; reg. seit 1609) zu übernehmen in der Lage war – Buel zögerte ebenso wenig wie anschließend Herbst, nachdem der Landgraf bereits im August 1614 die Verpflichtung spezifiziert hatte: Im Zentrum stand die Ausbildung der Kapellknaben (auch in der Katechismuslehre wie in Fragen des Benehmens) sowie die Leitung der gottesdienstlichen Figuralmusik, an der der musikalische Nachwuchs zu beteiligen war. Außerdem hatte der Kapellmeister – keineswegs ungewöhnlich – bei der Tafel aufzuwarten und zu musizieren. In seiner Antwort versprach Herbst, „mit eussersten meinem Vermögen“ den Aufgaben nachzukommen (Brief 18. Okt. 1614, zit. nach Nagel, S. 476), bat allerdings um Erlaubnis, die offenbar schon zuvor geplante Hochzeit mit Johanna Grünwaldt, der Tochter des Nürnberger Stadtorgelmachers Peter Grünwaldt (ca. 1540–1609), noch im November des Jahres feiern zu dürfen. Nachdem der Dienstvertrag am 1. Jan. 1615 unterzeichnet worden war, erarbeitete Herbst – als eine der ersten zentralen Amtshandlungen – ein Inventar der vorhandenen Musikalien (die er bereits um eigene, ausdrücklich genannte Kompositionen vermehrt hatte) und Instrumente. Dass er sich in Butzbach auch jenseits des Hofs gut eingelebt hatte, belegt eine Kindstaufe vom 21. Sept. 1617, bei der „H[err] Capelmeister Johannes hersb von Nornburg gevatter“ war (Kirchenbuch Butzbach 1560–1626, S. 586).
Ob die „Sehnsucht nach einem größeren Wirkungskreise“ (Nagel, S. 480) den Wechsel nach Darmstadt herbeiführte oder ob die Entscheidung gar nicht in seinen Händen lag, sei dahingestellt; jedenfalls erhielt Herbst um die Mitte des Jahres 1619 – noch im Mai hatte er die an den Rat seiner Heimatstadt gerichtete Widmungsvorrede der Meletemata sacra in Nürnberg unterzeichnet – vom Bruder des bisherigen Dienstherren, Landgraf Ludwig V., die Berufung zum Hofkapellmeister in Darmstadt, wo personell und finanziell deutlich bessere Voraussetzungen als in Butzbach bestanden. Jedoch kam bereits zu Beginn des Jahres 1622 die höfische Musikpflege infolge kriegerischer Ereignisse fast vollständig zum Erliegen. Herbst, der sich schon seit 1621 dem Frankfurter Rat mit der Zusendung musikalischer Neujahrsgaben (übrigens eine weit verbreitete Gewohnheit) empfohlen hatte, wurde infolge seiner gezielten Bewerbung mit Datum vom 1. Sept. 1623 zum Praefectus Musices der evangelischen Barfüßerkirche ernannt, was der Funktion eines städtischen Musikdirektors gleichkam. Seine Aufgabe bestand in der persönlichen Leitung der Kirchenmusik, darin, „alle darbey befundene Mängel ab[zu]schaffen“, sowie sechs bis acht (hierzu qualifizierte) Lateinschüler musikalisch zu unterweisen (Dienstbrief). Um den Erfordernissen des zunehmend beliebten konzertanten Kompositionsstils innerhalb der Kirchenmusik gewachsen zu sein, dessen Verbreitung in Frankfurt u. a. mit dem Namen des Verlegers Nikolaus Stein eng verbunden ist, waren weitreichende organisatorische Maßnahmen erforderlich, wie man ihnen auch andernorts (etwa in Nürnberg durch Buel, in Dresden durch Heinrich Schütz sowie dokumentiert in den Schriften Michael Praetorius’) begegnet: Die Orgel wurde 1624 auf Betreiben Herbsts einer gründlichen Renovierung unterzogen, die in den Händen seines Schwagers Nikolaus Grünwaldt lag; jener stellte 1628 außerdem eine zusätzliche, kleine Orgel fertig, für die eine bereits Ende 1623 vom Rat genehmigte zweite Organistenstelle („Klein-Organist“ Matthias Sagittarius, der zunächst auf seinem eigenen Regal spielte) eingerichtet wurde. Weiterhin setzte Herbst die Einstellung eines leitenden Musicus ordinarius durch, der 1626 in Person von Gottfried Hupka erstmals begegnet und der zuständig war für die Professionalisierung des instrumentalen Ensembles und die Ausbildung der Spieler; dass schließlich auch im Bereich der Disziplin ein Umdenken erforderlich war, mag die tätliche Auseinandersetzung zeigen, bei der im Jahre 1628 die Auffassungen von Kapellmeister Herbst und Spielmann Andreas Hörnigk buchstäblich aufeinanderprallten: Letzterer wollte nicht einsehen, dass seine Mitwirkung bei der Kirchenmusik nicht von seinem Gutdünken allein abhing. Dass hingegen die Reformen nicht im Sand verliefen, zeigt sich an fortgesetzten Neuanschaffungen modernen und spieltechnisch anspruchsvollen Musizierguts (vgl. Epstein, S. 90–91).
In die Zeit der auch für Frankfurt zunehmend belastenden Kriegsereignisse fiel im August 1636 die Aufforderung seitens des Nürnberger Rats an Herbst, sich, da er noch immer Bürger seiner Vaterstadt und mit entsprechenden „Pflichten verhafftet“ war, „anhero [zu] erheben“ (Schreiben vom 13. Aug. 1636; zit. nach Widmann, S. 465) – es galt, die Nachfolge Matthias Nicolais, der nach dem Tod Christoph Buels Kapellmeister an der Frauenkirche geworden und inzwischen selbst verstorben war, anzutreten. Seine Vorgesetzten wie auch Herbst selbst, der als seinen Nachfolger den „vortrefflichen Musicum“ Johann Jeep empfahl und durchsetzte (Brief Herbsts, 13. Sept. 1636; zit. nach Widmann, S. 465), fügten sich. Da er aber „in seinem Patria in nichts prosperiren konnte“, scheint Herbst in der Folgezeit nur auf eine günstige Gelegenheit gewartet zu haben, um sich – und zwar wenige Tage nach dem Tod von Christian Theodor Völckel, der Johann Jeep abgelöst hatte – wieder auf seine alte Stelle zu bewerben (Brief Herbsts, 15. März 1644, zit. nach Valentin 1906, S. 163); die Berufung folgte unmittelbar. Dass Herbst bereits im Frühjahr 1643 seine Schrift Musica poetica ausgewählten Frankfurter Bürgern und Ratsherren gewidmet hatte, spricht für sich. Trotz sich deutlich verschlechternder Bedingungen und auch gesundheitlicher Probleme (etwa in Form eines Schlaganfalls im Jahre 1650; vgl. Epstein, S. 91) blieb Herbst bis zu seinem Tod im Amt und konzentrierte sich zunehmend auf einträgliche Kompositionen zu bestimmten Anlässen sowie auf seine Arbeit als Musikschriftsteller. Sein Nachfolger wurde der (schon 1641 als solcher nachgewiesene) Lehrer Daniel Lommer (aus Zeitz stammend; begr. Frankfurt 22. Jan. 1682 als „Bürger und Capellenmeister“), der zugleich als Bibliothekar der städtischen Büchersammlung im Römer agierte.
Werke — a) gedruckte Sammlungen (s. a. Schaefer 1975): Theatrum Amoris. Newe / Teutsche / Amorosische Gesäng / mit schönen / lustigen Texten / nicht allein gantz lieblich zu singen: Sondern auch auff allerhand Musicalischen Instrumenten wol zu gebrauchen nach art der Welschen Madrigalien / mit 5. vnd 6. Stimmen componirt, vnd in Druck verfertiget, Nürnberg: Fuhrmann 1613; RISM H 5110 (u. a. D-Mbs (Tenor; digital) <> Meletemata sacra Davidis rigii prophetae; et suspiria S. Gregorii, ad Christum salutem nostrae Inchoatorem & Consumatorem, Tribus & unic. Sex vocibus harmonicè concinnata, Nürnberg: Wagenmann 1619 bzw. 1620; RISM H 5111 (u. a. D-Mbs (infima vox; digital) – weitere Auflage Frankfurt 1652 <> b) gedruckte anlassgebundene Einzelkompositionen (u. a. in Personalschriften wie Leichenpredigten etc.): s. RISM H 5112–5118 sowie Schaefer 1975 <> weiterhin Lob- vnd Danck-Lied (Soli, gem. Chor, Instrumente und B. c.; als Neujahrsgabe für den Nürnberger Rat), Nürnberg: Sartorius bzw. Selbstverlag 1632; PL-Kj <> Hochzeitsgesang „Ecce dilectus meus“ (8st. Chor; zur am 14. Apr. 1619 in St. Sebald in Nürnberg erfolgten Eheschließung des mit dem Komponisten allenfalls entfernt verwandten Bierbrauerssohns Peter Herbst aus Hersbruck mit Martha Sauer), [Nürnberg]: [Endter] 1619; PL-Kj <> c) ungedruckte Werke: s. MGG und RISMonline sowie Musikalieninventar Butzbach (s. unter Quellen), Epstein (S. 92–95) und Kersting-Meuleman (S. 352); einer freundlichen Mitteilungen von Herrn Arno Paduch (Okt. 2024) zufolge ist die bisher erfolgte Zuschreibung einiger dieser Kompositionen an Herbst nicht zu halten. <> d) Schriften (s. a. RISM B/VI (Écrits imprimés) Bd. 1, S. 406–407): Musica practica Sive Instructio pro Symphoniacis, Das ist: Eine kurtze Anleitung / wie die Knaben / vnd Andere / so sonderbare Lust vnd Liebe zum Singen tragen / auff jetzige Italienische Manier / mit geringer Müh / vnd kurtzer Zeit / doch gründlich können informiret vnd unterrichtet werden […], Nürnberg: Dümler 1642; u. a. D-W (digital) – erweiterte Auflage als Musica moderna prattica, ouero maniera del buon canto, Frankfurt: Georg Müller 1653; u. a. D-Mbs (digital) – weitere Auflage Frankfurt: Georg Müller 1658 <> Musica Poëtica, Sive Compendium Melopoëticum, Das ist: Eine kurtze Anleitung / vnd gründliche Vnterweisung / wie man eine schöne Harmoniam, oder lieblichen Gesang / nach gewiesen Praeceptos vnd Regulis componiren, vnd machen soll […], Nürnberg: Dümler 1643; u. a. D-Mbs (digital) <> Compendium musices, das ist Kurtzer / doch gründtlicher Vnterricht / der freyen vnd lieblichen Singkunst […] Den Tyronibus vnd Incipienten […] Zum andern mal auffgelegt […], Frankfurt: Selbstverlag 1652; ehem. D-Hs (s. Schaefer 1975, Bd. 2, S. 443–444) <> Arte Prattica & Poëtica, Das ist Ein kurtzer Vnterricht / wie man einen Contrapunct machen und Componiren sol lernen […], Frankfurt: Götze 1653; u. a. D-Mbs (digital) <> e) Ausgaben: Erster Theil zwantzig Canzonen, und acht Sonaten, von den vornembsten […] Authoribus (5, 6 und 12 Stimmen, B. c.), Frankfurt: Roth 1626 (s. a. Berz 1970); B-Gu <> Cantica sacra 1.2.3. vocibus à diversis italicis autoribus, Frankfurt: Selbstverlag 1653 – 2. Aufl. 1660; verschollen (zit. nach Schaefer 1975, Bd. 2, S. 448)
Quellen — KB Nürnberg (St. Sebald) <> Musikalieninventar der Hofhaltung zu Hessen-Butzbach von der Hand Herbsts, dat. 24. Febr. 1615; D-DSsa (Best. D 4, 66/11; digital) <> Dedikationsschreiben an den Frankfurter Rat, Jan. 1622; D-Fsa (H.06.30, 6, f. 28f.; s. a. Schaefer 1981, S. 18–20) <> Dienstbrief, dat. [Frankfurt] 1. Sept. 1623; D-Fsa (H.02.26, 1072; digital) <> Gerichtsakten (1628); D-Fsa (Best. H.15.33.963; digital) <> Eingaben Herbsts an den Rat der Stadt Frankfurt 30. März 1628 und 13. Okt. 1635; s. Epstein 1924, S. 101 bzw. 101–102
Literatur — Benedikt Widmann, Johann Andreas Herbst. Neue biographische Beiträge, in: Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft 7 (1891), S. [464]–467 <> Peter Epstein, Die Frankfurter Kapellmusik zur Zeit J. A. Herbst’s, in: Archiv für Musikwissenschaft 6 (1924), S. 58–102 <> Valentin 1906 <> Wilibald Nagel, Zur Biographie des Joh. Andr. Herbst (Autumnus), in: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft 11 (1909/10), S. 474–482 <> Noack 1967 <> Berz 1970 <> Schaefer 1975 <> Schaefer 1981 <> Franz Krautwurst, Art. Buel, Christoph, in: MGG2P <> Ann Barbara Kersting-Meuleman, Die Musik an der Barfüßer- und Paulskirche, in: Von der Barfüßerkirche zur Paulskirche. Beiträge zur Frankfurter Stadt- und Kirchengeschichte, hrsg. von Roman Fischer, Frankfurt 2000 (Studien zur Frankfurter Geschichte 44), S. 343–378 <> Thomas Altmeyer, Art. Herbst, in: MGG2P (dort weitere Quellen- und Literaturangaben) <> Art. Herbst (Autumnus), Johann Andreas, in: Nürnberger Künstlerlexikon, hrsg. von Manfred H. Grieb, München 2007 <> BMLO
Abbildung 1: Johann Andreas Herbst nach einem Stich von Sebastian Furck (1635) (Digitalisat aus D-F, Porträtsammlung Holzhausen)
Abbildung 2: Frontispiz der Arte Prattica & Poëtica (1653). Die in zeittypischer Weise mit Symbolik und Emblematik spielende Darstellung mag in mancher Hinsicht als (kontrastierende) Antwort auf das Frontispiz zu Athanasius Kirchers Musurgia universalis (1650) zu deuten sein: Das Gegenstück zu Kirchers (unendlichem) „Canon angelicus“, der den Blick zu den das Auge Gottes umschwebenden Engelchören lenkt, ist das Notenblatt in der Hand des realistisch dargestellten Mannes zur Linken, das eine von einem Menschen – also von J[ohann] A[ndreas] H[erbst] – komponierte „Fuga perpetua“ zeigt, die ihrerseits auf die „Ewigkeit“ der irdischen musikalischen Kunst verweist. Auch spielt die Szene nicht im Himmel, sondern im Diesseits, konkret in einem idealisiert dargestellten Kirchenraum, wobei König David zur Rechten nach alter Sitte die Legitimation für das Musizieren als Form des Gotteslobs bildet. Dass sich der „Erfinder“ des „Emblema Musicale“ bei seiner hübschen Darstellung selbst durcheinandergebracht hat, wollen wir ihm nicht verübeln: Es geht um die Versinnbildlichung des (Dur-)Dreiklangs als der eigentlichen Basis der Musik im Gegensatz zur alten und als überholt empfundenen Hexachordlehre. Das Ideal der Dreiheit („Omne Trinum Perfectum“ – „aller guten Dinge“ etc.) zeigt sich in den aufsteigenden Solmisationssilben ut, mi und sol – allerdings hätten die Gläser, über deren Ränder die abgebildeten Fingerchen streichen, um sie (genauer: die Luftsäulen darin) zum Klingen zu bringen, in umgekehrter Anordnung stehen müssen. Aber das kann schonmal passieren.
Abbildung 3: Innenraum der Barfüßerkirche im Jahre 1653; Holzschnitt von Wilhelm Traudt (Reproduktion aus Wikimedia commons; Original im Historischen Museum Frankfurt (Sign. C 1306 K 197)). Außer den Emporen, die mehrchöriges Musizieren ermöglichten, sieht man hinten rechts die große Orgel und darunter offenbar Notenständer und Instrumente.
Axel Beer