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SCHOTT (eigentlich Schudt), JOHANN (HANS) GEORG * Niederkleen (heute Ortsteil von Langgöns, Landkreis Gießen) gegen 1565/70 | † Butzbach 9. Jan 1614; Jurist und Musiker

Abgesehen davon, dass sein Vater Adam hieß und in Niederkleen lebte, ist über die frühe Zeit Schotts nichts bekannt; auch weiß man nicht, aus welchen Gründen sich Graf Albrecht von Nassau in Ottweiler (1537–1593; reg. seit 1559), zu dessen politischen Einflussbereich Niederkleen immerhin gehörte, seiner persönlich annahm: In die Zeit von November 1590 bis Ende Januar 1591 fällt ein von Albrecht finanzierter Aufenthalt in Erbach im Odenwald, wo Schott zu Nikolaus Rosthius (ca. 1542–1622; „deßmahl des Wolgebornen Herrn Graff Georgen zu Erpach [etc.] bestelten Musico, vnd der Schulen des orts Moderatori“), um „Musicam poëticam, vnd suavitates modulationum zufassen hingeschickt“ wurde (Dedicatio der Psalmen). Alsbald ergab sich jedoch ein anderer Verwendungszweck, der Schott nach Ottweiler zur Ausbildung zum Kanzleischreiber führte, aber auch erlaubte, dass er sich Mitte 1593 zum Studium (zweifellos der Rechte) in Heidelberg einschreiben konnte. 1594 – erstmals bei seiner Eheschließung mit Anna Scheutz im November des Jahres – finden wir ihn in Butzbach und hier vermutlich bereits in der Funktion des Stadtschreibers, als der er spätestens seit 1603 auch den Titel eines kaiserlichen Notars („Not[arius] Caes[areus] P[ublicus]; s. Titelseite der Psalmen) führte. Schließlich berief Landgraf Philipp III. von Hessen-Butzbach (1581–1643; reg. seit 1609) Schott unmittelbar nach der Etablierung seiner kleinen Hofhaltung zum fürstlichen Kapellmeister, womit Schott Vorgänger von Johann Andreas Herbst wurde.

WerkePsalmen vnd Gesang-Buch / Darinn die Geistliche Lieder D. Mart. Lutheri / vnd anderer Christen begrieffen / zu vier Stimmen Contrapuncts weiß ordentlich colligiert und zusam[m]en gesetzet, Frankfurt/M.: Latomus 1603; s. RISM S 2106 (digital) – Entgegen Zahn (Die Melodien, S. 101) enthält das Cantionale keine originär auf Schott zurückgehenden Melodien, dagegen aber erstmals mehrstimmige Sätze zu „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ und „Wie schön leuchtet der Morgenstern“; die in D-Cm überlieferten Bass-Stimmen zu zwei vierstimmigen Choralsätzen sowie ein in D-Mbs überlieferter Satz (s. RISMonline) sind Abschriften hieraus. – Nicht überliefert sind u. a.: Motette (Ms.) zur Hochzeit von Landgraf Philipp III. von Hessen-Butzbach mit Anna Margaretha von Diepholz am 29. Juli 1610 (Paraphrasis brevis et perspicua super Psalmum 45. In solemnitatem nuptialem […] octo vocibus composita […]); ehem. D-DS (vgl. hierzu Dotter) <> Daß neu geborne Kindelein (nachgewiesen im von Johann Andreas Herbst 1615 angelegten Butzbacher Inventar (D-DSsa (Best. D 4, 66/11; digital)

Quellen — KB Butzbach <> Gustav Toepke, Die Matrikel der Universität Heidelberg von 1386 bis 1662, Heidelberg 1886

Literatur — Johannes Zahn, Die Melodien des deutschen evangelischen Kirchenliedes, Bd. 6, Gütersloh 1893 <> Karl Dotter, Johann Georg Schott. Ein Butzbacher Komponist des 17. Jahrhunderts, in: Die Heimat im Bild. Beilage zum Gießener Anzeiger 16. Dez. 1926, S. 200 <> Berz 1970 <> Walter Blankenburg, Art. Schott, Johann Georg, in: MGG2P (2006)

Abbildung: Titel zu Psalmen vnd Gesang-Buch (1603); D-Gs


Axel Beer

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  • angelegt 2024/11/01 20:35