Projektkonzeption
Das Lexikon Musik und Musiker am Mittelrhein wurde von Hubert Unverricht (1927–2017) in den Jahren 1974 und 1981 als Band 21 und 22 der Beiträge zur mittelrheinischen Musikgeschichte bei Schott in Mainz herausgegeben. Eine vollständig überarbeitete und vor allem auch erweiterte zweite Auflage des Nachschlagewerks ist längst ein Desiderat, konnte aber trotz intensiver Vorarbeiten aus unterschiedlichen Gründen bisher nicht realisiert werden. Da die Voraussetzungen sich inzwischen geändert haben und auch eine Einigung darüber zustandekam, die zweite Auflage auf elektronischem Wege zu präsentieren, steht „MMM2“ nun ab Oktober 2018 allen Interessentinnen und Interessenten online zur Verfügung.
Der zu betrachtende geographische Raum umfasst gemäß der Satzung der Arbeitsgemeinschaft für mittelrheinische Musikgeschichte zunächst das gesamte Bundesland Rheinland-Pfalz, ferner das Saarland, von Hessen den Rheingau und Teile des ehemaligen Fürstentums Nassau, das frühere Großherzogtum Hessen-Darmstadt, von Baden-Württemberg die ehemaligen Teile der Kurpfalz, schließlich die im ehemaligen „Oberstift“ des Kurfürstentums Mainz in Bayern (Unterfranken) gelegenen Gebiete.
Ziel des Lexikons ist eine möglichst umfängliche Erfassung von Personen, die als Komponisten (hier und im Folgenden sind natürlich immer beide Geschlechter gemeint), Instrumentenbauer, Wissenschaftler oder auch Verleger im mittelrheinischen Raum nicht nur tätig waren, sondern auch „Werke“ in einem umfänglichen Sinne hinterlassen haben. Folglich werden – und dies vor allem aus dem Grunde, da die Aufgabe ansonsten kaum zu bewältigen wäre – Personen, die „lediglich“ als Sänger oder Instrumentalisten greifbar sind, (zumindest vorläufig) nicht berücksichtigt. Einige Städteartikel sollen im Laufe der Zeit hinzukommen und einen Überblick über die Institutionen, in denen viele der Personen tätig waren, ermöglichen.
Die Gestaltung der Artikel folgt der Maßgabe, personengeschichtliche Fakten möglichst übersichtlich, mithin kurz und bündig, zu präsentieren und vor allem keinerlei künstlerische oder ästhetische Bewertung des jeweiligen Schaffens einfließen zu lassen. Folglich ist ein vollkommen vergessener und in keinem anderen Lexikon zu findender Mainzer Musiklehrer, wie etwa Frohwald Thiemer, der eine Handvoll Kompositionen hinterlassen hat, ebenso selbstverständlich enthalten wie ein Ludwig van Beethoven, der einige seiner Spätwerke in einem Mainzer Verlag veröffentlichte – dass Personen von überregionaler und allgemeiner Bekanntheit wie etwa Letzterer nur hinsichtlich ihrer Tätigkeit oder ihrer Präsenz im mittelrheinischen Raum Berücksichtigung finden, sei betont. Besonderes Gewicht wird gerade im Falle weniger oder bisher gar nicht geläufiger Namen neben der Präsentation biographischer Fakten auf die Erfassung des kompositorischen Schaffens gelegt, wobei, sofern zu ermitteln, Fundorte unter Verwendung der RISM-Siglen bzw. via Verweis auf RISM-Einträge angegeben sowie Links zu Digitalisaten gesetzt werden.
Die Konzeption der Artikel mit ihrer ausdrücklichen Gewichtung im Bereich des Quellenbestands mag als Anregung sowohl für die musikalische Praxis als auch für die Wissenschaft verstanden werden, sich vorurteilsfrei – mithin ohne Rechtfertigungsdruck – mit vergessenem Kulturgut in möglichst vielfältiger Weise auseinanderzusetzen. Nach wie vor bleiben folglich die Grundsätze der ersten Auflage des Nachschlagewerks gültig, wie Hellmut Federhofer (1911–2014) sie in seinem Geleitwort 1974 beschrieb: Die „Bestandsaufnahme aller einschlägiger Quellen“ schilderte er als Voraussetzung für „eine Musiktopographie dieser Landschaft“; der Wert des Lexikons liege darin, „was Enzyklopädien und Lexika anderer Zielsetzungen nicht enthalten können.“ Entsprechend verstehen wir auch die zweite Auflage des „MMM“ als einen „Eitner für den Mittelrhein“, eine Dokumentation des Quellenrepertoires, die nicht ästhetisch urteilt, sondern primär faktisch und verlässlich informiert.
Eine beträchtliche Anzahl von Artikeln liegt bereits zur Endredaktion vor, andere befinden sich in Arbeit, und wieder andere warten darauf, dass jemand sich ihrer annimmt. Unterstützung „von außen“ ist immer willkommen, und sei es in Form von Hinweisen auf Fehler, Versäumnisse und dergleichen mehr.
Projektberichte
Axel Beer, Martin Bierwisch, Kristina Krämer, Das MMM2 – Ein regionalgeschichtliches Onlinelexikon der Arbeitsgemeinschaft für mittelrheinische Musikgeschichte, in: Brückenschläge zwischen Musikwissenschaft und Informatik. Theoretische und praktische Aspekte der Kooperation, in Verbindung mit der Fachgruppe Digitale Musikwissenschaft hrsg. von Stefanie Acquavella-Rauch, Andreas Münzmay und Joachim Veit (= Musikwissenschaft: Aktuelle Perspektiven. Bericht über die Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung 2019 in Paderborn und Detmold, Bd. 3), Detmold, Musikwissenschaftliches Seminar der Universität Paderborn und der Hochschule für Musik Detmold, 2020, S. 199–205, DOI: 10.25366/2020.108 online
Martin Bierwisch, MMM2 ist Online, Ein Lexikon zur Musik und Musikern am Mittelrhein, in: RISM News (29. Nov. 2018) online
Martin Bierwisch und Kristina Krämer, Opernpartiturabschriften in der Library of Congress und ein identifizierter Kopist, in: RISM News (24. Febr. 2020) online
Kristina Krämer, „In Frankfurt a/m zu haben bey Musikus Ludwig“: Zur Identifizierung des Kopisten Johann Wilhelm Ludwig, in: RISM News (9. März 2020) online
Gudula Schütz, Musik und Musiker am Mittelrhein – Ein Online-Lexikon, in: Musica Sacra 141/3 (Juni 2021), S. 178
Axel Beer, Musik und Musiker am Mittelrhein – Online (MMM2), in: MittAGm 91 (2021), S. 66f.
Presse
Julian Dorn, Die Spur des Komponisten führt auch in die Burgstadt. Der Musikwissenschaftler Axel Beer hat über das Leben von Joseph Dokowicz geforscht, in: Höchster Kreisblatt 7. Juni 2021
Ein Komponist in Eppstein – Forschungen führen in die Burgstadt, in: Eppsteiner Zeitung 9. Juni 2021 (online)
Spuren eines Komponisten, in: F.A.Z. 10. Juni 2021
Musik und Musiker am Mittelrhein, in: Ars Organi 69/3 (Sept. 2021), S. 189