lommer


LOMMER (latinisiert Lommerus), DANIEL * Zeitz ca. 1615/20 | begr. Frankfurt/M. 22. (nicht 20.) Jan. 1682; Lehrer und Kantor, Kapellmeister

Wie sein Vater Michael (ca. 1588–1631; Pfarrer in Zeitz) studierte Daniel Lommer (vermutlich in Gießen) Theologie. Schon bevor er 1639 den Magistergrad erlangte, wurde er 1638 Adjunkt des Ordinarius der untersten Klasse am Frankfurter Gymnasium und gleichzeitig Leiter des Schulchors (praefectus chori majoris). Wenig später avancierte er zum Ordentlichen Lehrer (Praeceptor classicus); 1655 erfolgten seine Beförderung zum Ordinarius der unteren Klassen sowie etwa gleichzeitig die Ernennung zum Kantor. Neben seinem Schuldienst übernahm Lommer – da er seine dürftigen Lehrerbezüge aufzubessern gezwungen war – in den Jahren 1640 bis 1641 die Aufgabe, die Frankfurter Ratsbibliothek zu ordnen, als deren ehrenamtlicher Leiter er von 1662 an fungierte. Nach dem Tod Johann Andreas Herbsts (1666) wurde er schließlich dessen Nachfolger als städtischer Musikdirektor, womit die Leitung der Kirchenmusik in der Barfüßerkirche und an St. Katharinen verbunden war. Während Johannes Schober, der bereits seit 1681 die Musik an St. Katharinen leitete, sich vergeblich um Lommers Nachfolge bewarb und weiterhin die Aufgabe des Vizekapellmeisters versah, erhielt Georg Christoph Strattner den Zuschlag. Daniel Lommer war seit 1641 verheiratet mit der Frankfurter Goldarbeiterswitwe Anna Catharina Bebinger geb. Kayser; im Folgejahr erhielt er das Bürgerrecht. Wann genau er zwischenzeitlich die Funktion des Musikdirektors in Ulm innehatte, die er in seinem Bewerbungsschreiben des Jahres 1666 erwähnt, ist noch nicht ermittelt; wir wissen aber, dass sein Bruder Christian Lommer (1625–1685) wenigstens in den Jahren 1655 bis 1657 dort (als Buchbinder und Buchhändler) lebte.

Werke — „Herr / wie du wilt / so schicks mit mir“ (C, A, T, B), in: Leichenpredigt auf Erasmus Seiffart (Christiana eutanasia/Christliche Güldene Sterb-Kunst) von Georg Philipp Liechtstein, Frankfurt: Spörlin 1664; s. VD 17 39:108470M sowie Schaefer 1975, S. 473 <> Beiträge (Gedichte, Epicedien) zu mehreren Personalschriften, etwa zur Leichenpredigt auf Johann Maximilian zum Jungen (Aeternitatis cogitatio) von Johann Conrad Mohr, Frankfurt: Hoffmann 1649, S. 86–87 – hier auch eine dreistimmige Trauerode von Johann Andreas Herbst (nach den Epicedien); s. VD 17 1:033116N

Quellen — KB Frankfurt; KB Ulm <> Stammbuch des Buchbindergesellen Christian Lommer (geführt ab 1645) mit einem Eintrag Daniel Lommers („meinem hertzgeliebten Bruder“, 1647); D-WRz (digital) <> weitere Quellen bei Valentin

Literatur — Valentin 1906 <> Schaefer 1975 <> Peter Cahn, Kirchenmusik an St. Katharinen, in: St. Katharinen zu Frankfurt am Main, hrsg. von Joachim Proescholdt, Frankfurt 1981, S. 294–296 <> Ann Barbara Kersting-Meuleman, Die Musik an der Barfüßer- und Paulskirche, in: Von der Barfüßerkirche zur Paulskirche. Beiträge zur Frankfurter Stadt- und Kirchengeschichte, hrsg. von Roman Fischer, Frankfurt 2000 (Studien zur Frankfurter Geschichte 44), S. 354 <> Roman Fischer, Art. Lommer, Daniel in: Frankfurter Personenlexikon (online; dort weitere Literaturangaben)

Abbildung: Lommers bislang einzige bekannte Komposition (Ausschnitt) in der Leichenpredigt auf Erasmus Seiffart, Frankfurt 1664; D-WO (digital)


Axel Beer

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  • Zuletzt geändert: 2025/02/17 09:04
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  • angelegt 2025/02/07 18:54