sagittarius


SAGITTARIUS, MATTHIAS * in oder in der Gegend von Meran (Südtirol) gegen 1590 | † Frankfurt/M. vor 13. Okt 1635; Organist

Sehr wahrscheinlich gehört der Frankfurter Barfüßerorganist derselben Familie an wie die Brüder Zacharias und Johann Sagittarius, die aus Meran oder der näheren Umgebung stammten, 1586 einen Wappenbrief Erzherzog Ferdinands II. von Tirol erhielten und u. a. um 1600 Pfarrorganisten in Innsbruck waren; Zacharias war zudem 1593 an der Renovierung der Orgel der Pfarrkirche in Meran beteiligt, was die Aussage zulässt, dass er als Vater Matthias Sagittarius’ zumindest in Betracht kommt. Letzterer findet in Frankfurt erstmals (und zwar als bereits mit einem guten Ruf ausgestatteter Musiker) Erwähnung, als Johann Andreas Herbst Ende des Jahres 1623 beim Rat der Stadt die Einrichtung einer zweiten, für die Aufführung mehrchöriger Kompositionen in der Barfüßerkirche unumgänglichen Organistenstelle („Klein-Organist“ bzw. auch Organist an der „Musik-Orgel“) und Sagittarius als den geeigneten Kandidaten hierfür durchsetzte. Bis zur Fertigstellung eines zusätzlichen Instruments (1628) nutzte Sagittarius für seine Aufgabe sein eigenes Regal. Insbesondere während der Zeit der Besetzung der Stadt durch schwedische Truppen (1631–1634) war er als Katholik heftigen Anfeindungen ausgesetzt, die vor allem von Heinrich Tettelbach, dem Senior des Konsistoriums, ausgingen. Beim Versuch, den Musiker mit Hilfe weitgehend haltloser Vorwürfe und Verdächtigungen aus seiner Funktion zu drängen, hatte man bereits mögliche Nachfolger vorspielen lassen; da die Verhandlungen (u. a. mit Philipp Friedrich Böddecker, der die Stelle erst 1638 antrat) nicht zum gewünschten Ergebnis kamen, blieb Sagittarius, der nicht daran dachte, von seiner Konfession abzuschwören und der 1634 das Frankfurter Bürgerrecht erhielt, im Amt (vgl. hierzu Epstein, S. 84), wobei er – nicht unwichtig – das Vertrauen Johann Andreas Herbsts und wohl auch der Mehrzahl seiner Kollegen genoss. Nach seinem Tod blieb die Stelle für einige Zeit unbesetzt, da der zeitbedingte Mangel an Musikern das Aufführen größer besetzter Werke unmöglich machte; erst 1637 wurde Friedrich Buchner als „Klein-Organist“ angestellt. Gelegentlich war Sagittarius, der bisweilen auch in anderen Frankfurter Kirchen (St. Katharinen, Deutschordenshaus) aushalf, außerhalb als Sachverständiger tätig, so etwa 1627 gemeinsam mit Daniel Bollius bei der Begutachtung der umgebauten Mainzer Domorgel. 1624 schloss er die Ehe mit der Frankfurter Notarswitwe Margaretha Keller, einer Tochter des Aschaffenburger Ratsherren Matthäus Horn; er hinterließ eine umfangreiche Bibliothek. Ob Sagittarius neben allem auch Muße zum Komponieren fand, wissen wir nicht.

Quellen — KB Frankfurt <> Akten in D-Fsa (H.02.14; 1624–1634) <> Eingaben Johann Andreas Herbsts an den Rat der Stadt Frankfurt 30. März 1628 und 13. Okt. 1635; s. Epstein 1924, S. 101 bzw. 101–102

Literatur — EitnerQ <> Valentin 1906 <> Peter Epstein, Die Frankfurter Kapellmusik zur Zeit J. A. Herbst’s, in: Archiv für Musikwissenschaft 6 (1924), S. 58–102 <> Alexander Rausch, Art. Sagittarius (Schütz), Brüder [Zacharias und Johann], in: Oeml (digital)


Axel Beer

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