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HENNES, (GOSWIN) ALOYS * Aachen 8. Sept. 1827 | † Berlin 8. Juni 1889; Klavierlehrer und Komponist

Hennes, Sohn eines städtischen Angestellten und im musikalischen Sektor anfangs Autodidakt, wandte sich nach dem Besuch des Aachener Gymnasiums (statt dem familiären Wunsch zu entsprechen, Theologie zu studieren) dem Postwesen zu und arbeitete u. a. in Herford, Köln, Duisburg, Aachen und sogar zeitweise in Schlesien als Zusteller bzw. im Schalterdienst. Seit etwa 1849 erfolgte in Berlin eine Lehrerausbildung, die Hennes mit dem Staatsexamen abschloss, und nach seinem einjährigen Militärdienst besuchte er seit 1852 das Kölner Konservatorium, wo er u. a. bei Carl Reinicke Unterricht erhielt. Seine ersten Stellen als Musiklehrer fand er in Kreuznach und Alzey; hier leitete er zudem einen Gesangverein. Eine freundschaftliche Beziehung zu Friedrich Lux war offenbar der Grund dafür, dass Hennes zunächst nach (Mainz-) Kastel – hier hatte er erstmals im April 1856 ein Konzert veranstaltet – und anschließend (wohl 1861) nach Mainz umzog, wo er nach wie vor privaten Musikunterricht erteilte. Ab 1863 lebte er in Wiesbaden und befasste sich insbesondere mit seinem musikpädagogischen Hauptwerk, den Klavier-Unterrichts-Briefen, die dort zunächst im Selbstverlag erschienen und ihm überregionale Bekanntheit verschafften – bezeichnend ist, dass nicht nur die Wiesbadener Adressbücher seit 1865, sondern auch diejenigen in Berlin, wo er sich 1872 niederließ und seit 1881 am neugegründeten Scharwenka-Konservatorium Elementar-Unterricht erteilte, ihn als „Verfasser der Klavier-Unterrichts-Briefe“ verzeichnen. Die Jahre in Mainz, vor allem aber in Wiesbaden und Berlin boten Hennes zudem auch genügend Zeit, um seine kompositorischen Ambitionen zu pflegen.

Im Sommer 1859 schloss Hennes die Ehe mit der Schrifstellerin Marie (Auguste) geb. Clausnitzer (* Endschütz, heute zu Wünschendorf bei Gera gehörig, 10. Mai 1824 | † Wiesbaden 21. Jan. 1864), die bis zu ihrer Heirat Mitarbeiterin des Illustrirten Familienjournals (Leipzig) gewesen war, gleichwohl ab 1859 ihre Tätigkeit unter dem Namen Marie Clausnitzer-Hennes fortsetzte und vor allem für den Mainzer Anzeiger eine ganze Reihe von Gedichten unterschiedlicher Art schrieb, die in den Jahren 1859 bis 1862 veröffentlicht wurden. Eine Sammlung Neue Gedichte erschien 1861 im Mainzer Selbstverlag und wurde vom Freien Deutschen Hochstift zum öffentlichen Vortrag bestimmt. Bereits 1858 hatte Aloys Hennes einen Text aus der Feder Marie Clausnitzers einem Klavierlied zugrunde gelegt. Beider am 21. Dez. 1861 in Mainz [nicht Wiesbaden] geborene Tochter Theresia (Auguste Concordia; allgemein als „Therese“ bekannt) erhielt bereits in früher Kindheit Klavierunterricht und trat seit ihrem 10. Lebensjahr in einem beträchtlichen geographischen Radius (neben Frankfurt und Darmstadt auch Wien und London) als Pianistin auf (zu den Einzelheiten s. Wenzel bzw. Aloys Hennes 1877); dass sie von ihrem Vater, der natürlich immer an ihrer Seite war und mit seinem pädagogischen Anteil nicht hinter dem Berg hielt, „narzisstisch missbraucht“ wurde (Wenzel), ist eine ebenso fragwürdige wie vielsagende Behauptung. Ihre Karriere endete – den damaligen Konventionen entsprechend – im Jahre ihrer Eheschließung: 1885 heiratete sie unter den Augen ihrer Trauzeugen Friedrich Lux und Fritz Steinbach in Mainz den Musiklehrer Emil August Schaefer und lebte alsdann im Elsass; genauere Informationen liegen bislang nicht vor. Nur wenige Montate nach dem frühen Tod seiner ersten Ehefrau ging Hennes mit der Kaufmannstochter Johanna Rosina geb. Stepf in Wiesbaden eine zweite Ehe ein. Aloys Hennes kam durch einen aus Unachtsamkeit erfolgten Sturz aus dem Fenster zu Tode.

Werke — Die 413 mit (und weitere ohne) Opuszahl veröffentlichten Kompositionen (erschienen zumeist in Bremen, Breslau und Leipzig, einige auch bei André in Offenbach sowie Ganz, Hickethier und →Schott in Mainz) umfassen fast ausschließlich Lieder sowie Salonstücke für Klavier; seit 1863 erschienen die Klavier-Unterrichts-Briefe. Eine neue und praktisch bewährte Lehrmethode in fünf Cursen (Wiesbaden: Selbstverlag; seit 1888 bei Breitkopf&Härtel in Leipzig), 1882 Pädagogische Erfahrungen beim Klavierunterrichte (2. Auflage 1887 ebd.). <> Gedichte von Marie Clausnitzer-Hennes erschienen in der Mainzer Zeitung u. a. am 29. Sept. 1859, 20. Dez. 1859, 1. Febr. 1860, 8. März 1860, 11. März 1860, 11. März 1862 (zur Beisetzung von Marie Theresia Hom, der Tochter von Adam Cornelius Hom), 13. Juli 1862, 29. Juni 1862.

Quellen — Zivilstandsregister Mainz und Wiesbaden, Standesamtsregister Berlin <> Adressbücher Mainz, Wiesbaden, Berlin <> MMB <> Briefe, primär an Bote & Bock, s. Kalliope; Verlagsscheine (1866–1875) in D-OF <> Mainzer Anzeiger 6. Apr. 1856, 30. Apr. 1856, 3. Mai 1856, 27. Mai 1859, 17. Dez. 1859, 25. Dez. 1861, 5. Jan. 1862, 29. Apr. 1862; Leipziger Zeitung 27. Jan. 1864; Mosel-Zeitung 13. Febr. 1874; Signale für die musikalische Welt Nr. 70 (Dez.) 1876, Nr. 46 (Aug.) 1881, Nr. 38 (Aug.) 1889 (kurzer Nekrolog); Darmstädter Tagblatt 13. Jan. 1885 (Konzert von Therese Hennes in Darmstadt); NZfM 19. Juni 1889 (Todesmeldung) <> Pazdírek (mit umfangreichem Werkverzeichnis) <> Aloys Hennes, Therese Hennes an Her Musical Education (Übersetzung nach dem Manuskript von H. Mannheimer), London 1877

Literatur — Mendel/Reissmann; Eschweiler 1918 <> NassB <> Silke Wenzel, Art. Therese Hennes, in: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hrsg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hamburg 2003ff. (Stand 28. Nov. 2023) (online)

Abbildung 1: Carnevals-Klänge. Klavierstück op. 161, Offenbach: André [1872]; D-OF

Abbildung 2: Vortragsstücke für gewandte kleine Hände. Als Concertstücke seiner Tochter Therese gewidmet (Kl.) op. 226, Bremen: Praeger & Meier [1872]; D-BABHkrämer


Axel Beer

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  • Zuletzt geändert: 2024/01/22 12:27
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