poepperl


(1) (Franz) Ferdinand * Groß-Sangerberg (Böhmen; heute Prameny, Tschechien) 23. Jan. 1835 | † Soden am Taunus 16. März 1906; Musikdirektor, Konzertmeister, Musiklehrer, Komponist

(2) Karl (Friedrich) * Soden 8. Febr. 1863 | † ebd. 13. Dez. 1937; Sohn von (1), Kapellmeister, Komponist


(1) Ferdinand Pöpperl kam als Schüler des Prager Konservatoriums, nachdem er 1854 in Bamberg mit einigen Mitschülern konzertiert hatte, nach Augsburg und wurde dort 1856 als Violinist ins Orchester aufgenommen (die Stelle behielt er bis spätestens 1858). Im selben Jahr wurde er erster Kapellmeister der neu eingerichtete Kurkapelle in Soden im Taunus (1881 folgte ihm Otto Kutschenreuter nach), wo er 1858 heiratete und bis zu seinem Tod lebte. In den Wintermonaten trat er regelmäßig bei Kammerkonzerten in Mainz auf – etwa gemeinsam mit Adam Cornelius Hom und Betty →Schott – und wurde spätestens 1866 Konzertmeister des Mainzer Orchesters. Von Ende 1871 bis Oktober 1872 leitete er das Orchester, als dieses aufgrund von Differenzen mit der Theaterdirektion den Dienst verweigerte und unabhängig vom Theater agierte (während dort ein neues Orchester engagiert wurde; vgl. dazu Feustel, S. 178–189). Nach der Lösung des Konflikts und der Wiederanstellung des Orchesters blieb Pöpperl noch bis um 1900 Konzertmeister. Fritz →Volbach erinnerte sich seiner als den „‚alte[n] Pöpperl‘, ein tüchtiger Geiger und Anführer, aber noch tüchtigerer Musiker, der überall Bescheid wußte“ (Volbach, S. 63). Pöpperl unterrichtete auch am Paul Schumacher’schen Konservatorium.

WerkeVexir-Galopp (Orch.) op. 3; D-MZs (Ms.) <> Elisen-Quadrille (Orch.) op. 4; D-MZs (Ms.) <> Lebe wohl. Walzer (Orch.) op. 9; D-MZs (Ms., teils autogr.) <> Jubiläums-Polka (Orch.) op. 11 [1877]; D-MZs (Ms. von Karl Pöpperl) <> Rheinperlen. Concert-Polka (Cornet à Pistons, Orch.) op. 12, Mainz: Schott [1898]; D-MZs <> Der Geschwätzige. Konzert-Polka (Orch.) op. 15; D-MZs (autogr. Ms.) <> Mainzer Leben. Walzer (Orch.) op. 16 [1902]; D-MZs (autogr. Part. (s. Abb.), St.) <> Jubel-Galopp (Orch.; aufgef. Mainz 8. Okt. 1871); D-MZs (Ms.) – (Kl.) [vor 1908]; D-KA (Ms., s. RISMonline) <> Romanze. Abendruhe (Trp., Str.-Orch., Hrf.); D-MZs (Ms.)

Quellen und Referenzwerke — KB und Personenstandsregister Soden am Taunus, KB Sangerberg <> u. a. Tag-Blatt der Stadt Bamberg 10. Juli 1854; Augsburger Tagblatt 1. Nov. 1856, 7. Apr. 1857; Allgemeine Zeitung (München) 4. Nov. 1856; Augsburger Anzeigblatt 4. Mai 1857; Süddeutsche Musikzeitung 16. Apr. 1860, 25. Nov. 1867, 27. Apr. 1868, 18. Jan. 1869; Mainzer Journal 6. Jan. 1871, 30. März 1871, 7. Okt. 1871, 11. Okt. 1871 <> MMB

Literatur — Fritz Volbach, In Mainz, in: Festschrift zum fünfzigjährigen Jubiläum des Städtischen Orchesters Mainz 1976/1926, Mainz 1926, S. 63–65 <> Joachim Kromer, Bad Soden am Taunus. Leben aus den Quellen (Stadtgeschichte Bd. 1), Frankfurt/M. 1990 <> Esther Feustel, „daß dieses Orchester ein wahres Kunstinstitut sei“. Auf dem Weg zur Institution – zur Vorgeschichte und Gründung des Städtischen Orchesters Mainz, in: Mainz und sein Orchester. Stationen einer 500-jährigen Geschichte, hrsg. von Ursula Kramer und Klaus Pietschmann, Mainz 2014, S. 163–206

Abbildung: Erste Seite sowie Ausschnitte von erster und letzter Seite der autographen Partitur von Ferdinand Pöpperls Mainzer Leben. Walzer; D-MZs


(2) Anfang der 1880er Jahre (sowie erneut 1893–mind. 1895) war Karl Pöpperl Dirigent der Sodener Liedertafel. 1885 zog er als Orchestermusiker nach Mannheim – dem Familienbogen zufolge hatte er zuvor in Berlin gewohnt und verließ Mannheim 1892, um sich in Koblenz niederzulassen. Im folgenden Jahr erschienen einige seiner Kompositionen beim dortigen Verlag Falckenberg. Engagements als Kapellmeister folgten in Rostock (1895–97), Elberfeld (1898–99) und Bremerhaven (1900). Von 1900 bis 1913/14 lebte Pöpperl mit seiner Frau Klara geb. Bergner (* Brieg 3. Sept. 1865; Heir. Berlin 1897), als Sängerin ausgebildet am Hoch’schen Konservatorium (1888–92), in Łódź. Er leitete einen Männergesangverein und unterrichtete am deutschen Gymnasium, sie wirkte als Gesanglehrerin. 1914 kehrten beide zurück nach Soden, wo Pöpperl als Nachfolger Max Brückners die Leitung der Kurkapelle übernahm und bis 1918 innehatte. Von 1922 bis 1932 lässt er sich in Chemnitz als Kapellmeister und Leiter einer eigenen Musikschule nachweisen, an der zeitweilig auch sein Sohn, der Pianist Ferdinand (II) Pöpperl (dieser hatte zuvor auch in der Kurkapelle mitgespielt), unterrichtete. Vermutlich verbrachte er anschließend seinen Ruhestand in Soden.

Werkegedruckt: Zwei Männerchöre (Wanderers Nachtlied, Mailied) op. 7, Koblenz: Falckenberg [1893] <> 2 kleine Stücke (Traurig, Fröhlich) (Vl., Kl.) op. 15, ebd. [1893]; D-B <> Weihnachtslied (Vl., Kl.) op. 19, ebd. [1893]; D-B <> Versöhnung (Mch.) op. 21 Nr. 1, ebd. [1893] <> Melodische Unterhaltungsstücke (Romanze, Abendlied; Vl., Kl.) op. 23, ebd. [1893]; D-B <> Trinklied aus Hildegundis (Mch., Orch.), KlA., Berlin: Bote & Bock [1903]; ehem. D-B <> Um Mitternacht (gem. Chor), ebd. [1903]; ehem. D-B <> Hans und Käthe (Sst., Kl.) op. 24, Leipzig: Siegel [1907]; D-B <> Schau ins Auge deinem Kinde (Mch.) op. 40 Nr. 1, ebd. [1907]; D-B <> Waldesstille (Mch.) op. 40 Nr. 2, ebd. [1907]; D-B <> Die Alpenrosen (Mch., Orch.) op. 43, ebd. [1907]; D-B <> ungedruckt: Festouverture (aufgef. Rostock 5. Okt. 1895 zur Eröffnung des Theaters) <> Hildegundis Phantastisches Zauberspiel (aufgef. Elberfeld 11. Apr. 1899)

Quellen und Referenzwerke — Personenstandsregister Soden am Taunus, Berlin; Familienbogen Mannheim <> Adressbücher Chemnitz <> Jahresberichte des Hoch’schen Konservatoriums <> Neuer Theater-Almanach 1897–1900 <> Signale für die musikalische Welt Nr. 57 (Nov.) 1893, 22. Apr. 1899; NZfM 13. Sept. 1899; Neue Lodzer Zeitung 4. Dez. 1912 <> MMB

Literatur — Kromer (s. o.) <> Michael Stefan Pietschmann, „Aus deinem Reiche muß ich fliehn – O Königin, Göttin! Laß mich ziehn!“ Wagners Werke am Stadttheater in Rostock, Marburg 2002 <> Krzysztof Paweł Woźniak, Świeckie i kościelne chóry niemieckie w Łodzi (do 1939 roku). Organizacja – działalność – repertuar, in: Studia z Historii Społeczno-Gospodarczej 13 (2014), S. 127–141 (hier S. 130, 139)


Kristina Krämer

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