Hans-Christian Müller
MÜLLER, HANS-CHRISTIAN * Berlin 12. Nov. 1935 | † Dortmund 23. Juni 1993; Musikwissenschaftler und Bibliothekar
Nach dem Studium der Musikwissenschaft, Germanistik und Volkswirtschaft in Berlin und Kiel, das Müller 1964 mit einer Promotionsarbeit zu den Liederdrucken des Frankfurter Verlegers Christian →Egenolff abschloss, war er Mitarbeiter in der Redaktion der Reihe Das Erbe deutscher Musik. Infolge seiner Befassung mit der Musikgeschichte des 16. Jahrhunderts verfasste er mit diesem Schwerpunkt Lexikonartikel für MGG1 und New Grove (als Autor des Egenolff-Artikels war er zudem im MMM1 vertreten) und gab im Möseler-Verlag zwei Notenbände heraus. Seit etwa 1967 war Müller als Redakteur im Mainzer Verlag Schott tätig, wo er u. a. den zweiten Band des Hoboken-Verzeichnisses und die Wagner-Gesamtausgabe mit betreute. 1971 wechselte er in den Bibliotheksdienst und qualifizierte sich 1974 am Bibliothekar-Lehrinstitut in Köln für den höheren Dienst an wissenschaftlichen Bibliotheken. Seine Abschlussarbeit zum Mainzer Hofmusikstecher Bernhard Schott und der Frühgeschichte seines Verlags erschien 1977 in erweiterter Fassung als Band Nr. 16 der Beiträge zur mittelrheinischen Musikgeschichte (und wurde den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft für mittelrheinischen Musikgeschichte, zu denen Müller seit 1971 zählte, 1978 als Jahresgabe überreicht). Der in mehreren Rezensionen von namhaften Bibliographen an Müller herangetragene Wunsch nach einer Fortsetzung blieb unerfüllt. Seit 1974 war er an der Stadt- und Landesbibliothek in Dortmund angestellt und legte – mit Ausnahme von zwei weiteren Aufsätzen zu Schott – fortan den Fokus seiner Publikationen auf die dortige Region, ohne jedoch musikgeschichtliche Fragestellungen aus dem Blick zu verlieren. Weiterhin fungierte er seit 1973 gemeinsam mit Karl Heinz Füssl (1924–1992) als Editionsleiter der Wiener Urtext Edition. Müllers Ehefrau Hella (eigentl. Helena Maria) geb. Strehlke (1933–2016) war als Musiklehrerin in Dortmund tätig.
Werke — Schriften mit Musikbezug: Die Liederdrucke Christian Egenolffs, Phil. Diss., Kiel 1964 <> Quellenkritische Bemerkungen zu Mozarts Fantasie KV 385f (396), in: Mf 24 (1971), S. 295–297 <> Bernhard Schott, Hofmusikstecher in Mainz. Die Frühgeschichte seines Musikverlages bis 1797. Mit einem Verzeichnis der Verlagswerke 1779–1797, Mainz 1977 (BzmM 16) – rezensiert von Rita Benton (in: Fontes Artis Musicae 25 (1978), S. 194f.) und Alexander Weinmann (in: Mf 32 (1979), S. 458f.) <> Bernhard Schott, in: Personen und Wirkungen. Biographische Essays, Mainz 1979, S. 105–110 <> Der Nachlaß des Dortmunder Kapellmeisters Georg Hüttner in der Stadt- und Landesbibliothek. Ein Beitrag zum Dortmunder Musikleben um die Jahrhundertwende, in: Von Büchern und Bibliotheken in Dortmund. Beiträge zur Bibliotheksgeschichte einer Industriestadt. Zum 75jährigen Bestehen der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund, hrsg. von Alois Klotzbücher, Dortmund 1982, S. 144–168 <> Westfälische Komponisten. Verzeichnis der Musikalien und Schallplattenaufnahmen westfälischer Komponisten in der Musikabteilung der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund, Dortmund 1985 <> Über den Verleger Bernhard Schott, in: Die Publizistik der Mainzer Jakobiner und ihrer Gegner, Mainz 1993, S. 159–162 <> Literatur zum Dortmunder Musikleben, in: Wilhelm Feldmanns „Versuch einer kurzen Geschichte des Dortmunder Conzerts, von seiner Entstehung an bis jetzt 1830“, Hildesheim 1994, S. 177–219 <> Art. Egenolff, Christian, in: MMM1 <> Etwa zwei Dutzend Artikel, vornehmlich zu Komponisten des 15./16. Jahrhunderts, in: MGG1 und NewGroveD (1980) <> Besprechungen von Notenausgaben in: Mf 23 (1970), S. 498–500 und Mf 45 (1992), S. 211f. <> Schriften ohne Musikbezug: „Programm habe ich nicht. Die Welt hat auch keins“. Zum 125. Geburtstag des Dichters Peter Hille, Dortmund 1979 (Mitteilungen der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund, Neue Folge 13) <> „Kleines Leben in England“. Arnold Bender 1904–1978. Ein Dortmunder Schriftsteller im Exil, Dortmund 1982 (Mitteilungen der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund, Neue Folge 16) <> (als Hrsg.) Friedrich Wilhelm Grimme. 1827–1887. Dem Dichter des Sauerlandes zum 100. Todestag, Dortmund 1987 <> Der Nachlaß Erwin Sylvanus’ in der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund. Ein Arbeitsbericht, in: Literatur in Westfalen 1 (1992), S. 245–251 <> Ausgaben: Matthias Greiter, Sämtliche weltliche Lieder (4–5 St.), Wolfenbüttel: Möseler (1962) <> Ludwig van Beethoven, Neun Variationen über das Thema „Quant’ è più bello“ aus der Oper „La Molinara“ von G. Paisiello“ (WoO 69), Mainz: Schott (1969) <> Achtzehn weltliche Lieder aus den Drucken Christian Egenolffs, Wolfenbüttel: Möseler (1970) <> Johann Sebastian Bach, Französische Suite Nr. 5 (BWV 816), Mainz: Schott (1972) <> Ders., Französische Suite Nr. 6 (BWV 817), ebd. (1972) <> Im Wiener Urtext gab Müller zwischen 1973 und 1983 etwa 14 Ausgaben von Werken Bachs, Brahms’, Mozarts und Schumanns heraus.
Quellen und Literatur — Biographischer Abriss, in: Personen und Wirkungen. Biographische Essays, Mainz 1979, S. 382 <> Briefe und Unterlagen Müllers (mehrheitlich das Hoboken-Verzeichnis betreffend); D-B, D-MZsch – siehe auch Kalliope
Kristina Krämer