Johann Michael Müller
MÜLLER, JOHANN (get. als „Hanß“) MICHAEL get. Schmalkalden 21. Nov. 1683 | † Hanau 14. Sept. 1743; Organist, Lehrer, Musikdirektor und Komponist
Bisher ist nicht bekannt, wem Müller, Sohn eines fürstlichen „HoffMayers“ in Schmalkalden, seine musikalische Ausbildung zu verdanken hatte; dagegen ließ sich inzwischen ermitteln, dass er seine „akademischen Jahre“ (Strieder) an der Hohen Landesschule (Gymnasium illustre) seit 1702 in Hanau verbrachte. 1706 erhielt er eine Anstellung als Organist an der dortigen reformierten Marienkirche und als städtischer Musikdirektor, wurde im Oktober 1713 „Collega“ der Landesschule und stieg 1736 zu deren Konrektor auf. Obwohl Müller keine Funktion bei Hof innehatte, fand Graf Philipp Reinhard offenbar Gefallen an dessen Instrumentalwerken – jedenfalls bedankte sich der Komponist artig für die ihm widerfahrenen „bienfaits & et les graces toutes particulieres“ in der an den Landesherrn gerichteten Widmungsvorrede seines Opus primum. Eine zumindest gut nachbarliche Beziehung bestand zudem zu Georg Philipp →Telemann, der dem Choralbuch des Kollegen ein Lobgedicht vorausschickte. Verheiratet war Müller seit 1715 mit der aus Schlüchtern stammenden Pfarrerstochter Johanna Maria Schaffnicht.
Werke — XII SONATES à un Hautbois de Concert, qu’on doit jouer sur cet Instrument sur tout quand il y a écrit Solo, deux Hautbois ou Violons, une Taille, un Fagot & Basse Continue pour le Clavecin, ou Basse de Violon […] Premier Ouvrage, Amsterdam: Roger [1709/10]; s. RISM M 7904 <> (mit 21 Melodien Müllers:) Neu-aufgesetztes / vollständiges / und nach der neu- und reinesten COMPOSITION eingerichtetes Psalm- und Choral-Buch, In welchem nicht allein Die Hundert und Funffzig Psalmen Davids / Sondern auch die gebräuchlichste Evangelisch-Lutherische Kirchen-Gesänge / Nebst des Neanders Bundes-Liedern / So bißhero nach keinen bekandten Melodien gesungen worden / in fügliche Melodie gesetzt / Und insgesamt Auf das Clavier mit einem richtigen Baß aufs neue versehen, Frankfurt/M.: Stock 1718 bzw. 1719 [vgl. hierzu Schaefer, S. 564 und 568]; s. RISM M 7898 (s. Abb. aus D-Mbs) – 2. erw. Aufl. Frankfurt: Stocks Erben 1735 bzw. 1736; s. RISM M/MM 7899 bzw. MM 7899a – weitere erw. Aufl. als Vollständiges Hessen-Hanauisches Choral-Buch, hrsg. von Johann Daniel Müller, ebd. 1754; s. RISM M 7900 <> Anhang Zu dem Müllerischen Psalmen- und Choral-Buch […], ebd. 1739; s. RISM M 7901 – Vermehrter Anhang […], ebd. 1741; s. RISM M 7902 <> Variirter Choral- und Psalmen, Mit einigen kurtzen Präludien, Bey dem Gottes-Dienst und Privat-Andacht nützlich zu gebrauchen […] Erster Theil, Frankfurt/M.: Stocks Erben 1735; s. RISM M 7903 – ein 2. Teil (mit „Präludia, Fugen und 1 Concert“) erschien Adlung (S. 694) zufolge ebd. 1739; er ist nicht überliefert.
Quellen — KB Hanau (St. Marien) und Schmalkalden <> Matrikel der Hohen Landesschule Hanau <> Jacob Adlung, Anleitung zu der musikalischen Gelahrtheit, Erfurt: Jungnicol 1758, S. 670f., 694, 718 <> Friedrich Wilhelm Strieder, Grundlagen zu einer Hessischen Gelehrten und Schriftsteller Geschichte, Bd. 9, Kassel 1794 <> freundliche Auskünfte von Herrn Stephan Loquai, Stadtarchiv Hanau (Sept. 2022)
Literatur — Walter Blankenburg, Art. Müller, Johann Michael, in: MGG1 <> Schaefer 1975, Bd. 2, S. 564f., 568f.
Abbildung: Titel des Choral-Buchs; D-Mbs
Axel Beer