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MOHR, ALBERT RICHARD * Frankfurt/M. 27. Dezember 1911 | † ebd. 23. Juli 1992; Musik- und Theaterwissenschaftler

Bereits mit vier Jahren bekam Mohr von seiner Mutter „eine Geige in die Hand gedrückt“ (Didion/Hartmann 1992, S.8). Während seiner Schulzeit war er dann erster Geiger im Schulorchester und Stimmführer im Chor. Mit einem absoluten Gehör ausgestattet, betätigte er sich als Chorleiter und Organist im Raum Frankfurt und wurde mit einem Leistungsstipendium am Hoch’schen Konservatorium gefördert. Auf Drängen des Vaters begann er nach dem Abitur zunächst 1931 ein Medizinstudium, dem jedoch schon bald ein Wechsel zur Musikwissenschaft, Germanistik und Kunstgeschichte folgte. Mit dem Collegium musicum führte er mehrfach Konzerte auf, welche auch im Frankfurter Hörfunk übertragen wurden. Ab 1932 als Assistent am musikwissenschaftlichen Institut in Frankfurt, katalogisierte er die Manskopfsche Sammlung. 1935 gründet er zusammen mit Gerhard Frommel den Frankfurter Arbeitskreis für Neue Musik, welcher jedoch 1943 aufgrund des Lizenzentzugs die Arbeit einstellen musste. 1937 wurde er von der Universität aufgrund von Spannungen mit den Nationalsozialisten verwiesen. Von 1937 bis 1943 war er Dozent an der Staatlichen Hochschule für Musik. Daneben arbeitete er seit 1938 an der Frankfurter Oper, erst als Hilfskraft und nach kurzer Zeit bereits als künstlerischer Betriebsdirektor. Im März 1944 sorgte er für die Rettung der Instrumente und einen Großteil des Notenarchivs des zerstörten Opernhauses. Nach einer schweren Verwundung durch einen Fliegerangriff und baldigem Kriegsende engagierte er sich für den Wiederaufbau beschädigter Kulturhäuser wie der Alten Oper. Von 1947 bis 1976 arbeitete er hauptberuflich als Lizenzträger für das Musiktheater bei der Bundesanstalt für Arbeit, bei der er Künstler an verschiedene Bühnen im In- und Ausland vermittelte. Es folgten zahlreiche Auszeichnungen auf städtischer, Landes- und Bundesebene. 1983 übergab Mohr seine Sammlung an Bühnenbild- und Kostümentwürfen, Fotographien, Briefautographen und Noten- und Buchmanuskripten der Frankfurter Universitätsbibliothek (siehe Nachlass).

Sammlung — Notenautographe von Carl Orff, Hans Pfitzner, Richard Strauss u. v. m. <> ca. 200 Bühnenbildentwürfe der 1930er und 1940er Jahre in- und ausländischer Bühnen <> ca. 6.200 Fotographien (Komponisten, Sänger, Schauspieler, Szenenbilder, Theater- und Opernhäuser) <> Karikaturen (Dirigenten und Sänger)

Werke — Schriften (Auswahl): Frankfurter Theaterleben im 18. Jahrhundert, Frankfurt/M. 1940 <> Frankfurter Theater von der Wandertruppe zum Komödienhaus, ein Beitrag zur Theatergeschichte des 18. Jahrhunderts, ebd. 1967 <> Die Römerberg-Festspiele Frankfurt am Main 1932–1939, ebd. 1968 <> Hans Meissner und das Frankfurter Theater, ein Beitrag zur Theatergeschichte mit Bildern und zeitgenössischen Berichten, ebd. 1968 <> Das Frankfurter Mozart-Buch, ein Beitrag zur Mozartforschung, ebd. 1968 <> Die Frankfurter Oper 1924–1944, ebd. 1971 <> Die Frankfurter Singakademie 1922–1972, ebd. 1972 <> Das Frankfurter Schauspiel 1929–1944, ebd. 1974 <> Musikleben in Frankfurt am Main. Ein Beitrag zur Musikgeschichte von 11. bis zum 20. Jahrhundert, ebenda 1976 <> Das Frankfurter Opernhaus 1880–1980, ebd. 1980 <> Christliche Kunst in Frankfurt am Main, Bilder aus zwölf Jahrhunderten, ebd. 1983 <> Zauberwelt. Bühnenbildentwürfe der Frankfurter Oper aus zwei Jahrhunderten, Nördlingen 1986 <> Musik in der Kunst. Kostbarkeiten aus Frankfurter Sammlungen und Museen, Frankfurt/M. 1989.

Quellen und Literatur — Teilnachlass (Briefe von verschiedenen Musikern, 1938–1943) in D-Fsa <> KlötzerFB <> Robert Didion und Bernhard Hartmann, Zum Leben und Schaffen des Musik- und Theaterhistorikers Albert Richard Mohr, Frankfurt/M. 1992 <> Albert Richard Mohr und seine Musik- und Theatersammlung in der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main : Begleitheft zur Ausstellung der Stadt- und Universitätsbibliothek vom 7. Februar bis 13. März 1992, ebd. 1992

Abbildung: Grabstein Albert Richard Mohrs auf dem Frankfurter Hauptfriedhof (Gewann D, Nr. 454), aufgenommen von Kristina Krämer im August 2018


Martin Bierwisch

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  • von kk
  • angelegt 2018/10/16 16:07