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CRAMER, (WILHELM) HEINRICH („HENRI“) * Stuttgart 16. Febr. 1809 (nicht 1818) | † Frankfurt/M. 30. Mai 1877; Musiklehrer und Komponist

Cramer, Sohn eines Stuttgarter Kaufmanns, war ab 1826 Schüler Peter Joseph von Lindpaintners in Stuttgart und später Ignaz von Seyfrieds in Wien. 1832 ließ er sich in Frankfurt als Musiklehrer nieder und erlangte 1845 (im Zusammenhang mit seiner Eheschließung; s. u.) das Bürgerrecht. Die seit Mendel (1873) hier und da (u. a. bei Viotta) begegnende Ansicht, Cramer hätte „abwechselnd in Frankfurt a. M. und in Paris“ gelebt, beruht auf einem Irrtum: Wohl haben Pariser Verlage gelegentlich Werke Cramers (wie ganz üblich) nachgedruckt, was ebenso zu Fehlannahmen geführt haben mag wie die eine oder andere Korrespondenzmeldung in der Frankfurter Presse, dass der „Pianist Cramer […] nach zweimonatlichem Aufenthalt in London wieder hier [i. e. Paris] eingetroffen ist“ (Frankfurter Konversationsblatt 23.10.1842) – es handelt sich hierbei zweifelsfrei um den aus Mannheim stammenden Johann Baptist Cramer (1771–1858). Dass, wie die Signale für die musikalische Welt in einem kurzen Nekrolog melden, „nicht nur deutsche, sondern auch französische und englische Verleger sich nicht scheuten“, Werke Cramers „unter seinem Namen herauszugeben, von denen er niemals eine Note zu Gesicht bekommen hatte“, ist ebenso durch nichts zu belegen. Es spricht zudem alles dafür, dass Cramer niemals öffentlich als Pianist aufgetreten ist und wohl auch kaum je seinen Wohnort verlassen hat, sich mutmaßlich nur bedingt darum scherend, dass seine vom Publikum und somit von den Verlagen geschätzten Werke von anderen als „Dilettantenfutter“ (Bernsdorf 1856) und „Fabrikarbeit in Potpourri’s aus Opern“ (Schuberth 1878) abgetan wurden, obwohl er seinem Verleger Simrock schon 1846 mitteilte, dass er „künftig keine Compos. unter dem Titel Potpourri erscheinen zu lassen“ wünschte (Brief Simrocks an Cramer, Bonn 13.5.1846). Wer seine Schülerinnen und Schüler waren, ließ sich noch nicht ermitteln. Verheiratet war Cramer seit 1845 mit Marie Henriette Bertha geb. Walter (1824–1890), der Tochter eines Frankfurter Handelsmanns.

Werke — über 170 Ausgaben mit Opuszahl (Potpourris, Fantasien, Variationen, Morceaux de Salon u. a. über Volkslieder und vor allem Opernmelodien, sämtlich für Kl. 2ms und teils in umfangreichen, bis zu drei Dutzend Stücke zählenden Sammlungen, dazu einige wenige Lieder und Originalkompositionen für Klavier) erschienen seit 1834 zunächst bei Dunst bzw. Fischer in Frankfurt, dann ganz überwiegend bei André in Offenbach (zumeist in D-OF vorhanden) und →Schott in Mainz (vielfach in D-Mbs vorhanden), seit 1845 in geringerem Umfang auch bei Simrock in Bonn.

Quellen und Referenzwerke — KB und Standesamtsregister Frankfurt und Stuttgart <> Senatssupplikationen 322/28 (Institut für Stadtgeschichte Frankfurt/M.; freundliche Mitteilung von Dr. Roman Fischer) <> Korrespondenzen und Verlagsverträge in D-OF; Kopierbücher des Verlags Simrock ab 1846 (A-Wn; zitierte Stelle in Band 1846, f. 42r) <> Frankfurter Presse (Anzeigen von Verlagswerken Andrés und Schotts); AmZ (s. Reg.) und NZfM (Anzeigen und Besprechungen); Signale für die musikalische Welt, Juni 1877, S. 572 (Nekrolog) <> MMB, Pazdírek, Kat. André 1900, Kat. Schott 1900, Kat. Simrock <> Bernsdorf, GollmickH, Mendel/Reissmann, SchuberthC 1878, ViottaL

Abbildung: Perles mélodiques op. 85, Offenbach: André [1852]; D-Kbeer


Axel Beer

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  • Zuletzt geändert: 2024/02/28 12:37
  • von ab
  • angelegt 2018/09/22 19:19