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DUNST, FRANZ PHILIPP * Mainz 26. Jan. 1802 | † Frankfurt/M. 29. Apr. 1851, Musikverleger

Dunst, Sohn des Steindruckers Friedrich Josef Dunst, erhielt bei →Schott in Mainz eine Ausbildung als Musikalienhändler und trat 1825 als Angestellter in die neu gegründete Firma von Johann Adolf Fischer in Frankfurt ein. Nach mehrmaligem Ansuchen um die Erlaubnis zur Eröffnung einer eigenen Musikalien- und Instrumentenhandlung erhielt er am 27. Mai 1827 die angestrebte Konzession. Zunächst führte er seine Firma, die von Beginn an vor allem als Musikverlag aktiv war und bei Friedrich Hofmeister in Leipzig ein Auslieferungslager besaß (vgl. HmL, 10. Nachtrag, Leipzig 1827, Vorrede), gemeinsam mit Johann Dietrich Hoffmann (Hoffmann & Dunst), der jedoch nach kurzer Zeit (vgl. Circular vom 5. Apr. 1828) ausschied. Als einziger der mittelrheinischen Musikverleger unterzeichnete Dunst am 23. Mai 1829 in Leipzig gemeinsam mit 15 seiner Konkurrenten die Konvention zum Schutz des Verlagseigentums. Nach seinem Tod ging der größte Teil seines Verlags an Julius Schuberth in Leipzig über. Dunst veröffentlichte in den Jahren 1829 bis 1837 eine groß angelegte und weitestgehend vollendete Gesamtausgabe der Klavierwerke (inklusive Kammer- und Vokalmusik sowie Konzerte) Beethovens, die in fünf Reihen und insgesamt mehr als 130 Lieferungen unter dem Titel Collection Complète des Oeuvres pour le Pianoforte in Lithographie erschien. Er übertraf damit die etwa gleichzeitig begonnene, allerdings Fragment gebliebene Ausgabe Tobias Haslingers in Wien (1828/29 bis 1845) und lieferte einen wesentlichen Beitrag zur Beethoven-Rezeption, zumal seine Collection auch eine Reihe von Erstausgaben bis dahin unbekannter Werke (vermittelt durch Ferdinand Ries) und Partitur-Erstdrucke enthält. Außerdem erschienen bei Dunst Kompositionen Johann Sebastian Bachs (für Klavier bearbeitete Orgelwerke) sowie einheimischer Musiker, etwa Robert Emil Bockmühl, Carl Oestreich, Carl Gollmick, Johann Heilmann, Ferdinand Ries, Aloys →Schmitt und Johann Valentin Wörner.

Nicht zu verwechseln ist Franz Philipp Dunst mit seinem Bruder Johann Michael, der 1833 in Bonn eine Musik- und Instrumentenhandlung mit angeschlossener Steindruckerei gründete.

Quellen — Auskünfte der Stadtarchive Frankfurt und Mainz sowie des Standesamts Frankfurt <> Circular 5. Apr. 1828; D-B <> Briefe an Schott in Mainz (18, 1821–1828); D-B; s. Kalliope <> Briefe an André in Offenbach (ab 1846), D-OF <> HmL

Literatur — Kurt Schürmann, Der Verleger Franz Philipp Dunst, Frankfurt/M., in: Beethoven-Jahrbuch 6 (1968), S. 209–214 <> Katalog der Sammlung Anthony van Hoboken in der Österreichischen Nationalbibliothek, Band 3: Ludwig van Beethoven. Werke ohne Opuszahl und Sammelausgaben (bearbeitet von Thomas Leibnitz), Tutzing 1984, S. 119–163 <> Michael Twyman, Early lithographed music. A study based on the H. Baron Collection, London 1996 <> Annette Oppermann, Musikalische Klassiker-Ausgaben des 19. Jahrhunderts. Eine Studie zur deutschen Editionsgeschichte am Beispiel von Bachs Wohltemperiertem Clavier und Beethovens Klaviersonaten, Göttingen 2001, S. 98–106 <> Kirsten Svenja Bauer, Musikverlage in Frankfurt 1825–1850. Die Programmpolitik Franz Philipp Dunsts und seiner Konkurrenten, Magisterarbeit Mainz 2008 (unveröff.)

Abbildung: Beethovens Gellert-Lieder op. 48 aus Dunsts Gesamtausgabe [1830]; D-Kbeer


Axel Beer

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  • von ab
  • angelegt 2018/10/06 15:49