Lazzaro Uzielli


UZIELLI, LAZZARO * Florenz 4. Febr. 1861 | † Bonn 8. Okt. 1943; Pianist und Musikpädagoge

Seine pianistische Ausbildung erhielt Uzielli, der einer jüdischen Familie entstammte, seit 1873 bei dem Bülow- und Rheinberger-Schüler Giuseppe Buonamici am Istituto Musicale in Florenz; 1877/78 war Ernst Rudorff an der Königlichen Hochschule in Berlin sein Lehrer, und 1881/82 genoss er am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt den Unterricht Clara Schumanns, als deren Privatschüler er bereits im Mai 1879 nachzuweisen ist, sowie Joachim Raffs (Komposition). Der aufgrund der Spaltung des Instituts nach dem Tod Raffs sich abzeichnende Weggang Anton Urspruchs eröffnete Uzielli die Möglichkeit, Mitglied des Kollegiums zu werden: Bereits im Oktober 1882 bezeichnet ihn die Presse als „Lehrer am hiesigen Konservatorium“, der – so einige Monate später – dort neben Clara Schumann „vorläufigen Unterricht“ erteilte (Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 7. Okt. 1882 und 27. Jan. 1883). Bis 1907 blieb Uzielli, der zwischenzeitlich auch Italienischunterricht erteilte und die Chorklasse leitete, dem Hoch’schen Konservatorium als geachteter Lehrer treu, bevor er – gerade noch zuvor mit dem Professorentitel ausgestattet – einem Ruf an das Kölner Konservatorium folgte, wobei er seiner alten Wirkungsstätte bzw. dem zurückgebliebenen und befreundeten Kollegen Iwan Knorr durch eine Aufführung von dessen Klavierquartett op. 3 noch im selben Jahr eine Reverenz erwies. 1929 ging er in den Ruhestand.

In der Frankfurter Musikszene – zuweilen auch darüber hinaus (etwa in Wiesbaden, Gießen und Hanau) – hatte sich der Pianist Lazzaro Uzielli bereits seit 1879 einen Namen gemacht, insbesondere als Klavierbegleiter bei Kammermusikveranstaltungen der Museums-Gesellschaft. Dass er bei einer solchen Gelegenheit (und zwar am 16. März 1884) mit Johannes Brahms vierhändig spielte, darf ebenso wenig unerwähnt bleiben wie der denkwürdige Tag, an dem gut zehn Jahre später (am 13. Nov. 1894) im Hause Clara Schumanns „die Professoren vom Hochschen Konservatorium und musikalischen Größen Frankfurts neben ihren respektiven Gemahlinnen“ mit dem Meister zusammentrafen (dies und das Folgende zit. nach Kalbeck): „Lazzaro Uzielli, Iwan Knorr, Anton Urspruch, Gustav v. Erlanger, Hugo →Heermann, Narret Koning, Johannes Hegar u. a. schlossen einen leuchtenden Kreis von Wandelsternen um die Sonne Brahms, die ihre Strahlen liebreich und wärmend über so viel Gerechte scheinen ließ […]“ – und in unserem Zusammenhang besonders hervorzuheben: „Die schöne Frau Julia Uzielli sang sehr schön die schönsten Lieder von Brahms“. Mit ihr – Constantine Juliane Mathilde Josephine geb. Häring (* Liestal, Kanton Basel Landschaft ca. 1859 | † Frankfurt/M. 15. Febr. 1924) – war Uzielli seit 1886 verheiratet. Sie gehörte in den Jahren 1880 bis 1896 dem Frankfurter Caecilien-Verein an und war (u. a. neben Bernhard Firnberg, der zumindest vertretungsweise mitwirkte) Mitglied eines offenbar nicht sonderlich langlebigen Solo-Quartetts, das erstmals 1891 in Mainz auftrat. Ob Uziellis Weggang nach Köln Grund für die Scheidung der Eheleute war oder es sich genau umgekehrt verhielt, wissen wir nicht; jedenfalls blieb Julia Uzielli (sich den Gewohnheiten der Zeit entsprechend und nach wie vor als „Frau Professor“ bezeichnend) als Gesangslehrerin in Frankfurt aktiv. Noch einmal aber zurück zum Miteinander der großen Namen auf kleinstem Raum: Dass Lazzaro Uzielli sich demgegenüber nicht zu schade war, noch 1906 auch bei einem Frankfurter Volks-Unterhaltungs-Abend mit dem von Ferdinand Bischof angeführten Männergesangverein Sängerlust Schwanheim als begleitender Pianist mitzuwirken, wollen wir ebensowenig unerwähnt lassen wie die Brahms-Begebenheiten. Schülerinnen und Schüler Uziellis am Hoch’schen Konservatorium waren u. a.: Alexander Goldschmidt, Minna Hilliger, Gertrud Ickelheimer, Pauline Klimsch, Ernst Liebmann, Toni Oberdorfer, Helene Ogutsch, Alice Rosenbaum, Cyrill Scott, Bernhard Sekles und Gustav Trautmann; in Köln genossen u. a. Fritz Busch, Hans Knappertsbusch, Erwin Schulhoff und Eduard Zuckmayer seinen Unterricht.

Werke — als Herausgeber: nach der Originalausgabe revidierte und mit Fingersätzen versehene Ausgabe der Walzer von Frédéric Chopin, Köln: Gerdes [1925]; D-B

Quellen und Referenzwerke — Standesamtsregister Frankfurt <> Adressbücher Frankfurt <> Jahresberichte des Hoch’schen Konservatoriums <> Notiz Clara Schumanns 21. Mai 1879; D-Fafm <> Berthold Litzmann, Clara Schumann. Ein Künstlerleben. Nach Tagebüchern und Briefen, Bd. 3, Leipzig 1910, S. 473 und 595 <> Max Kalbeck, Johannes Brahms IV. Erster Halbband 1874–1881, Berlin 21915 <> Renate und Kurt Hofmann, Johannes Brahms als Pianist und Dirigent. Chronologie seines Wirkens als Interpret, Tutzing 2006, bes. S. 239 und 297 <> NZfM 15. Aug. 1879, 18. Jan. 1884, 26. Nov. 1886; Musikalisches Wochenblatt 16. März 1882, 15. Juni 1882, 8. März 1883, 3. Apr. 1884, 7. Jan. 1887, 11. Aug. 1887, 14. März 1907, 15. Aug. 1907, 23. Jan. 1908 u. ö; Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 7. Okt. 1882 (Beilage), 14. Okt. 1882 (B.), 23. Okt. 1882 (Abendblatt), 27. Jan. 1883 (Morgenbl.), 21. Febr. 1883 (Abendbl.), 17. März 1884 (Abendbl.), 13. Okt. 1885 (Morgenbl.) und passim; Mainzer Anzeiger 31. Jan. 1891, 4. Febr. 1891; Frankfurter Musik- und Theater-Zeitung 11. Okt. 1906; Kölnische Zeitung 31. Jan. 1907, 15. März 1907, 9. Nov. 1907, 2. Juli 1927, 9. Nov. 1931 und passim; Kölner Local-Anzeiger 1. Febr. 1907

Literatur — Jansa 1911; RiemannL 91919; Frank/Altmann 131927; MüllerDML <> Cahn 1979 <> Babbe 2021

Abbildung 1: Lazzaro Uzielli nach einem Portraitphoto von Arthur Marx aus den 1880er Jahren (Digitalisat aus D-F, Porträtsammlung Manskopf)

Abbildung 2: Julia Uzielli nach einem Portraitphoto von Erwin Hanfstaengl, dat. 1898 (Digitalisat aus D-F, Porträtsammlung Manskopf)

Abbildung 3: Anzeige in der Frankfurter Musik- und Theater-Zeitung 11. Okt. 1906


Axel Beer