hilliger


(1) (Johann Christian Jacob) Hermann * Dambeck (heute Ortsteil von Bobitz, Mecklenburg) 11. Mai 1813 | † Frankfurt/M. 17. Sept. 1865; Musiklehrer, Pianist, Komponist

(2) Charlotte (Lucia Johanna) (verh. Schütz) * Frankfurt/M. 23. Juni 1844 | † ebd. 24. Aug. 1916; Tochter von (1), Schwester von (3), (4) und (5), Klavierlehrerin

(3) Lucia (Caroline Charlotte) * Frankfurt/M. 23. Juni 1844 | † ebd. 18. Aug. 1911; Tochter von (1), Schwester von (2), (4) und (5), Klavierlehrerin

(4) Hermann (Philipp Peter) * Frankfurt/M. 12. Okt. 1845 | † ebd. 22. Sept. 1926; Sohn von (1), Bruder von (2), (3) und (5), Pfarrer

(5) Wilhelmine (Louise Auguste) (gen. Minna) * Frankfurt/M. 17. Mai 1852 | † ebd. 2. Dez. 1912; Tochter von (1), Schwester von (2), (3) und (4), Klavierlehrerin

(6) Wilhelmine (Friederike) (gen. Minna) * Praunheim (seit 1910 Stadtteil von Frankfurt) 30. März 1879 | † Frankfurt/M. 10. Jan. 1971; Tochter von (4), Klavierlehrerin, Komponistin


(1)


Hermann Hilliger, Sohn eines Dambecker Predigers sowie Schüler von Aloys →Schmitt (Kl.) und Johann Anton André (Komp.), war seit 1834 in Frankfurt als Klavierlehrer, gleichzeitig auch für die Musikverlage André in Offenbach und Hedler in Frankfurt als Herausgeber und Korrektor tätig. Nachdem er 1847 einen Verein für den Vortrag classischer Klaviermusik ins Leben gerufen hatte, zählte er 1860 (mit Johann Christian Hauff, Heinrich Henkel und Wigand Oppel) zu den Gründern der Frankfurter Musikschule, die sich zunächst in seinem Haus in der Ulmenstraße befand. Carl Wilhelm widmete ihm 1842 seine Huit Études op. 7. Seit 1841 war Hilliger mit der aus Lich gebürtigen Kammerdirektorstochter Marie (Eleonore Ernestine) geb. Seidel (1813–1886, Großtante der Schriftstellerin Ina Seidel (1885–1974)) verheiratet, mit der er 1852 das Frankfurter Bürgerrecht erlangte; nach dem Tod Hermann Hilligers übernahm sie die Aufgabe der „Instituts-Vorsteherin“ der Frankfurter Musikschule (Adressbuch 1870).

Werke (Auswahl; Kompositionen enthalten in: Hilliger-Album, hrsg. von Ludwig Harald Schütz (s. unten unter (2)), Offenbach: André 1913; D-B, D-F, D-OF) — Romance et Nocturne (Kl.), Offenbach: André [1843]; D-OF <> 10 Etudes (Kl.), ebd. [1843/1856] <> Sonatine (Kl.) op. 3, ebd. [1864]; D-B, D-OF, GB-Lbl <> Kleine Klavierstücke zur Unterhaltung op. 4, ebd. [1864]; D-OF <> Sturm-Marsch für Schlesing-Holstein (Kl. sowie andere Fassungen), ebd. [1863]; CH-Zz, D-B, D-OF – vgl. Frankfurter Reform 6. Jan. 1864, S. 12 <> Aufsatz Anton André, in: Frankfurter Konversationsblatt 29., 30., 31. Aug. 1844, S. 964, 972, 976, sowie Schlußwort zur Verständigung über Anton Andrés Thätigkeit und Verdienst, ebd. 15., 16. Aug. 1844, S. 1140 <> Vorwort zu Aloys Schmitts Methode des Clavierspiels (Heft 1), Offenbach: André [1853]

Quellen — KB Dambeck; KB Frankfurt <> Fallakte; D-Fsa <> 59 Briefe an Johann Anton bzw. August André (1834–1860, D-OF); Briefe von André an Hilliger (1837–1843; D-OF (Briefkopierbücher)) <> NN., Die Musikschule, in: Frankfurter Reform 8. Apr. 1863, S. 167–168; weitere Berichte ebd. 1. Apr. 1864, 14. Mai 1865 <> Wiener allgemeine Musik-Zeitung 6. Aug. 1846; Deutsche Musik-Zeitung (Wien) 19. Mai 1860; NZfM 7. Juni 1861; Süddeutsche Musik-Zeitung 23. März 1863 <> MMB

Literatur — Emil Neubürger, Aus der alten Reichsstadt Frankfurt, Frankfurt 1889, S. 176

Abbildung 1: Hermann Hilliger, Fotografie von J. Schäfer (Digitalisat aus D-F, Porträtsammlung Manskopf)

Abbildung 2: Anzeige Hermann Hilligers, in: Süddeutsche Musik-Zeitung 23. März 1863


(2)


Charlotte Hilliger gehörte zwar nicht offiziell dem Lehrkörper der Frankfurter Musikschule an, figurierte aber seit 1870 im Adressbuch als Musiklehrerin unter der elterlichen Adresse, so dass eine Verbindung ihrer Tätigkeit mit der der Schule seit Ende der 1860er Jahre auf der Hand liegt. Ihre Heirat im April 1870 beendete jedoch alsbald ihre Berufstätigkeit – Ehemann Harald Schütz (* Bielefeld 27. Dez. 1840 | † Frankfurt/M. 17. Dez. 1915), promovierter Mathematiker, war als Lehrer in Speyer (bis 1872) und Traunstein (bis 1878) tätig, bevor die Rückkehr nach Frankfurt (Pensionierung 1899) erfolgte; beider Sohn (Karl) Ludwig Harald Schütz (* Traunstein 10. Jan. 1873 | † Frankfurt/M. 19. März 1941) beherrschte nicht nur um die 300 Sprachen, sondern besaß auch musikalische Ambitionen: 1913 gab er das Hilliger-Album, gleichsam eine Gesamtausgabe der Werke seines Großvaters, heraus; seine Kriegslieder von Vater und Sohn (Leipzig und Frankfurt: Kesselring 1915) enthalten dagegen keine Kompositionen.

Quellen — KB und Standesamtsregister Frankfurt <> Adressbücher Frankfurt <> Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 14. Juli 1878 (Morgenblatt) <> R. M., Der Mann, der 290 Sprachen beherrschte (zum Tod von Dr. Ludwig Harald Schütz), in: Neueste Zeitung (Frankfurt) 21. März 1941


(3)


Im Gegensatz zu ihrer Zwillingsschwester Charlotte (2) blieb Lucia Hilliger, die schon 1868 als Klavierlehrerin unter der elterlichen Adresse aufscheint, unverheiratet; sie unterrichtete neben ihrer jüngeren Schwester Minna (5) noch bis kurz vor ihrem Tod an gleicher Stelle.

Quellen — KB und Standesamtsregister Frankfurt <> Adressbücher Frankfurt


(4)


Hermann Hilliger, der ohne jeden Zweifel im Elternhaus eine umfassende musikalische Ausbildung erhalten hatte, orientierte sich hingegen am Lebensweg des väterlichen Großvaters; nach seinem Theologiestudium (u. a. in Tübingen 1868/69) wurde Hilliger 1872 Pfarrer in Praunheim (seit 1910 Stadtteil von Frankfurt). 1875 schloss er die Ehe mit der Pfarrerstochter Eleonore Wilhelmine Maria geb. Spiritus aus Remlingrade bei Radevormwald (ca. 1844–1925). Dass er sich wenigstens gelegentlich musikalisch betätigte, beweist seine Vertonung des Vaterunser, die Tochter Minna (6) zehn Jahre nach seinem Tod in Hagen aufführte.

WerkeVaterunser (Sst., Kl.), ungedruckt; D-HAGwma (Ms.)

Quellen — KB und Standesamtsregister Frankfurt <> Personalakte; D-Klkav


(5)


Wie ihre ältere Schwester Lucia (3) war Wilhelmine (Minna) Hilliger als ledige Klavierlehrerin unter der elterlichen Adresse tätig; Ihr Name begegnet erstmals 1885 (und zuletzt 1910 neben dem Lucias) im Frankfurter Adressbuch.

Quellen — KB und Standesamtsregister Frankfurt <> Adressbücher Frankfurt


(6)


Minna Hilliger besuchte bereits 1893 die Vorschule des Hoch’schen Konservatoriums in Frankfurt; seit 1895 gehörte sie der Klavierklasse Lazzaro Uziellis an, wurde in den theoretischen Fächern (Harmonielehre, Kontrapunkt) Schülerin Iwan Knorrs und erhielt zudem Violinunterricht von August Leimer. Nachdem sie ab 1897 selbst Erfahrungen als Lehrerin des Hauses hatte sammeln können, ließ sie sich gegen Ende des Jahres 1900 als private Musikpädagogin in Hagen nieder, was sie der Leserschaft der dortigen Tagespresse – nicht ohne auf ihr erfolgreich absolviertes Studium in Frankfurt hinzuweisen – selbstbewusst mitteilte. Als Lehrerin und seit 1920 Mitglied des Deutschen Musikpädagogischen Verbands (Ortsgruppe Hagen) wie auch als Komponistin, deren Werke bei unterschiedlichen Gelegenheiten, etwa bei einem Minna-Hilliger-Klavierabend (1934) und oft unter Mitwirkung der Frankfurter Sängerin Helma Kolbe, in Hagen dargeboten wurden, war Hilliger eine im Kulturleben der Stadt geachtete Persönlichkeit; der Reichssender Frankfurt strahlte in den 1930er Jahren einige ihrer Lieder aus. Im März 1936 führte sie das Vaterunser ihres Vaters Hermann (2) in Hagen auf. Der Luftangriff auf Hagen im März 1945 raubte Minna Hilliger „außer [ihrem] Heim eine Menge Noten, Manuskripte von Kompositionen, Programme u. s. w.“ (Lebenslauf); sie kehrte nach Frankfurt zurück, wo sie „eine stattliche Schülerzahl […] noch 15 Jahre lang unterrichtete“ (ebd.). Auf unserem Portraitphopto trägt Minna Hilliger die von Kaiser Wilhelm II. verliehene Rettungsmedaille – sie hatte, was damals überregionales Interesse fand, im Februar 1898 einen 4jährigen Jungen vor dem Ertrinken aus der Nidda gerettet.

Werke — Lied Königin Mab (Sst., Kl.), Offenbach: André in Kommission [1910] bzw. von André übernommen [ca. 1913]; D-OF (Probedruck) <> Drei kleine vierhändige Stücke (Wiegenlied, Scherzo, Kleiner Tanz), Hagen: Selbstverlag [1920]; D-HAGwma <> Praeludium (Kl.), ebd. [1920]; D-HAGwma – vgl. Hagener Zeitung 21. Febr. 1920 (Besprechung beider Werke) <> weitere Kompositionen, darunter Kinderlieder und Lieder im Volkston (UA Hagen 12. Nov. 1934), autograph in D-HAGwma überliefert

Quellen — KB und Standesamtsregister Frankfurt <> maschinenschriftlicher Lebenslauf sowie Briefwechsel Minna Hilligers im Stadtarchiv Hagen <> Jahresberichte des Hoch’schen Konservatoriums <> Westfälisches Tageblatt (Hagen) 22. Febr. 1898, 19. Okt. 1900 u. ö.; Hagener Zeitung 20. Okt. 1900, 6. Apr. 1901, 21. Febr. 1920, 27. März 1920, 19. März 1921, 7. Juni 1934, 12. Juni 1934, 1. Nov. 1934, 12. Nov. 1934, 24. Mai 1935, 16. Sept. 1935, 4. März 1936, 9. März 1936, 28. Jan. 1939 u. ö.; Radio Wien 23. Aug. 1935; Tremonia (Dortmund) 24. Febr. 1942 <> freundliche Mitteilungen von Herrn Hubertus Wolzenburg M.A., Stadtarchiv Hagen

Abbildung 3: Minna Hilliger (6) nach einer Fotographie aus der Zeit um 1910; mit freundlicher Genehmigung des Stadtarchivs Hagen

Abbildung 4: Anzeige Minna Hilligers, in: Westfälisches Tagblatt 19. Okt. 1900


Axel Beer

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  • Zuletzt geändert: 2025/04/03 13:30
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  • angelegt 2018/03/21 19:34