hedler


Seit 1795 betrieb der Handelsmann Georg Heinrich Hedler (* Frankfurt 27. Nov. 1756 | † ebd. 16. Febr. 1814) gemeinsam mit Johann Conrad Gayl (* Frankfurt 28. Okt. 1760 | † ebd. 14. Okt. 1842, ebenfalls Handelsmann) unter der Firma Gayl & Hedler eine Musikalienhandlung in Frankfurt, die auf ein von Gayls Vater Johann Jost (seinerseits Weinessigsieder und Hersteller von Kupferdruckerschwärze) 1784 begründetes Unternehmen zurückging. 1811 trennten sich die Partner „in Freundschaft“ (Trennungs-Circular; s. Quellen), nachdem sie einen der wichtigsten kommerziellen Umschlagplätze für Musikalien aus ganz Europa im deutschsprachigen Raum etabliert hatten, blieben aber beide dem Metier treu. Hedlers Sohn (Johann Franz Bernhard) Heinrich (* Frankfurt 21. Juli 1797 | † ebd. 12. August 1860) übernahm nach dem Tod des Vaters dessen Firma (nach wie vor als G. H. Hedler), handelte zudem mit Spielkarten, Visitenbillets und vergleichbaren Luxuswaren und schloss dem Betrieb wohl 1829 einen Musikverlag an, der nach seinem Tod noch bis 1869 weitergeführt wurde (Hedler’s Nachfolger). Ein Überblick über die Verlagsproduktion (mehr als 600 Musikdrucke in Lithographie) wird dadurch erschwert, dass zum einen Anzeigen bis 1840 fast vollständig fehlen und auch später rar sind, und zum anderen, dass bei einem großen Anteil von in die Nummernfolge integrierter Kommissionsware (von Hedler als solche auf den Titeln klassifiziert) Aussagen über die eigentliche Herkunft bzw. den Sinn der Angabe nur zu einem Teil möglich sind. Das Programm umfasst neben Werken zahlreicher Autoren aus der Region (z. B. Heinrich und August Düring, Heinrich Hecht, Wilhelm Lutz, Franz Messer, August Müller, Wigand Oppel, Johann Conrad Quilling, Friedrich Wilhelm Rühl, Johann Andreas Springer), Nachdrucke überregional bekannter Lieblingsstücke, eine Subskriptionsreihe von beliebten Ouvertüren in Bearbeitung für Klavier zu zwei und vier Händen (1830/31), weiterhin eine Reihe Die Mainlust. Auswahl vorzüglich beliebter Tänze (wenigstens 113 Titel 1834 bis ca. 1845; s. die Abb. im Artikel Bachfeld), die auf den gleichnamigen Frankfurter Vergnügungspark mit seiner „gut besetzte[n] Instrumental-Musik“ (Didaskalia 8. Sept. 1832) verweist. Daneben finden sich auch zehn Streichquartette Mozarts (1832; s. Abb.) und Bachsche Präludien und Fugen (beide „nach dem Orginal-Manuscript“) jeweils im Arrangement für Klavier zu vier Händen (VN 221, 1833).

Schließlich ist darauf hinzuweisen, dass ein Musikverlag namens „Gayl & Hedler“ nie existiert hat; entsprechende bibliographische Angaben beruhen auf der Verwechslung von Firmenetiketten mit den eigentlichen Impressa sowie auch auf zusätzlichen Händlernennungen auf den Titeln.

Datierungshilfe:

41–64: 1830/31
71: 1832
221: 1833
396–433: 1845
488: 1846
600–616: 1862

Quellen und Refenzwerke — Akten in D-Fsa: Nachlassakten 1814/66, Senatssupplikationen 66/26 <> Briefe G. H. Hedlers an das Leipziger Bureau de Musique 1811ff. (D-LEsta, Bestand C. F. Peters) <> Briefe Joh. C. Gayls an das Leipziger Bureau de Musique 1802ff. (ebd.) <> Trennungs-Circular Gayls, 1. Dez. 1811 (ebd. unter Nr. 2629) <> Allgemeiner Anzeiger der Deutschen (Gotha) 1. März 1812, 22. März 1812, 1. Apr. 1812 <> Zeitung für das Großherzogthum Frankfurt 9. Sept. 1812, 13. Juli 1813, 4. Aug. 1813 u. ö. <> Frankfurter Ober-Postamts-Zeitung 25. März 1815, 5. Apr. 1815 <> Didaskalia (Frankfurt) 5. Apr. 1825, 15. Sept. 1826, 6. Sept. 1830 u. ö. <> MMB <> ChallierV

Literatur — Dietz, Bd. 4/2, S. 516 <> Liesbeth Weinhold/Alexander Weinmann, Kataloge von Musikverlegern und Musikalienhändlern im deutschsprachigen Raum 1700–1850, Kassel u. a. 1996, S. 41–42 <> Katja Schüngel, Die Musikverlage und ihre Werbemaßnahmen um 1800, Magisterarbeit (masch.) Mainz 2003, S. 48–50

Abbildung 1: Notenbild Hedlers (Gioachino Rossini, Ouverture aus der Oper Eduard u. Christine (bearb. für Kl.)), Frankfurt: Hedler (in Commission), VN 47 [1830]); D-Kbeer

Abbildung 2: Firmenetikett Johann Conrad Gayls auf dem Titel einer Ausgabe von C. F. Peters, Leipzig [1816]; D-Kbeer

Abbildung 3: Musikalien-Katalog G. H. Hedler’s Nachfolger, Frankfurt 1861; D-Kbeer

Abbildung 4: Die zehn Quartetten von W. A. Mozart. eingerichtet für das Pianoforte zu vier Händen Nr. 1 (KV 387, bearb. für Kl. 4ms), Frankfurt: Hedler (in Commission), VN 71 [1832]; D-Kbeer

Weitere Abbildungen von Hedler-Ausgaben befinden sich in den Artikeln Friedrich Bachfeld, August Düring und Johann Nikolaus Neubig.


Axel Beer

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  • Zuletzt geändert: 2024/03/04 08:30
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