Willy Rehberg
REHBERG, WILLY (eigentl. William) * Morges am Genfer See 2. Sept. 1863 (nicht 1862) | † Mannheim 21. Apr. 1937; Pianist, Dirigent, Musikpädagoge, Komponist
Rehbergs Vater Friedrich (1836–1913) hatte sich vom thüringischen Frankenhausen aus in Morges als Klavierlehrer niedergelassen; kein Zweifel, dass Willy den ersten Unterricht von ihm erhielt. Anschließend besuchte Willy Rehberg die Musikschule in Zürich sowie gemeinsam mit seinem Bruder Eduard seit 1882 das Leipziger Konservatorium, dessen Lehrkörper er dann bereits seit 1884 und bis 1890 angehörte. Daneben war er in den Jahren 1888 bis 1890 auch Dirigent der Hofkapelle und der Singakademie in Altenburg. Es folgte die Berufung als Klavierlehrer an das Conservatoire de musique in Genf, wo er zudem die städtischen Sinfoniekonzerte leitete. Mit Wirkung vom 1. Sept. 1907 trat Rehberg seinen neuen Posten als Klavierlehrer am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt an; hier genossen u. a. Cäcilie Geis und Anthony van Hoboken seinen Unterricht. Rehberg war in Frankfurt bereits in den Jahren 1886 und 1902 aufgetreten und ließ sich nun auch häufig als Kammermusiker, Klavierbegleiter und Solist bei unterschiedlichen Gelegenheiten öffentlich hören; weiterhin engagierte er sich für die musikalischen Veranstaltungen der vom Ausschuss für Volksvorlesungen in der Stadthalle insbesondere seit dem Beginn des Ersten Weltkriegs initiierten, sehr beliebten Volkskunstabende, bei denen er auch seit 1915 das ein Jahr zuvor von Fritz Bassermann zusammengestellte Orchester (als Nachfolger von Willy Post) leitete und als Pianist mitwirkte. Im Februar 1908 war er Vorsitzender des (neu gegründeten) Frankfurter Tonkünstlervereins geworden; als Stellvertreter stand ihm Georg Adler zur Seite, dessen (damals bereits geschiedene) Ehefrau ebenfalls aus Morges stammte. Dass Rehberg während seiner Zeit in Frankfurt auch Privatunterricht erteilte, liegt auf der Hand; seit April 1917 warb er für seine Unterweisung im „höheren Klavierspiel“ mit auffälligen Anzeigen in der Presse. Ende des Jahres 1917 übernahm Rehberg die Leitung der Hochschule für Musik in Mannheim, wechselte 1921 nach Basel, wo er bis 1926 als Direktor des dortigen Konservatoriums arbeitete, um anschließend erneut seine vorige Aufgabe in Mannheim zu übernehmen; hier war Manfred Heyl sein Schüler. 1933 ging er in den Ruhestand.
Willy Rehbergs Tochter Estrid (ca. 1889–nach 1950), am Hoch’schen Konservatorium Schülerin von Anna Hegner, war Violinistin und seit etwa 1910 mit Hermann Keiper verheiratet; sein Sohn Walter (1900–1957), der 1917 bei den Konzerten der Frankfurter Volkskunstabende als Pianist und Komponist debütierte hatte und ebenfalls Zögling des Hoch’schen Konservatoriums war, wirkte später als Hochschullehrer u. a. in Stuttgart, Zürich und Karlsruhe.
Werke — Die kompositorischen Ambitionen Willy Rehbergs erstreckten sich lediglich vom Beginn seiner Studienzeit in Leipzig um 1882 bis um 1890; in dieser Zeit erschienen einige Lieder, Klavier- und Kammermusikwerke (opp. 1–17; s. Pazdírek) bei Breitkopf & Härtel, Fritzsch und Kistner in Leipzig sowie Hug in Zürich. Insbesondere seit seiner Zeit in Frankfurt konzentrierte sich Rehberg auf instruktive, vielfach mit einem begleitenden zweiten Klavier versehene Ausgaben von Werken u. a. Bachs, Beethovens, Chopins, Händels, Mozarts und Webers; hierbei arbeitete er vor allem mit Schott in Mainz zusammen.
Quellen — Briefe s. Kalliope <> NN., Willy Rehberg, in: Frankfurter Musik- und Theater-Zeitung 8. Nov. 1907, S. [1]–2 <> Der Pianist Willy Rehberg gestorben, in: Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 27. Apr. 1937 (2. Morgenblatt) <> Jahresberichte des Hoch’schen Konservatoriums <> Musikalisches Wochenblatt 16. Febr. 1882, 9. März 1882, 20. Apr. 1882, 28. Sept. 1882, 16. Nov. 1882, 13. Dez. 1883 u. ö.; Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 15. Jan. 1886 (Abendblatt), 7. Febr. 1902 (2. Morgenbl.), 19. Febr. 1908 (Abendbl.), 4. Juli 1916 (2. Morgenbl.), 9. Okt. 1917 (2. Morgenbl.) u. ö.; Neue Zürcher Zeitung 16. März 1907, 2. Sept. 1933, 23. Apr. 1937 (kurzer Nekrolog); Frankfurter Musik- und Theater-Zeitung 22. März 1907, 12. Apr. 1907, 11. Okt. 1907 u. ö.; La tribune de Genève 30. Mai 1907; Kleine Presse (Frankfurt) 11. Dez. 1914, 6. Jan. 1917, 3. Febr. 1917, 19. Febr. 1917, 19. März 1917 u. ö.; Frankfurter Nachrichten und Intelligenz-Blatt 19. Okt. 1914, 1. Apr. 1917, 19. Aug. 1917; Bockenheimer Anzeiger 5. Febr. 1915 u. ö.; Die Fackel (Frankfurt) 24. Febr. 1917 u. ö. <> MMB; Pazdírek
Literatur — Cahn 1979 <> Reinhard Frost, Art. Rehberg, Willy, in: Frankfurter Personenlexikon (1995) (digital) <> Willi Schuh, Art. Rehberg, Willi, in: MGG1 (1963) <> Jansa 1911 <> RiemannL 71909; 111929; 121961 (hier auch ausführlicher zu Walter Rehberg) <> Dominik Worni, Art. Rehberg, Walter, in: Musik in Zürich. Ein Stadtführer, hrsg. von Bernhard Hangartner und David Reißfelder, Zürich 2021, S. 172
Abbildung 1: Willy Rehberg, Portraitfoto um 1910; Jansa 1911
Abbildung 2: Titelseite der von Rehberg im Verlag Schott herausgegebenen Sammlung Alte Hausmusik (1934); D-BABHkrämer
Axel Beer