marpurg


MARPURG, (FRANZ) FRIEDRICH (WILHELM) * Paderborn 4. Apr. 1825 | † Wiesbaden 2. Dez. 1884; Dirigent und Komponist

Marpurg war Sohn des Paderborner Domkapellmeisters (Johann Friedrich) Wilhelm Marpurg (später in Detmold) und Urenkel des Theoretikers Friedrich Wilhelm Marpurg (1718–1795). Nachdem er bereits als Jugendlicher öffentlich als Violinist und Pianist aufgetreten war, studierte er seit 1844 am Leipziger Konservatorium bei Mendelssohn und Hauptmann und fand seit 1847, u. a. als Opernkapellmeister in Königsberg, erste Anstellungen. Im September 1856 trat Marpurg die Nachfolge von Carl Reiß als Dirigent der Mainzer Liedertafel an und wurde im März 1860 anstelle von Richard Genée zum Dirigenten des Theaterorchesters gewählt; unter seiner Führung fand im Juli 1860 das Vierte Mittelrheinische Musikfest in Mainz statt. Während er die Leitung der Liedertafel schon 1861 aufgab (sein Nachfolger wurde Friedrich Wilhelm Rühl), blieb er dem Mainzer Theater und der Oper zunächst treu, auch nachdem zu Beginn des Jahres 1862 Gustav Schmidt für kurze Zeit dessen Aufgabe vertretungsweise übernommen hatte und bereits als Nachfolger gehandelt worden war. Die Ende 1863 an die Öffentlichkeit gedrungenen Zwistigkeiten zwischen einzelnen Orchestermitgliedern und ihrem Dirigenten, der sich im Übrigen just zu jener Zeit in den Konzerten des Mainzer Kunst- und Literatur-Vereins engagierte, mögen seine Kündigung verursacht haben: Mitte April 1864 wurde bekannt, dass Marpurg, der auch einen Ruf an die Deutsche Oper in Rotterdam erhalten hatte, als Hofkapellmeister nach Sondershausen gehen würde; die Leitung des Mainzer Theaterorchesters ging ab der Saison 1864/65 an Otto Bach über. In Sondershausen blieb Marpurg bis 1867, bevor er in das Rhein-Main-Gebiet zurückkehrte. Nach kurzem Aufenthalt in Wiesbaden – hier gedachte er sich offenbar als Musik- und Gesangslehrer niederzulassen (Adressbuch 1867/68) – funguierte er von 1868 bis 1872 neben Carl Amand →Mangold als 2. Hofkapellmeister in Darmstadt und übernahm alsdann bis 1876 jeweils kurze Engagements als Operndirigent in Straßburg, Metz, Freiburg, Aachen, Brünn, Chemnitz und Laibach. 1878 übersiedelte er endgültig nach Wiesbaden, wo seine Schwester Auguste (1822–1893, Witwe des Kapellmeisters Johann Baptist Hagen (1818–1870) und zuvor als Sängerin u. a. an der Seite ihres Bruders in Königsberg engagiert gewesen) lebte, wurde Dirigent des Gesangvereins Concordia und nahm seine private Lehrtätigkeit wieder auf. Seinen Plan, den Wiesbadener Caecilien-Verein zu übernehmen, konnte er nicht mehr realisieren. Louise Henriette, eine weitere Schwester Marpurgs (* 14. Jan. 1833 | † Wiesbaden 16. Apr. 1863), war Mitglied des Wiesbadener Theaterchors. Seit 1857 – während seiner Zeit in Mainz – beteiligte sich Marpurg an den u. a. von Matthias Heinefetter veranstalteten musikalischen Abendunterhaltungen.

Werke — 6 Gesänge (4st. Mch.) op. 1, Mainz: Schott [1858] <> 3 Gesänge (Tenor m. Kl.-Begl.) op. 2, ebd. [1859] <> 5 Gesänge (Mezzosopran m. Kl.-Begl.) op. 3, ebd. [1859] <> 6 Lieder op. 5, ebd. [1863]; z. T. handschr. in D-RUl (s. RISMonline) <> drei Opern, darunter Musa der letzte Maurenkönig (Königsberg 1855; Mainz 23. Jan. 1862), daraus die Ouvertüre (Autogr.; dat. Mainz 2. Mai 1861) in D-F (s. RISMonline), sowie Agnes von Hohenstaufen (komp. 1872; Freiburg 1874) <> weitere in der Presse genannte Werke blieben ungedruckt und sind verschollen.

Quellen und Referenzwerke — KB und Standesamtsregister Wiesbaden <> Adressbücher Wiesbaden <> Rheinische Musik-Zeitung 11.2.1844 und passim; Neue Berliner Musikzeitung 21.6.1855, 3.9.1856 und passim; Mainzer Anzeiger 31. Okt. 1857, 2. Mai 1860, 6. Sept. 1860, 14. Nov. 1861, 1. Jan. 1862, 21. Jan. 1862, 13. Aug. 1863, 4. Nov. 1863, 1. Dez. 1863, 14. Apr. 1864, 29. Apr. 1864, 30. Apr. 1864 u. ö.; Niederrheinische Musik-Zeitung 7.4.1860, 15.6.1861, 29.6.1861, 11.1.1862 und passim; Darmstädter Zeitung 24., 25., 26. Juli 1860 und passim; Musikalisches Wochenblatt 12.4.1872 und passim; Didaskalia 17.4.1872 und passim; Wiener Theater-Chronik 1874ff.; Wiesbadener Bade-Blatt 30. Mai 1874; Berliner Musikzeitung 25.4.1878; NZfM 3.1.1873, 10.6.1881 und passim; Allgemeine Zeitung (München) 5.12.1884 (Nekrolog); Wiesbadener Tagblatt 21. März 1901; Wiesbadener General-Anzeiger 14. Juli 1903 <> MMB <> Peth 1879 <> Festschrift 1884 <> Mendel/Reissmann, Bernsdorf, StiegerO

Abbildung: Marpurg verabschiedet sich via Presseinserat von seinen Mainzer „Gönnern, Freunden und Bekannten“; Mainzer Anzeiger 29. Apr. 1864


Axel Beer

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  • angelegt 2018/10/12 20:10