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BRAUN, JOHANN GEORG * Wertheim 20. (nicht 26.) Juni 1656 | begr. Hanau 17. Apr. 1687; Kantor und Dichter

Da Brauns Vater, der sich als Tuchmacher in Wertheim niedergelassen hatte, aus Ohrdruf stammte, konnte Johann Georg dort seit 1666 das renommierte Gymnasium besuchen und profunden Musikunterricht erhalten. Einzelheiten über die weitere Ausbildung sind nicht bekannt – Elisabeth Noack (1962) zufolge „ging“ Braun etwa 1672 nach Lüneburg und Hamburg, wobei ihre weiteren Ausführungen hierzu durch nichts zu belegen sind; auch das in MGG erwähnte (eher unwahrscheinliche) „Universitätsstudium“ ließ sich noch nicht verifizieren. Sicher ist, dass Braun 1678 als Musicus und Hilfslehrer sowie in unmittelbarem Anschluss als Kantor und Mädchenlehrer an der Hanauer Lateinschule angestellt wurde; seine nicht überlieferte Kurtze Anleitung der edlen Music-Kunst dokumentiert seinen Einsatz für die Aufwertung des ‚Schulfachs‘ Musik. Braun, der auch der Hanauer Hofkapelle angehörte, verstärkte einige Male das Darmstädter Sängerpersonal bei höfischen Opernaufführungen; seine gereimten Psalmen wurden von Wolfgang Carl →Briegel vertont und in dieser Form 1685 veröffentlicht – dass Braun in zeittypischer Weise ein an Briegel gerichtetes Lobgedicht (Von Herr Briegels Composition gegenwärtiger Lieder) beisteuerte, dem „Tadler“ gleich vorweg den Mund stopfte und sogar die Leistung des Verlegers hervorhob, sei nicht übersehen.

Der evangelische Kantor Johann Georg Braun wird gelegentlich verwechselt mit dem fast gleichnamigen Johann Georg (Franz) Braun, der annähernd zur selben Zeit im katholischen Eger wirkte (begr. Eger 7. Mai 1678) und das noch immer im Gotteslob präsente Lied Ave Maria zart (erstmals in Echo hymnodiae coelestis, Sulzbach: Endter 1675) schuf (vgl. u. a. die Fehlzuschreibung in RISMonline)

WerkeKurtze Anleitung der edlen Music-Kunst denen neuen angehenden zu desto besserem Verständniß und geschwinderen Zunahmen / in Teutsche / deutliche Fragen und leichte Antworten, samt ihren beygehörigen Exempeln verfasset, Hanau: Scheffers 1681; nicht überliefert (zit. nach dem Messkatalog zur Herbstmesse 1680, Rubrik Libri futures nundinis prodituri) <> Liedtexte: Cithara Davidico-Evangelica, Oder: Davidische Evangelische Harpffen […]; komponiert von Wolfgang Carl Briegel, Gießen: Faber 1685 (s. RISM B/BB 4486)

Quellen — KB Eger (Cheb; St. Nikolaus); KB Hanau (Johanneskirche); KB Wertheim

Literatur — Elisabeth Noack, Joh. G. Braun (1656–1687). Ein Hanauer Barockmusiker und Dichter, in: Hanauer Geschichtsblätter 18 (1962), S. 243–247 <> Noack 1967 <> Hermann Kurzke und Christiane Schäfer, Ave Maria zart, in: Mythos Maria. Berühmte Marienlieder und ihre Geschichte, München 2014, S. 24–44 <> SL (Elisabeth Noack), Art. Braun, Johann Georg, in: MGG2P

Abbildung: Titel der Cithara Davidico-Evangelica; D-Dl (digital)


Axel Beer

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  • Zuletzt geändert: 2025/02/17 09:08
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  • angelegt 2025/01/19 15:10