Karl Hohfeld
HOHFELD, (Ignaz Friedrich) KARL (CARL) * Bingen 30. Sept. 1851 | † Mainz 28. Apr. 1918; Jurist und Komponist
Karl Hohfelds Eltern waren der Mainzer Friedensrichter Justizrat Dr. Karl Christian Hohfeld (* Lindheim, Kr. Büdingen 16. Sept. 1816 | † Mainz 20. Mai 1903, im Amt 1849–1879) und dessen Ehefrau Christina geb. Schiffmann. Er besuchte das Großherzogliche Gymnasium in Mainz. Nach dem Abitur 1870 studierte er in Gießen Jura, wo er am 26. Nov. 1873 promoviert wurde. Seine Laufbahn begann in Oppenheim als Akzessist, 1877 dann als Ergänzungsrichter beim dortigen Friedensgericht. Seit 1878 wirkte er in Mainz, wo er 1879 zum Amtsrichter am Amtsgericht ernannt wurde und ab 1884 den Titel eines Amtsgerichtsrats trug. Ab 1885 fungierte er zusätzlich als stellvertretender Richter beim Rheinschifffahrtsgericht Mainz (zum Amtsgericht gehörig). Mit seiner ledigen Schwester Mathilde (1861–1919) weilte er 1906 zwecks Erholung in Karlsbad; er selbst blieb ebenfalls unverheiratet und war Träger des Großherzoglich Hessischen Verdienstordens Philipps des Großmütigen (Ritter I. Klasse), verliehen am 25. Nov. 1901.
Über Hohfelds musikalischen Bildungsgang ist nichts bekannt. Vermutlich erhielt er als Kind Klavierunterricht, so wie es in angesehenen Familien seinerzeit oft der Fall war. Als Komponist trat er Anfang der 1880er Jahre erstmals in Erscheinung; belegt ist die Aufführung seines Wiegenlieds durch den Mainzer Tenor Augustin Ruff in Wädensweil am See (Schweiz) am 11. Sept. 1881 (Signale für die musikalische Welt Okt. 1881, S. 899). Seine Kompositionen werden als „echt musikalisch, ursprünglich, vornehm und klangwirksam“ charakterisiert, zugleich heißt es, er gehöre „nicht zu der neuesten Schule“ (Neue Musik-Zeitung 1896, Nr. 4, Beilage IV, S. 49); sein 1899 aufgeführtes Orchester-Menuett wird als „ein hübsches, im Zopfstyl gehaltenes“ Werk beschrieben (NZfM 5. Juni 1889, S. 265). Leo Cahn schrieb eine Paraphrase (Vl., Kl.) op. 21 über Hohfelds Spanisches Ständchen.
Werke (Zusammenstellung auf Basis von Vorarbeiten von Kristina Krämer) — größere Vokalwerke: Waldmorgen (Mch., „Es ist so still die Maiennacht“), Mainz: Kittlitz-Schott & Bieger, [1884?] u. [1895], Auff. Mainz 17. Nov. 1883 u. 10. Aug. 1884, Leitung: Fritz Steinbach <> Morgenfeier (Doppel-Mch. mit Soloquartett, „Von duft’ger Höhe fliesset“), Mainz, Kittlitz-Schott [1884] <> Kerkerscene aus Goethes „Faust“ (Soli, Kl., Org.), Auff. Mainz 21. Febr. 1884 (Abendunterhaltung im Schumacher’schen Conservatorium) <> Stolzenfels (Mch. mit Knabenstimmen, „Leis in Morgenschweigen“), Mainz: Kittlitz-Schott & Bieger 1894 <> Stabat Mater (Soli, Chor, Orch.), UA Mainz 16. Mai 1896, Leitung: Fritz Volbach <> Berceuse (S, Orch.), Mainz: Schott, Auff. Wiesbaden 8. Jan. 1897 <> Männerchöre (O, lichte Glut, Altes Rheingold, Wie ist die Welt doch schön), Leipzig u. Zürich: Gebr. Hug [1908]; CH-BEl, D-B <> Vater Unser (gem. Chor, S-Solo, Solo-Quartett, Knabench., Orch., Org., Sprecher); Auff. (UA?) Christuskirche Mainz 1917 (Kölnische Zeitung 2. Apr. 1917) <> 137. Psalm (S., Orch.), Auff. postum Lüdenscheid 5. Sept. 1919, ungedruckt <> Lieder und Gesänge: Zwei leichte Duette (S, A, Kl., Frühlingsahnung, „Wenn ich ein Vöglein wär’“), Mainz: Kittlitz-Schott & Bieger [1895]; D-MZsch <> Lieder (Sst., Kl.): Album, 24 Lieder und Gesänge, Mainz: Kittlitz-Schott & Bieger [1884] – daraus [14] Beliebte Lieder, Mainz: Breckheimer, 1893 – Album, Neuauflage Mainz: Kittlitz-Schott [1895], D-Cl, D-MZsch – Neuausgabe, auf 31 Lieder erweitert als Lieder für eine Singstimme mit Begleitung des Klaviers, Mainz: Ebling 1910. – Alle Lieder erschienen auch als Einzeldrucke, teils auch verlegt bei Gebr. Hug in Leipzig bzw. Zürich: 1. Sehnsucht nach dem Rhein; D-Mbs, D-MZsch, 2. Spanisches Ständchen; D-B, D-MZsch, 3. Nachtlied; D-Mbs, D-MZsch, 4. Du bist die Ruh’; D-Mbs, D-MZsch, 5. Ich liebe dich; D-Mbs, D-MZsch, 6. Frühlingslied („Frühling ist da“); D-MZsch, 7. Wiegenlied, Auff. Zürich 1881; D-MZsch, 8. Wenn der Frühling auf die Berge steigt, 9. O wär’ mein Lieb der Fliederbusch, 10. Mein Lieb ist eine rote Ros’, 10a. ([1890] und in der Ausgabe 1893) Chanson de Jung Werner aus Der Trompeter von Säckingen von Joseph Victor von Scheffel; D-B, 11. Herz, mein Herz, 12. Frühlingslied („Neuer Frühling ist gekommen“), 13. Die Nacht; D-MZsch, 14. Ständchen, 15. Lind duftig hält die Maiennacht; D-MZsch, 16. Lieb Vögelein, 17. Blühender Schleh’, 1895 ersetzt durch: Geistliches Lied („Wo du hingehst“); D-MZsch; Einzeldruck auch als Nr. 33, [1896], 18. Ich weiß ein Lied von wundersüßem Klang; D-Mbs, D-MZsch, 19. Leb’ wohl; D-MZsch, 20. Liebeslied; D-Mbs, D-MZsch, 21. Singend geschieht mir’s; D-Mbs, D-MZsch, 22. Maientraum; D-Mbs, D-MZsch, 23. Trauungsgesang; D-MZsch, 24. Frühling bzw. Frühlingslied („Es schmilzt der Schnee“); D-Mbs, 25. Schlaf’, Kindchen, schlaf’; D-Mbs, D-MZsch, 26. Vergißmeinnicht; D-MZsch, 27. Verlornes Glück; D-MZsch, 28. Frühlingslied („In dem Walde sprießt und grünt es“); D-Mbs, 29. Ich will meine Seele tauchen, 30. Engelwacht, 31. Es war ein fauler Schäfer; D-MZsch – dazu erschienen in Übersetzung: Cradle Song (= 7.), Milwaukee: Rohlfing; Petit oiseau (= 16.), Mainz: Schott, D-B; Sérénade espagnole (= 2.), Mainz: Schott, D-B – einige Lieder sind „Herrn Opernsänger Gustav Memmler freundschaftlichst gewidmet“ <> Lieder und Gesänge (Sst., Kl.; Liebeswunsch, Die Heide blüht, Mädchenlied, Duett Singend über die Heide), Leipzig bzw. Zürich: Gebr. Hug [1908]; D-B <> Instrumentalwerke: Suite (Streichorch.), Auff. (UA?) Mainz 1887, daraus: Fuge u. Adagio cantabile, Auff. Lüdenscheid 13. Okt. 1923, als „noch ungedruckt“ genannt (Lüdenscheider Zeitung 16. Ok. 1923) <> Albumblatt (Kl.), Mainz: Kittlitz-Schott [1888], aus einer nicht näher bekannten Suite Nr. 1; D-MZsch <> Menuett (Orch.), Auff. Mainz 1899 (Dirigent: Emil Steinbach) <> Hohfeld soll auch „auf dem Gebiete der Kammermusik Bedeutendes geleistet“ haben (Die Sängerhalle. Allgemeine Deutsche Gesangvereinszeitung 22. Nov. 1894, S. 520)
Quellen und Referenzwerke — Familienbücher Bingen (Datenbank, erstellt von Dr. Hans-Josef von Eyß, Bingen (digital) <> Zivil-, Personenstands- u. Familienregister Mainz <> Nachlass (Noten, Zettel, Briefe, Klavierauszüge); D-MZsa <> Fallakte Hohfeld, Dr. Ignaz Friedrich Carl (Prüfungsunterlagen u. a.); D-DSsa <> Programm des Großherzoglichen Gymnasiums zu Mainz Schuljahre 1861/1862–1869/1870 <> Nachweise zur juristischen Laufbahn in: Großherzoglich-Hessisches Regierungsblatt, Hof- und Staatshandbuch des Großherzogtums Hessen, Gießener Anzeiger. General-Anzeiger für Oberhessen, Oberhessischer Anzeiger <> Alfred Börckel, Mainzer Geschichtsbilder. Skizzen denkwürdiger Personen und Ereignisse von 1816 bis zur Gegenwart, Mainz 1890 S. 249 <> Curliste Karlsbad 1906 <> Rezensionen der Liederdrucke: Otto Taubmann, Album. 24 Lieder, in: Allgemeine Musik-Zeitung 17. Apr. 1896, S. 217; -m-, Vierundzwanzig Lieder, in: Signale für die musikalische Welt 31. März 1896, S. 420; Louis Bödecker, Lieder-Album, in: Musikalisches Wochenblatt 3. März 1898, S. 151 <> Nachweise zu Kompositionen (Aufführungen und Ausgaben): Signale für die musikalische Welt, Musikalisches Wochenblatt, MMB, NZfM; Börsenblatt für den deutschen Buchhandel; Neue Musikzeitung, Die Sängerhalle; Wiesbadener General-Anzeiger, Wiesbadener neuste Nachrichten, Wiesbadener Tagblatt; Kölnische Zeitung, Lüdenscheider Zeitung bzw. Lüdenscheider General-Anzeiger <> Nachruf in: Weilburger Anzeiger 1. Mai 1918 <> Pazdírek, HmL, ChallierL
Abbildung 1: Sammeltitel der Lieder und Gesänge (hier zum Maientraum Nr. 22), Mainz: Kittlitz-Schott & Bieger; Privatbesitz (IMSLP)
Abbildung 2: Sterbeanzeige, Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 30. Apr. 1918
Bernd Krause