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HAUEISEN, WOLFGANG NICOLAUS * Möhrenbach (heute Stadtteil von Ilmenau, Thüringen; nicht in Öhrenstock) 4. Apr. 1740 | † Frankfurt/M. 1. März 1804; Organist, Musiklehrer, Komponist und Musikverleger in Frankfurt

Haueisen, einer Lehrerfamilie entstammed und Schüler Johann Peter Kellners (1705–1772) in Gräfenroda, ersuchte 1768 in Frankfurt um Erlaubnis zur Erteilung von Musikunterricht. Von 1769 bis zu seinem Tod war er Organist der deutsch-reformierten Kirche in Bockenheim sowie (1771/72 gemeinsam mit Paul Rothfischer und in engem Kontakt mit dem Städtischen Musikdirektor Johann Conrad Seibert) Leiter des „großen Winter-Concerts“ in Frankfurt. Noch vor Johann André in Offenbach und offensichtlich mit dem Ziel der „Selbstvermarktung“ nach französischem Vorbild begann Haueisen 1771 seine Verlagstätigkeit in Frankfurt und ist somit der erste auf Musik spezialisierte Verleger des mittelrheinischen Gebiets. 1786 beendete er, wohl aufgrund der Übermacht des Hauses André, seine verlegerischen Aktivitäten, nachdem er rund 60 Werke (vorwiegend Kammermusik und einige Kompositionen für Orchester) im Notenstich veröffentlicht hatte. Unter Haueisens meist aufwendig gestalteten Ausgaben finden sich als Originaldrucke seine eigenen Opera 2 bis 6 sowie u. a. Werke von Udalrikus Baldenecker (s. Abb.), Franz Joseph →Hemmerlein, Johann Christoph Kellner, C. A. Sibin und Johann Franz Xaver →Sterkel, weiterhin Nachdrucke (u. a. Werke von Cambini, Eichner, Giordani, C. Stamitz). Bis in die 1790er Jahre war er noch als Kommissionär tätig sowie bis kurz vor seinem Tod als Instrumentenhändler. Wolfgang Nicolaus Haueisen war Cousin des Vaters von Friedrich Carl Haueisen; ob und in welchem verwandtschaftlichen Verhältnis er zu Joseph Valentin Haueisen (dieser ersuchte 1802 in Frankfurt um Erlaubnis zur Erteilung von Klavierunterricht) stand, ist noch ungewiss. Ein weiterer Cousin Wolfgang Nicolaus Haueisens (N. N. Traber) bat 1799 um die Genehmigung, sich bei der kommenden Herbstmesse in Frankfurt als Kunstreiter, Seiltänzer und Parforcespringer präsentieren zu dürfen. Aus welchem Grund Haueisen, der unverheiratet blieb, sich das Leben nahm, wissen wir (noch) nicht.

WerkeTrois Sonates (Kl., Vl., Vc.) op. 1, Amsterdam: Hummel [1770]; s. RISM H 2352 <> Trois Sonates (Kl., Vl., Vc.) op. 2, Frankfurt: Haueisen [1771]; verschollen <> Trois Sonates (Kl., Vl., Vc.) op. 3, ebd. [1771]; verschollen (Rezension: ADB 1771, S. 241) <> Trois Sonates (Kl., Vl., Vc.) op. 4, ebd. [1771]; verschollen <> Concert (Kl., Orch.) op. 5, ebd. [1772]; s. RISM H 2353 <> Concert (Kl., Orch.) op. 6, ebd. [1772]; s. RISM H 2354 <> Zahlreiche Kantaten und andere geistliche Vokalwerke sind handschriftlich überliefert; s. RISMonline.

Quellen — KB Möhrenbach <> Akten und Nachweise in D-Fsa (darunter amtliche Untersuchung des Todes von Haueisen (H.15.33, 10991), Erbschaftsangelegenheiten (H.07.14,77)) <> Frankfurter Frag- und Anzeige-Nachrichten 20. Apr. 1804 (Beilage, die Testamentsvollstreckung betreffend) und passim <> HmL

Literatur — Wolfgang Matthäus, Der Musikverlag von Wolfgang Nicolaus Haueisen zu Frankfurt am Main 1771–1789, in: Mf 22, 1969, S. 421–442 <> Axel Beer, Johann André und die Frühgeschichte des selbständigen Musikverlagswesens in Deutschland, in: 225 Jahre Musikverlag Johann André. Festschrift zum Jubiläum, hrsg. von Ute-Margrit und Hans-Jörg André, Offenbach 1999, S. 39–43 <> Hermann Ullrich, Art. Haueisen in MGG2P (2002) <> Sabine Hock, Art. Haueisen, Wolfgang Nicolaus, in: Frankfurter Personenlexikon (online)

Abbildung: Stichbild einer Ausgabe Haueisens aus dem Jahr 1779 (D-Kbeer, s. a. RISM B/BB 761 sowie den Artikel Baldenecker mit Abbildung des zugehörigen Titels)


Axel Beer

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  • angelegt 2018/03/10 19:45