(auch Dornau, Dornhaus, Dornuss)

(1) Christoph * (?) Koblenz ca. 1725 | † Niederwalluf (heute Ortsteil von Walluf, Rheingau-Taunus-Kreis) 19. Okt. 1804; Waldhornist

(2) Anna Barbara * Ehrenbreitstein 10. Sept. 1761 | † München 26. Okt. 1845; Tochter von (1)

(3) (Johann) Peter * Ehrenbreitstein 17. Okt. 1763 | † wohl um 1800; Sohn von (1), Waldhornist und Komponist

(4) Philipp (Christoph) * Ehrenbreitstein 26. März 1767 | † St. Petersburg 3. März 1833; Sohn von (1), Waldhornist und Komponist

(5) Carolina Josepha * Ehrenbreitstein 23. Jan. 1769 | † Wien 7. Juli 1840; Tochter von (1)

(6) (Maria) Catharina (Walpurga) * Ehrenbreitstein 31. Dez. 1773 | † Niederwalluf 4. Juli 1845; Tochter von (1), Sängerin


(1)


Zwischen 1750 und 1802 ist Christoph Dornaus (neben Johann Georg Schiffner; ca. 1723–1783) als 2. Waldhornist der kurtrierschen Hofkapelle in Ehrenbreitstein nachgewiesen; in den frühen Jahre diente er bisweilen gleichzeitig als Lakai („famulus“; so 1761) des Kurfürsten. 1779 begab er sich mit seinen beiden Söhnen Peter (3) und Philipp (4) auf eine Konzertreise nach Wien; die Akademie im Nationaltheater fand „allgemeinen Beyfall des hohen Adels und des gesammten Publikums“ (Wienerisches Diarium 27. Okt. 1779), wobei sicher nicht unerheblich war, dass er die beiden Jungs – ein gewohntes Verfahren – um jeweils zwei Jahre jünger machte. Verheiratet war Christoph Dornaus seit 1759 mit Catharina Meyer (ca. 1728–1798), einer Tochter des Hofkutschers Philipp Meyer. Er starb während eines Besuchs bei Tochter Catharina (6) und Schwiegersohn in Niederwalluf als „Koblenzer“ („confluentinus“) 79jährig an einem Schlaganfall.


(2)


Anna Barbara Dornaus war seit 1781 mit Jakob Lindpaintner verheiratet und ging 1845 als „churfürstlich Trier’sche Cabinetscassiers-Wittwe“ von dieser Welt (vgl. die Abb. im Art. Lindpaintner).


(3)


Obwohl die Lexika sich einig sind, dass Peter der jüngere der beiden Brüder war, vertrauen wir den Kirchenbüchern, die den umgekehrten Befund bieten. Der erwähnten Reise mit dem Vater nach Wien (1779) folgten Aufenthalte Peters und Philipps (4) in Paris (1783) und Kassel, wo sie in Begleitung ihres Schwagers Jakob Lindpaintner konzertierten und sich gleichzeitig der Unterweisung Johann Palsas und Karl Türrschmidts („leur maîtres actuels“; Petites affiches de Cassel 13. Mai 1784) erfreuen konnten, die dort ebenfalls Station machten. Zwischen 1783 und (nominell) 1802 waren die Brüder in der kurtrierschen Hofkapelle als Hornisten angestellt; Auftritte am Bentheim-Steinfurtischen Hof gemeinsam mit anderen Kapellmitgliedern (etwa Caspar Eder) im Sommer 1789 sind nicht als externes Engagement misszuverstehen. Aufgrund der politischen Situation flohen sie 1794 zunächst nach Hanau und fanden 1795 möglicherweise eine Anstellung im Orchester Peter Bernards in Offenbach. Im März 1796 ließen sie sich gemeinsam in Frankfurt hören. Peters Lebensspur verliert sich um 1800. Übrigens gibt Gerber diesem angeblich jüngeren Dornaus-Bruder den abgekürzten Vornamen „L.“, mit dem auch seine Kompositionen gezeichnet sind, und folgt hierbei wohl den Angaben in Andrés Katalog des Jahres 1799, der zu allem Überfluss Lukas Dornaus als „jüngste[n] von drey [!] Brüdern“ bezeichnet. Bei FétisB (1837; hier „Lucas“) und SchillingE (1840; Peter) ist nur von zwei Brüdern die Rede, was auch zutrifft.

WerkeSix petites pieces (Fl., 2 Hr.) op. 1, Offenbach: André [1798]; verschollen – Rezension AmZ 14. Nov. 1798. Eines der Trios ist vielleicht mit einem handschriftlich überlieferten identisch (s. RISMonline unter Lukas Dornaus) <> Six Pièces (2 Klar., 2 Hr., Fag.) op. 2, ebd. [1798]; verschollen


(4)


Philipp Dornaus, dessen früherer Lebensweg bereits bei der Betrachtung seins Bruders Peter (3) zur Sprache kam, brach im Jahr 1800 alleine zu einer Konzertreise auf, die ihn zunächst nach Paris, dann nach Prag, Weimar, Leipzig (Jan. 1801), Braunschweig (Sept. 1801), Hamburg (Nov. 1801), Berlin (Nov. 1801–Febr. 1802), Wien (9. Apr. 1802 „grosse musikalische Akademie“ im Nationaltheater), Stettin (Sept./Okt. 1802), Riga (Okt. 1802) und schließlich nach St. Petersburg (Ende 1802) führte, wo er sich als Orchestermusiker niederließ.

Werke — (gemeinsam mit Johann Anton André, der die Instrumentierung beisteuerte – er spricht vom „von uns beiden geschmiedeten Concerte“; Brief an Dornaus in St. Petersburg 6. Mai 1805) Premier Concerto (2 Hr., Orch.), Offenbach: André [1801]; s. RISM D 3439 <> weitere von Schilling erwähnte Konzerte und Solostücke blieben ungedruckt und sind verschollen <> Einige Bemerkungen über den zweckmässigen Gebrauch des Waldhorns (mit einem Zusatz der Redaktion), in: AmZ 28. Jan. 1801, Sp. 308–314 (s. hierzu Gustav Nottebohm, Beethoven’s theoretische Studien (Beschluss), in: Allgemeine Musikalische Zeitung (Leipzig), 9. Dez. 1863, Sp. 839–845; vgl. auch RISM ID no. 464000172)


(5)


Carolina Josepha heiratete 1787 in Koblenz Balthasar Buchwieser.


(6)


Catharina wurde als Sängerin ausgebildet, trat 1791 in einem öffentlichen Konzert in Koblenz auf sowie auch bisweilen (ohne Anstellungsverhältnis) bei Hof und debütierte 1795 auf der Frankfurter Bühne als „Königin der Nacht“. Gemeinsam mit Josepha Woralek veranstaltete sie 1795 und 1796 gleichfalls in Frankfurt Vokal- und Instrumentalkonzerte. Das von Bereths, S. 100, mitgeteilte Sterbedatum (14. Jan. 1798) betrifft nicht die junge Sängerin, sondern eine im Alter von (angeblich) 70 Jahren dahingegangene Catharina Dornaus – augenscheinlich die Mutter; weiterhin ist die an gleicher Stelle gegebene Identifikation mit der am 1. Mai 1777 geborenen Catharina Walpurga aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zutreffend: Die um dreieinhalb Jahre ältere Schwester Maria Catharina Walpurga ist die Sängerin, deren Karriere auch nicht endete, weil sie starb, sondern weil sie heiratete, und zwar den Gutsbesitzer Johann Joseph Schipfer in Niederwalluf (1761–1843).


Quellen und Referenzwerke (zu 1–6) — KB Ehrenbreitstein (Festung und Heilig Geist); KB Koblenz (St. Kastor); KB München (ULF); KB Niederwalluf; KB Wien (St. Borromäus) <> Briefe von Johann Anton André an Dornaus (2) ab 1805; D-OF (Briefkopierbücher) <> Wienerisches Diarium 27. Okt. 1779; Preßburger Zeitung 30. Okt. 1779, 1. März 1780; Petites affiches de Cassel 11. Mai 1784, 13. Mai 1784; Musikalische Real-Zeitung (Speyer) 17. März 1790, 24. Nov. 1790, 12. Dez. 1792; AmZ (s. Reg.); Frankfurter Frag- und Anzeige-Nachrichten 31. März 1795, 18. März 1796 (2. Beilage); Leipziger Zeitungen 22. Jan. 1801; Journal des Luxus und der Moden (Weimar) Jan. 1801 (Philipp Dornaus, Virtuos auf dem Waldhorn, Weimar, den 5. Januar 1801); Hamburgische Addreß-Comtoir-Nachrichten 22. Okt. 1801, 16. Nov. 1801; Wiener Zeitung 3. Apr. 1802, 11. Juli 1840 (Todesanzeige von (5)); Rigasche Zeitung 10. Okt. 1802; Nordisches Archiv (Leipzig/Riga), Jan.–März 1803, S. 199; Morgenblatt für gebildete Stände (Stuttgart/Tübingen) 22. Mai 1809; St. Petersburger Zeitung 11. März 1829; Augsburger Tagblatt 1. Nov. 1845 (Todesanzeige von (4)) <> Münchener Tagblatt 28. Okt. 1845 <> SpohrLE <> Gerber NTL, FétisB, SchillingE, Mendel/Reissmann, EitnerQ <> Erik Amburger-Datenbank (online)

Literatur — Bereths 1964 (zu (1–6)), Matthäus 1973 (zu (3)), Hagels 2009 (zu (2))

Abbildung: Ankündigung eines Auftritts der Brüder Philipp und Peter Dornaus in Kassel; Petites affiches de Cassel 11. Mai 1784


Axel Beer

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  • angelegt 2019/03/22 17:10