Schöler (Familie)
(1) Johann Wilhelm * Schemmerhausen (Gemeinde Reichshof, Oberbergischer Kreis) um 1723 | † (Bad) Ems 6. Nov. 1793; Orgel- und Clavierbauer
(2) Christian Ernst * Ems 14. Nov. 1756 | † ebd. 25. Juni 1832; Sohn von (1), Orgel- und Clavierbauer
(1)
Johann Wilhelm Schöler erlernte den Orgelbau im Rheinland bei Johann Heinrich Kleine aus Freckhausen bei Schemmerhausen sowie bei Christian Kinzig in Neuwied. Er gründete nach der Errichtung seiner ersten Orgel für die evangelische Martinskirche in Bad Ems (I/P/15, nicht erhalten) 1748 eine Orgelbauwerkstatt, bald versehen mit kurfürstlichen Privilegien in den Nassauischen Landen und ab 1792 mit dem Privileg des Hoforgelbauers, das er an seinen Sohn weitergab. Schöler orientierte sich in der Anlage seiner Instrumente vornehmlich an den Instrumenten der Werkstatt Stumm; er experimentierte vor allem mit dem Register Flaut travers und baute ab 1773 ein Klarinetten-Register. Schöler arbeitete im ersten Jahrzehnt seines Schaffens ausschließlich für reformierte Kirchen, später auch über Konfessionsgrenzen hinaus vom Niederrhein bis nach Hessen-Darmstadt, außerdem exportierte er in die Niederlande. Seine Werkstatt beschäftigte bis zu sechs Mitarbeiter. Nachweisbar sind 49 Neubauten sowie Clavierinstrumente; weitgehend erhalten sind 24 Orgeln, außerdem die Prospekte der Orgeln in der Reformationskirche Hilden (I/P/12, 1970 von Schuke ersetzt), Niederwallmenach (I/P/9, 1934 durch op. 2417 von Walcker ersetzt), seines größten Orgelneubaus in St. Anna Herschbach (III/P/34, 1915 von Carl Horn ersetzt) und vermutlich in Mehrenberg.
Erhaltene Werke — 1750 Heidenrod, Kloster Gronau (I/4), 1817 nach Reckenroth umgesetzt, seit 1895 im Museum Wiesbaden, 1966 restauriert von Gebr. Oberlinger <> 1752 Reitzenhain (ev.) (I/P/8), 1845 von Buderus repariert <> 1752 Niedertiefenbach, Heilig Kreuz (I/P/9), 1830 von Daniel Raßmann (Möttau) um ein selbständiges Pedal mit zwei Registern erweitert; restauriert von Uwe Hardt <> 1754 (Düsseldorf-) Urdenbach (ev.) (I/P/11), 2011–2013 rekonstruiert und auf II/P/22 durch Hubert Fasen erweitert <> 1756 Altwied, St. Antonius (ev.) (I/P/11), 1992 von Oberlinger rekonstruiert und auf II/P/18 erweitert <> 1757 Egenroth (ev.) (I/P/9), mehrfach umgebaut und 1908 durch Eichhorn auf die Ostempore transloziert; 1975 durch Gerald Woehl restauriert <> 1757 Kloster Altenberg bei Wetzlar (II/P/23), 1977 durch Gebr. Oberlinger, 2002–2004 durch Förster & Nicolaus restauriert <> 1763 Miehlen, St. Maria (I/P/12), 1968 durch Günther Hardt (Weilburg) generalsaniert und in den Chorraum hinter den Altar versetzt <> 1763 Kettenbach (Aarbergen) (ev.) (I/P/13), 1971 restauriert und umgebaut durch Gebr. Oberlinger <> 1764 Patersberg, Pancratiuskirche (ev.) (I/P/9), 1925 umgebaut, 1970 von Werner Bosch (Sandershausen/Kassel) restauriert <> 1765 Gemünden/Westerwald, Stiftskirche St. Severus (II/P/24); 1858 repariert, 1971–1974 restauriert von Gerald Woehl <> 1766 Dörsdorf (ev.) (I/P); 1909 Erneuerung des Magazinbalgs, 1917 Abgabe der Prospektpfeifen, 1965 Renovierung durch Gebr. Oberlinger, 1996 Restaurierung auf den Originalzustand durch die Firma Walcker <> 1767 Kördorf (ev.) (I/P/15); 1962 auf die rückwärtige Empore transloziert und restauriert durch Hardt, 1981 überholt von Förster & Nicolaus <> 1771 Weyer (ev.) (I/P/15); 1927 durch Gerhardt (Boppard) umgebaut, 1969 restauriert durch Gebr. Oberlinger <> 1772 Zorn (ev.) (I/P/11), 1976–1979 restauriert von Gerald Woehl <> 1774 Heidenrod-Niedermeilingen (ev.) (I/P/11), 1975–1979 restauriert von Gerald Woehl, der 1990 noch eine Trompete 8’ ergänzte <> 1782 Diethardt (ev.) (I/P/12); 1965 renoviert und geringfügig erweitert von Gebr. Oberlinger, 2010–2011 restauriert durch Orgelbau Rainer Müller (Merxheim), 2015 Rekonstruktion der Zungenregister <> 1782 Büttelborn (ev.) (I/P/18), von Christian Ernst Schöler 1790–1792 nach Egelsbach transloziert; 1871 durch Rothermel (Zwingenberg) umgebaut, 2005 von Förster & Nicolaus restauriert <> 1785 Helferskirchen, Maria Himmelfahrt (I/P/11), 1957 von Kemper (Lübeck) und Anfang der 1980er Jahre restauriert von Fischer und Krämer (Endingen), seit 2005 instandgesetzt von Orgelbau Hubert Fasen <> 1785 Dienethal (ev.) (I/P/9), 1969 renoviert und geringfügig erweitert von Gebr. Oberlinger <> um 1786 Ehrenbreitstein (ev.) (I/P/14), 1921 nach St. Lubentius, Kell (Andernach) transloziert und umgebaut, 1990 restauriert <> 1789 Born (ev.) (I/P/11), 1964 von Gebr. Oberlinger renoviert, 1998 von Förster & Nicolaus instandgesetzt <> 1790–1792 Klingelbach (ev.) (I/P/18), 1885 durch Karl Voigt umgebaut und zu II/P/24 erweitert; 1917 Abgabe der Prospektpfeifen, 1923 und 1928 Reparaturen durch H. Schlosser (Koblenz), 1972 Restaurierung durch Förster & Nicolaus <> 1789–1797 Gladenbach, Martinskirche (I/P/18), zusammen mit Christian Ernst Schöler; 1921 von Heinrich Eichhorn (Weilmünster) auf die Westempore umgesetzt, von Gebr. Oberlinger 1964–1967 zu II/P/28 nach dem Vorbild der Stumm-Orgel in Mühlheim an der Eis umgebaut; 2001 Reparatur durch Werner Bosch Orgelbau (Niestetal).
(2)
Christian Ernst Schöler erlernte den Orgelbau wahrscheinlich bei seinem Vater und ist erstmals 1774 bei der Visitation der Orgel in Herschbach nachweisbar. Er übernahm die Werkstatt nach dessen Tod 1793 und durfte sich als „Fürstl. Hess.-Darmstädt. Hof Orgelbauer“ bezeichnen; unter seiner Leitung sind 17 Neubauten nachweisbar, von denen acht ganz oder teilweise erhalten sind, außerdem eine Reihe von Umbauten, Renovierungen und Reparaturen.
Nach seinem Tod übernahm sein ebenfalls aus einer Orgelbauerfamilie stammende Schwiegersohn Philipp Gottlieb Heil (* Seeheim 30. Sept. 1793 | † Bad Ems 30. Apr. 1847) die Werkstatt, die unter seiner Leitung nur eine weitere neue Orgel errichtete und sonst vor allem Hammerklaviere baute; ein Großteil der Einkünfte stammte aus Orgelwartungen und Stimmungsarbeiten. Das Unternehmen erlosch 1837. Schölers Witwe verstarb am 14. März 1850.
Erhaltene Werke — 1802 Raubach (ev.) (I/P/13), nach Delling (Kürten) (ev.) überführt, 1968/1969 restauriert von Klais <> 1803 Maxsain (ev.) (I/P/14), 2013 von Mebold rekonstruiert <> 1805 Schloss Schaumburg, Schlosskapelle (I/P/7) <> 1810 Essershausen (ev.) (I/P/10), 1856 von Theodor Raßmann repariert, bis 1967 zu I/P/12 erweitert <> 1811 (Löhnberg-) Niedershausen, Burckhardtkirche (ev.) (I/P/11); 1867 neue Bälge von Voigt, vor 1910 über die Kanzel transloziert <> 1813 Gemmerich, Trinitatiskirche (ev.) (I/P/10), 1886–1887 von Raßmann (Möttau) neu aufgestellt <> 1818 (Hünstetten-) Ketternschwalbach (ev.) (I/P/11), 1967 von Gebr. Oberlinger restauriert <> 1820 (Hünstetten-) Strinz-Trinitatis (ev.) (I/P/13), 1985 restauriert von Gerald Woehl <> 1830 Bad Ems, Maria Königin (I/P/10), 2001/2002 von Orgelbau Hubert Fasen restauriert (s. Abb.).
Literatur — Bösken 1975 <> Fischer/Wohnhaas 1994 <> Jürgen Rodeland, Die Orgelbauwerkstatt Schöler in Bad Ems, München und Salzburg 1991 <> ders., Art. Schöler, in: MGG Online <> ders., Die Schöler-Orgel (1756) in der ev. Kirche zu Altwied und ihre Rekonstruktion (1991/92) durch Gebr. Oberlinger, in: Ars Organi 41 (1993), S. 27–32 <> Astrid Pötz (Hrsg.), Die Orgelbauerwerkstatt Schöler/Heil in Bad Ems. 88 Jahre Orgelbau in Bad Ems 1749–1837, Bad Ems 1995 (Bad Emser Hefte Nr. 137) <> Hans Martin Balz, Die Schöler-Orgel im ehemaligen Kloster Altenberg bei Wetzlar, in: Ars Organi 49 (2001), S. 235–239 <> Hubert Fasen und Kilian Schmitz, Die Schöler-Orgel in der Katholischen Kirche „Maria Königin“ Bad Ems, Auf dem Spies, Bad Ems 2003 [Flyer, hrsg. von der Katholischen Pfarrgemeide Bad Ems]
Abbildungen: Schöler-Orgel in Bad Ems, Maria Königin, aufgenommen von Gudula Schütz im August 2020. Herzlichen Dank an Herrn Jürgen Rzymann fürs Aufschließen der Kapelle.
Birger Petersen