stumm


(1) Johann Michael [I.] * Sulzbach/Hunsrück 10. [oder 20.] April 1683 | † ebd. 22. April 1747; Goldschmied und Orgelbauer

(2) Johann Philipp * Sulzbach/Hunsrück 24. Aug. 1705 | † ebd. 27. Juni 1776; Sohn von (1), Orgelbauer

(3) Johann Nikolaus * Sulzbach/Hunsrück 6. Dez. 1706 | † Kastellaun 21. Okt. 1779; Sohn von (1), Gastwirt und Orgelbauer

(4) Johann Heinrich * Sulzbach/Hunsrück 24. [oder 26.] April 1715 [?] | † ebd. 23. Aug. 1788; Sohn von (1), Orgelbauer

(5) Johann Friedrich * Sulzbach/Hunsrück um 1720 | † ebd. 15. Febr. 1803; Sohn von (1), Orgelbauer

(6) Johann Michael [II.] * Sulzbach/Hunsrück 24. Sept. 1732 | † [nach 1781]; Sohn von (2), Orgelbauer

(7) (Johann) Philipp * Sulzbach/Hunsrück 7. Okt. 1734 | † ebd. 13. Juni 1814; Sohn von (2), Orgelbauer

(8) Friedrich Carl [I.] * Sulzbach/Hunsrück 9. Aug. 1744 | † ebd. 4. Dez. 1823; Sohn von (5), Orgelbauer

(9) (Johannes) Franz * Sulzbach/Hunsrück 12. März 1748 | † ebd. 22. April 1826; Sohn von (4), Orgelbauer

(10) Heinrich Ernst * Kastellaun 24. März 1756 | † ebd. 25. Sept. 1802; Sohn von (3), Gastwirt und Orgelbauer

(11) Carl (Philipp) * Sulzbach/Hunsrück 17. Aug. 1783 | † ebd. 23. Nov. 1845; Sohn von (7), Orgelbauer

(12) Franz Heinrich [I.] * Sulzbach/Hunsrück 8. Aug. 1788 | † ebd. 26. Jan. 1859; Sohn von (8), Orgelbauer

(13) Franz Heinrich [II.] * Sulzbach/Hunsrück 19. März 1815 | † ebd. 7. Febr. 1846; Sohn von (11), Orgelbauer

(14) Friedrich Carl [II.] * Sulzbach/Hunsrück 5. [oder 6.] Dez. 1819 | † ebd. 26. Nov. 1891; Sohn von (12), Orgelbauer

(15) Georg Carl (Karl) Ernst * Sulzbach/Hunsrück 31. Mai 1824 | † Kirn [?] 8. Juli 1869; Sohn von (12), Orgelbauer

(16) Friedrich * Sulzbach/Hunsrück 9. April 1846 | † ebd. 13. Dez. 1921; Sohn von (14), Orgelbauer

(17) Karl * Sulzbach/Hunsrück 17. Sept. 1847 | † ebd. 23. Juli 1926; Sohn von (14), Orgelbauer

(18) Gustav * 1855 | † 1906; Sohn von (15), Orgelbauer

(19) Julius * 1858 | † 1885; Sohn von (15), Orgelbauer

Stammbaum-Diagramm

Im Zeitraum von 1722 bis 1920 schufen Angehörige der Orgelbauer-Familie Stumm über sieben Generationen rund 370 Orgelneubauten, von denen 140 erhalten geblieben sind und den historischen Bestand wertvoller Orgeln im Rheinland, der Pfalz, an der Saar und im Odenwald bereichern. Sie sind – bei insgesamt mehr als 30 verschiedenen Prospektmodellen – äußerlich unverwechselbar, weil technische und klangliche Details über die Generationen übereinstimmen; so ist die Spielanlage der Instrumente (mit wenigen Ausnahmen) jeweils seitlich aufgestellt. Die Kielbälge des 18. und frühen 19. Jahrhunderts werden ab 1850 durch Kasten- oder Zylinderbälge ersetzt.


Sulzbacher Zweig

Der Sohn des Schmieds Christian Stumm, Johann Michael (1), erlernte das Handwerk seines Vaters sowie das des Goldschmieds und wurde nach einem Lotteriegewinn – eine reparaturbedürftige Handorgel – zum Orgelbauer ausgebildet. Sein Lehrmeister war vermutlich Jakob Irrlacher in Kirn, aufgrund mehrerer überlieferter Reisen ins Elsass und die Schweiz ist ein Kontakt zu Andreas Silbermann wahrscheinlich. Seine Werkstatt gründete er 1714; bis 1746 entstanden hier mindestens 45 Orgeln.

Erhaltene Werke (Auswahl) — 1715 oder 1723 Rhaunen (ev.) (I/P/15), vermutlich gemeinsam mit Otto Reinhard Mezenius; nach verschiedenen Umbauten im 19. und 20. Jahrhundert 1934 technischer Neubau durch Oberlinger mit Erweiterung auf II/P/17, 1977–1979 von Johannes Klais restauriert und technisch rekonstruiert <> 1738 Mühlheim (Eis), Schlosskirche (II/P/22); nach Umdispositionen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 1956–58 Renovierung durch Oberlinger, 1991 technische und klangliche Rekonstruktion durch Johannes Klais, 2016 umfangreiche Reinigung <> 1739–40 Sobernheim (ev.) (II/P/25); 1878 von Schlaad (Waldlaubersheim) umgebaut, 1940 von Steinmeyer elektrifiziert und u. a. um ein neues Pedalwerk ergänzt, 1972 von Paul Ott (Göttingen) umgebaut, 2003–2005 von Rainer Müller (Merxheim) auf den Grundzustand zurückgeführt <> 1742–45 Kirchheimbolanden, Schlosskirche, heute Paulskirche (ev.) (III/P/38), sogenannte „Mozart-Orgel“, auf der 1778 W. A. Mozart konzertiert hat; 1930 elektrifiziert, in den 1960er Jahren umgebaut, 1971 restauriert und umgebaut durch die Gebr. Oberlinger, umfangreiche Erweiterung auf III/P/45 <> 1746 Sulzbach (II/P/23); um 1800 von französischen Soldaten geplündert, 1820 von Stumm mit geringfügigen Modifikationen wiederhergestellt; 1934 von Oberlinger umgebaut, 1980–82 von Johannes Klais restauriert.


In der zweiten Generation der Orgelbauerfamilie entstanden mindestens 50 weitere Orgeln: Johann Philipp Stumm (2) lernte wie seine jüngeren Brüder in der Werkstatt des Vaters und leitete nach dessen Tod die Werkstatt; Johann Heinrich (4) übernahm die Leitung nach dem Tod des Ältesten. Der jüngste Bruder Johann Friedrich (5) war hauptsächlich als Schreiner im Betrieb der Brüder tätig.

Erhaltene Werke (Auswahl) — 1757 Trier, Welschnonnenkirche (I/P/11); 1865 durch Breidenfeld umgebaut, 1957 von Oberlinger umgebaut und auf II/P/23 erweitert, 2007 von Rainer Müller (Merxheim) auf den Ursprungszustand zurückrestauriert <> 1759 Wörrstadt (ev.) (II/P/30); 1842 umdisponiert durch Bernhard Dreymann, nach weiteren Veränderungen restauriert durch Gebr. Oberlinger, 2011 von Rainer Müller (Merxheim) nachintoniert <> 1764–1765–1767 Meisenheim, Schlosskirche (II/P/27); 1848 Reinigung und Überholung durch die Gebrüder Stumm,1886–87 umgebaut durch Meyer (Herford) und erweitert auf (II/P/32), 1968 renoviert durch die Gebr. Oberlinger und Rückbau auf die gegenwärtige Disposition (II/P/29), 1994 von Förster & Nicolaus restauriert <> 1773 Gau-Odernheim, Simultankirche (II/P/22); 2001 durch Förster & Nicolaus restauriert, 14 Originalregister erhalten <> 1773–74 Mainz, Augustinerkirche (II/P/31); Umdispositionen im 19. und frühen 20. Jahrhundert, 1991 Restaurierung durch Förster & Nicolaus <> 1774–1782 Amorbach, Abteikirche (IV/P/45); umfangreiche Umdispositionen und Umbauten im 19. und frühen 20. Jahrhundert bis hin zu IV/P/66, 1982 Reorganisation durch Johannes Klais und G. F. Steinmeyer, 2015 Restaurierung durch Johannes Klais.


Die Geschäftsleitung in der dritten Generation inne hatte neben (Johann) Philipp (7), der 1777 seine Cousine Henriette Stumm (Tochter von Johann Heinrich Stumm) geheiratet hatte, vor allem (Johann) Franz (9), der ab 1808 als Bürgermeister („Maire“) von Sulzbach amtierte. Zu den wichtigsten Orgelneubauten gehören 1776–77 Mannheim (ev.) (III/P/42), 1778–79 Frankfurt, Katharinenkirche (ev.) (III/P/41), und 1790–92 Worms, Dom (II/P/21).

Erhaltene Werke (Auswahl) — 1785–86 Weiler, St. Kastor (I/P); 1876 von Dasbach erweitert zu II/P/23 <> 1788–93 Zell (Mosel), St. Peter (II/P/26); im 19. Jahrhundert umdisponiert, 1944 durch Sebald und Brand umgebaut zu III/P/32, erhalten ist nur der Prospekt <> 1809 Kleinich (ev.) (I/P/15); umgebaut von Gustav Stumm (Kirn),1986 restauriert durch Johannes Klais.


Der Sohn Philipp Stumms Carl (Philipp) (11) war gemeinsam mit seinem Cousin Franz Heinrich [I.] (12) der Hauptverantwortliche der folgenden Generation; die größten Neubauten dieser Familienmitglieder sind nicht erhalten, so die um 1821 erbaute Orgel für Koblenz, St. Florin, 1827–27 für Trier, St. Gangolf, oder 1840 für Homburg / Saar (II/P/24). Von der 1818 für die Stiftskirche St. Goar erbauten Orgel (II/P/23) ist das Gehäuse erhalten.

Erhaltene Werke (Auswahl) — 1813–15 Pünderich, Maria Himmelfahrt (II/P/19), 1879 von Voltmann und Klausen sowie 1959 von Elsen und Wittlich umgebaut und auf II/P/21 erweitert, 1976 restauriert durch Oberlinger <> 1835–37 Treis(-Karden), St. Johannes Baptist (II/P/29), 1963 nach mehrfachen Umdispositionen restauriert durch Helmut Seiffert, 2013 dann durch Johannes Klais <> 1843–46 Pommern (Mosel), St. Stephan (II/P/18); 1875 und 1898 umdisponiert und zu II/P/20 erweitert, 1979 durch Johannes Klais restauriert.


Der früh verstorbene Franz Heinrich [II.] (13) war mit seiner Cousine Sophia Philippina (Tochter von (12)) verheiratet. In der fünften Generation zeichnete der gleichfalls mit einer Cousine (Amalia Jacobina) verehelichte Friedrich Carl [II.] (14) gemeinsam mit seinem Bruder Georg Carl Ernst (15) als „Gebrüder Stumm“ verantwortlich. Die Söhne Georg Carl Ernsts begründeten nach dessen Tod den kurzlebigen Kirner Zweig der Familie Stumm.

Erhaltene Werke (Auswahl) — 1849–51 Hambuch, St. Johannes (II/P/22), weitgehend erhalten <> 1863 Grumbach (ev.) (I/P/10); 1917 Abgabe der Prospektpfeifen, 1993–96 restauriert durch Rainer Müller (Merxheim) <> 1866 Oberheimbach, St. Margarita (I/P/16), später um ein II. Manual erweitert; 2003 durch die Firma Mayer (Heusweiler) gereinigt.


Auch Friedrich (16) und Karl Stumm (17) zeichneten als „Gebrüder Stumm“; Karl Stumm baute für die Orgel in Staudernheim die erste Kegellade. Mit ihren Arbeiten erlischt die Sulzbacher Werkstatt 1896; ihre letzte Orgel liefern die Gebrüder Stumm nach Niederhosenbach.

Erhaltene Werke (Auswahl) — 1881 St. Julian (ev.) (II/P/14), weitgehend erhalten <> 1896 Niederhosenbach (I/P/7); 1993–94 von Schuke, Potsdam restauriert.


Kastellauner Zweig

Der zweitälteste Sohn Johann Michael Stumms (1), Johann Nikolaus (3), erlernte das Handwerk in der väterlichen Werkstatt in Sulzbach; er heiratete 1745 nach Kastellaun und wurde als Gastwirt, Amtsschöffe und Orgelbauer vermögend. Zu seinen größten Orgelbauten gehören Instrumente in Kastellaun (ev.) von 1748 und Koblenz-Moselweiß von 1761. Das einzige erhaltene Instrument seines Sohnes Heinrich Ernst (10) steht in Alterkülz.

Erhaltene Werke — 1748 Westhofen (ev.) (I/P/15); umfangreiche Umdispositionen im 19. und frühen 20. Jahrhundert, 1976 restauriert von den Gebr. Oberlinger <> 1748–50 Trarbach (II/P/22); 1935 durch Steinmeyer auf II/P/27 erweitert, 2008–10 von Rainer Müller (Merxheim) restauriert <> 1764–65 Wolf (ev.) (II/P10), Gehäuse erhalten <> 1780 Alterkülz (I/P/10).


Kirner Zweig

Die Brüder Gustav (18) und Julius Stumm (19) wurden bei Ibach (Barmen) und Kuhn (Männedorf) bzw. Meyer (Herford) ausgebildet und eröffneten eine erste gemeinsame Werkstatt in Emmerich. Nach dem Tod des jüngeren Bruders verlegte Gustav Stumm die Werkstatt nach Kirn und fertigte weitere 25 Orgeln. Zu seinen größten Arbeiten gehörten die Orgeln für Kirn (ev.) (II/P/29) von 1895 und 1904 für die evangelische Kirche von Mayen. Das Gehäuse seines letzten Instruments für Traisen (ev.) (I/P/6) ist erhalten.

Erhaltene Werke (in Auswahl) — 1890 Mülheim a. d. Mosel (ev.) (I/P/9); 1917 Ablieferung der Prospektpfeifen, 1961 und 1995 von Heinrich Jud generalüberholt <> 1893 Rhaunen, St. Martin (I/P/12), 2004 von Rainer Müller (Merxheim) restauriert.


Literatur — N–y, Die Orgelbauer-Familie Stumm in Rhaunen-Sulzbach, in: Didaskalia. Blätter für Geist, Gemüth und Publizität (Frankfurt), 15. und 16. Febr. 1845, S. [2–3] bzw. [2–3] <> Franz Bösken, Die Orgelbauerfamilie Stumm aus Rhaunen-Sulzbach und ihr Werk, Mainz 1960 (21981) <> Bösken 1967 <> Bösken 1975 <> Klaus Napp-Zinn, Das „Haus zum Schwanen“ – die Stummsche Orgelbauwerkstatt in Kastellaun?, in: Hunsrücker Heimatblätter 16 (1976), S. 224–232 <> Jürgen Eppelsheim, Stumm-Orgeln in Rhaunen und Sulzbach, in: Ars Organi 31 (1983), S. 232–246 <> Hans-Otto Jakob, Die Stumm-Orgel in der katholischen Pfarrkirche Heilig-Kreuz zu Geisenheim im Rheingau, in: Ars Organi 37 (1989), S. 99–103 <> Friedrich W. Riedel, Die Familie Stumm und der Orgelbau. Die kurrheinische Orgellandschaft, in: Vor-Zeiten. Geschichte in Rheinland-Pfalz, Bd. 5, hrsg. von Dieter Lau und Franz-Josef Heyen, Mainz 1989, S. 111–130 <> Bernhard 1990 <> Hans-Wolfgang Theobald, Die Werkstatt Stumm in Rhaunen-Sulzbach, in: Die Orgel als sakrales Kunstwerk, hrsg. von Friedrich W. Riedel, Bd. 1, Mainz 1992 (Neues Jb. für das Bistum Mainz, Sonderbd. 1991/92), S. 204–233 <> Gerhard Gutensohn, Die untergegangene Stumm-Orgel der Pfarrkirche „Unserer Lieben Frau“ in Koblenz, in: MittAGm 60 (1993), S. 439–449 <> Achim Seip, Alte und neue Orgeln im Bistum Mainz, Mainz 2003 <> Bösken / Fischer / Thömmes 2005 <> Franz Bösken / Hermann Fischer, Art. Stumm, in MGG2P (2006) <> Sun Kim, Zwei Generationen Stumm-Orgeln. Die Instrumente in Bad Sobernheim und Meisenheim im Vergleich, Diplomarbeit im Studiengang Kirchenmusik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz 2017 (unveröff.) <> Christian Scheiwen, Die Orgelbauerdynastie Stumm in ihren Generationen, Bachelorarbeit im Studiengang Kirchenmusik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz 2020 (unveröff.) [dort ausführliches Quellenverz.]

Abbildung 1: Münstermaifeld (Stiftskirche St. Martin und St. Severus): Orgel von Ludwig Hünd (Linz/Rh.) von 1864 im Gehäuse von Johann Michael Stumm (1722); aufgenommen von Gudula Schütz im August 2020

Abbildung 2: „Mozart-Orgel“ in der Paulskirche von Kirchheimbolanden; Foto: Wolfgang Oberlinger

Abbildung 3: Treis(-Karden) (St. Johannes Baptist); aufgenommen von Gudula Schütz im August 2020


Stammbaum der Familie Stumm

Dargestellt sind die Sulzbacher Linie in grün, die Kastellauner Linie in rot und die Kirner Linie in gelb (vgl. Scheiwen, Die Orgelbauerdynastie Stumm in ihren Generationen, S. 27)


Birger Petersen

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  • Zuletzt geändert: 2024/08/03 10:00
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  • angelegt 2021/02/06 03:02