Voigt (Familie)
(1) Christian Friedrich * Oberlosa (heute Stadtteil von Plauen) 4. Dez. 1803 | † Igstadt (heute Stadtteil von Wiesbaden) 23. Aug. 1868; Orgelbauer
(2) Konrad Christian Wilhelm * Igstadt 22. Aug. 1836 | † ebd. 3. Dez. 1880; Sohn von (1), Orgelbauer
(3) Georg Wilhelm Karl * Igstadt 26. April 1839 | † nicht vor 1870; Sohn von (1), Orgelbauer
(4) Karl Heinrich * Igstadt 4. Okt. 1845 | † ebd. 10. Juni 1906; Sohn von (1), Orgelbauer
(5) Heinrich Wilhelm * Igstadt 11. März 1876 | † Unterliederbach (heute Stadtteil von Frankfurt-Höchst) 1954; Sohn von (4), Orgelbauer
(6) Heinrich (Heinz) Wilhelm * Frankfurt 9. Okt. 1904 | † 3. Febr. 1992; Sohn von (5), Orgelbauer
Der einer mitteldeutschen Orgelbauerfamilie entstammende Christian Friedrich Voigt (1) erhielt seine Ausbildung als Orgelbauer vermutlich bei seinen Verwandten, ist als Geselle bei Bernhard Dreymann in Mainz nachweisbar und ab 1833 als „Orgelbauer in Igstadt“ (Heiratseintrag 3. Febr.); sein erstes eigenes Instrument entstand für die Ev. Kirche in Oberliederbach, sein größtes 1848 für St. Bonifatius in Wiesbaden (II/P/29). Zwischen 1833 und 1868 wurden über 50 Orgeln in seiner Werkstatt gebaut. Seine Söhne erlernten das Orgelbauer-Handwerk zunächst bei ihrem Vater; Karl Heinrich (4) ist von 1860 bis 1864 bei seinem Verwandten Friedrich Wilhelm Voigt in Eisleben als Lehrling nachweisbar, außerdem zwischen März und Dezember 1865 bei Urban Kreutzbach in Borna. Nach dem Tod des Vaters übernahmen die Brüder Georg Wilhelm Karl (3) und Karl Heinrich (4) gemeinsam die Werkstatt in Igstadt als „Gebr. Voigt“ (der älteste Bruder wurde nur als Mitarbeiter geführt), mussten aber 1888 Konkurs anmelden. Karl Heinrich Voigt arbeitete von 1889 bis 1893 in Straßburg unter anderem als Geselle bei Edmond Alexandre Roethinger; 1895 gründete er eine neue eigene Werkstatt in Wiesbaden-Biebrich. Insgesamt fertigte er etwa 40 Orgeln, von denen nur wenige erhalten sind. Sein Sohn Heinrich Wilhelm (5), der die Werkstatt nach einer Lehre bei Roethinger in Straßburg im Jahr 1900 übernommen hatte, verlegte sie nach seiner Hochzeit mit Johanette geb. Kern (1879–1966), Tochter des Drehorgelmachers Wilhelm Kern, 1903 nach Unterliederbach; 1929 erwarb er ein Patent „Vorrichtung z. fortlaufenden Spielen von mech. Musikwerken“. 1938 übernahm er auch die auf Dreh- und Jahrmarktsorgeln sowie Spieluhren spezialisierte Firma A. Ruth & Sohn (Waldkirch). Heinrich (Heinz) Voigt (6), der ab 1920 als Mitarbeiter in der Werkstatt nachweisbar ist und sie 1954 übernommen hatte, fertigte bis 1970 vor allem Orgelpfeifen, außerdem und vor allem – bis zur Geschäftsaufgabe 1992 – Drehorgeln.
Erhaltene Werke (in Auswahl) — Christian Friedrich Voigt: 1834 Oberliederbach (ev.) (I/P/14); 1872 repariert von Wilhelm Kern, nach Abgabe der Prospektpfeifen 1917 Umbau 1925; 1969 überarbeitet von Heinrich Voigt, 1997 Rekonstruktion und Restaurierung durch Günter Hardt (Weilmünster-Möttau) <> 1841 Oberroßbach (ev.) (I/P/13); Modifikationen 1857 durch Johann Georg Förster (Lich) und 1899 durch Lehrer Lehleitner (Rödgen), nach Abgabe der Prospektpfeifen 1917 Umbau durch Förster & Nicolaus 1931; 1977 Restaurierung durch Andreas M. Ott (Bensheim) <> 1847 Seelenberg, St. Kasimir (I/P/10); von Michael Keller (Limburg) erweitert, 1957 und 1998 von Oberlinger generalüberholt <> 1855 Oberreifenberg, St. Georg (II/P/25); 1975 von Klais (Bonn), 2012 von Hardt restauriert <> 1858 Oberneisen, „Rundkirche“ (ev.) (I/P/13); bei Überholungen Register ersetzt <> 1860 Nastätten (ev.) (II/P/18); 1968 Umbau, 2003 sowie 2016–2018 von Orgelbau Bosch restauriert <> 1865 Erbach, Johanneskirche (II/P/18); in den 1880er und 1890er Jahren Umbau durch Heinrich Voigt und Erweiterung auf II/P/25, 2007 Restaurierung <> 1867 Heftrich (ev.) (II/P/19); 1917 Abgabe der Prospektpfeifen, 1971 und 1989 größerer Umbau durch Hardt (Möttau); 2014 restauriert von Orgelbau Mebold (Siegen) <> Karl Heinrich Voigt: 1873 Seelbach (Villmar) (ev.) (II/P/18); 1971 und 1999 repariert, 2011 umfassend restauriert <> 1878 Wiesbaden-Breckenheim (ev.) (II/P/12); umgebaut zu I/P/12 <> 1866 Wiesbaden-Nordenstadt (ev.) (II/P/20) <> 1890 Wiesbaden (altkath.) (II/P/12); 1899 nach (Taunusstein-) Wehen (ev.) transloziert; umgebaut von Katzer (Bleidenstadt), 1999 restauriert von Orgelbau Hardt
Quellen — KB Igstadt
Literatur — Bösken 1975 <> Bösken/Fischer 1988 <> Fischer/Wohnhaas 1994 <> Lore M. I. Voigt, Christian Heinrich Voigt (1803–1868) und Karl Heinrich Voigt (1845–1906) – Leben und Werk, in: Acta Organologica 24 (1994), S. 59–96 <> Die Firma Voigt in Frankfurt-Höchst als Nachfolgerin der Firma A. Ruth & Sohn, Waldkirch, in: Musica Mechanica 84 (2022), S. 7–9 <> Markus Frank Hollingshaus und Carsten Lenz, Orgeln in Wiesbaden, Wiesbaden 2003 <> Martin Balz, Art. Voigt, in: MGG2P (2016) <> Uwe Pape, Lexikon norddeutscher Orgelbauer Bd. 1: Thüringen und Umgebung, Berlin 2019
Abbildung: Die Voigt-Orgel in Oberroßbach (1841); Foto: Ulrich Rink
Birger Petersen