schwemer


(auch Schwemmer)

(1) Friedrich (eig. Hans August Gottfried) * (Bad) Doberan 20. Jan. 1818 | † Frankfurt/M. 25. Juni 1902; Sänger, Opernregisseur und -direktor

(2) (Maria bzw. Marie) Bettina (eig. Barbara, auch Babette) geb. Heindl * Amberg 20. Apr. 1825 | † Frankfurt/M. 2. Mai 1910; Ehefrau von (1), Pianistin, Sängerin, Musiklehrerin, Komponistin

(3) Richard (Hermann) * Breslau 29. Jan. 1857 | † Frankfurt/M. 24. Nov. 1928; Sohn von (1) und (2), Lehrer, Historiker


(1)


Der Lehrerssohn Friedrich Schwemer war seit 1837 mit vielen Ortswechseln als Opernsänger tätig – u. a. an Theatern in Rostock (1837–1841), Trier (1842/43), Regensburg (1843–45), und Würzburg (1846–47), bevor er 1847 an den vereinigten Stadttheatern von Hanau und Aschaffenburg sang, wo er vermutlich seine spätere Ehefrau Bettina geb. Heindl (2) kennenlernte. Beide traten im selben Jahr auch in (Bad) Kissingen auf. Nach der Heirat im Winter 1849/50 folgte sie ihm nach Danzig, wo er von 1849 bis 1851 angestellt war. Anschließend erhielt er Engagements in Neu-Strelitz (1852) und Mainz (1853) sowie ein Gastspiel in Wiesbaden (1853), bevor Schwemer sich nach Breslau wandte. 1857 stieg er vom Sänger, Schauspieler und Regisseur zum Direktor und Mitpächter des dortigen Theaters auf, eine Stellung, die er bis 1864 innehatte. Von dem Plan, eine eigene Opernschule zu gründen, sah er ab und wurde stattdessen 1866 Oberregisseur am Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater in Berlin. Die nachfolgenden Jahre stand Schwemer den Theatern in Posen (1867–69), Breslau (1870–74) und Magdeburg (1876–1878) vor. Mit der Zahlung von Gagen und Theatermiete rückständig geworden, wurde er 1878 verhaftet und ein Konkursverfahren gegen ihn eingeleitet. 1879 folgte er schließlich einem Engagement als Oberregisseur der Oper an das Frankfurter Stadttheater, wo Otto Dessoff und Georg Goltermann als Kapellmeister und Heinrich Klahre als Chordirektor zu seinen Kollegen zählten. Gleich zu Beginn seiner Anstellung lehnte er einen Ruf an das Wiener Hofoperntheater ab – Schwemer blieb in Frankfurt und trat 1895 in den Ruhestand. Der Sohn Fritz (* Breslau 18. Apr. 1861) war ebenfalls als Schauspieler, Regisseur und Theaterdirektor tätig.

Quellen — KB Doberan, Standesamtsregister Frankfurt <> Briefe s. Kalliope <> Konkursakte; D-MAsta (Rep. A II / T 36 spec. 5) <> Adressbücher Frankfurt <> Almanach für Freunde der Schauspielkunst, Deutscher Bühnen-Almanach, Deutsches Bühnenjahrbuch 1838–1895 <> Zahlreiche Nennungen in der Regional- und Fachpresse, u. a. NZfM 2. Aug. 1847, 12. Sept. 1849, 22. Jan. 1850, 13. März 1874; Wiener allgemeine Musik-Zeitung 14. Aug. 1847; Neue Berliner Musikzeitung 8. Nov. 1848, 18. Nov. 1857, 4. Juli 1860, 28. Nov. 1860, 16. Mai 1866, 27. Jan. 1869, 7. Juli 1869, 28. Mai 1873, 19. Febr. 1874, 26. Febr. 1874, 27. Jan. 1876; Signale für die musikalische Welt 17. Apr. 1850, 19. Nov. 1857, 10. Mai 1866, 6. Dez. 1869, Nr. 8 (Jan.) 1876, Nr. 42 (Juni) 1876, Nr. 13 (Febr.) 1878, Nr. 14 (Febr.) 1878, Nr. 44 (Sept.) 1879, Nr. 54 (Okt.) 1880, Nr. 61 (Nov.) 1882, Nr. 23 (März) 1883, Nr. 51 (Okt.) 1888, 1. Febr. 1898; Recensionen und Mittheilungen über Theater und Musik (Wien) 26. Nov. 1864, 1. Apr. 1865; Zellner’s Blätter für Theater, Musik und bildende Kunst (Wien) 14. Juni 1867; Blätter für Theater, Musik und Kunst (Wien) 4. Febr. 1871; Bade-Blatt für Wiesbaden 6. Mai 1871; Musikalisches Wochenblatt 17. Mai 1872; AmZ 2. Okt. 1872; Berliner Börsen-Zeitung 27. Febr. 1878 (Morgen-Ausg.); Die kleine Chronik. Frankfurter Wochenschrift 23. Nov. 1879, 29. Okt. 1882; Wiesbadener Tagblatt 26. Juni 1902 (Abend-Ausg.) (Nekrolog)

Referenzwerke und Literatur — Bereths 1983 <> Art. Schwemer, Fritz, in: Ludwig Eisenberg, Großes biographisches Lexikon der deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert, 1903 <> Art. Schwem(m)er, Friedrich, in: Wilhelm Kosch, Deutsches Theaterlexikon, 1992


(2)


Bettina Heindl wurde in eine Musikerfamilie hineingeboren. Ihr Vater Joseph (ca. 1787–1862) war als Türmerprinzipal, Klarinettist, Musikmeister und -lehrer im Amberger Musikleben überaus präsent und bildete sie und ihre Geschwister Alexander (ca. 1818–1834), Joseph Johann († nach 1882), Johann Eduard (auch „Hans“ 1826–1849), Sophie (1828–nach 1894), Alexander Stephan (* 1834), Eduard Martin (1837–1896) und Xaver (* 1847) musikalisch aus. Zwischen 1834 und 1841 lassen sich etliche Familienkonzerte in Amberg und mehrere Konzertreisen nachweisen, wobei ihre Brüder zumeist als Flötisten, sie und ihre Schwester als Pianistinnen auftraten; anschließend verfolgten sie zum Teil eigenständige Karrieren. So erlange Hans Heindl, der gleich seinem älteren Bruder Alexander und seinem jüngeren Bruder Martin (s. o.) ein Schüler Theobald Böhms war, als Schwarzburg-Sondershausener Kammermusiker mit seinem Flötenspiel in Wien seit 1844 größere Bekanntheit. Nach seinem Unfalltod 1849 trat der von ihm ausgebildete Bruder Martin als Flötist auf der von Böhm entwickelten Metallflöte in seine Fußstapfen. Noch in den 1850er Jahren spielte Vater Joseph Heindl mit mehreren Söhnen als Heindl’sches Kleeblatt bzw. Quart-, Quint- und Sextett und ließ sich 1852 in Regensburg nieder, wo sie gemeinsam Unterricht auf mehreren Instrumenten erteilten.

Bettina Heindl trat als Pianistin jenseits der Familienkonzerte u. a. 1841 bei einem Konzert Anton →Botts in Kassel und 1842 mit Bruder Hans in Würzburg auf, wo sie 1843 neben ihrer Schwester Sophie als Sängerin engagiert wurde. 1844 folgte eine Anstellung in Freiburg i. Br. und anschließend, wieder an der Seite ihrer Schwester, in Bamberg (1845/46) und Ansbach (1846/47) ehe sich die Wege der beiden trennten. Letztere war seit 1857 mit dem späteren Intendanten des Wiesbadener Theaters Hermann d’Artis von Bequignolles verheiratet. 1847 sang Bettina Heindl an den vereinigten Stadttheatern von Hanau und Aschaffenburg und machte zudem in (Bad) Kissingen „durch ihr vorzügliches Spiel in Konzerten und Privatcirkeln viel Aufsehen“ (Wiener AMZ 14. Aug. 1847). An einem dieser Orte dürfte sie ihren späteren Ehemann Friedrich Schwemer (1) kennengelernt haben. Bevor sie ihm 1849/50 als Ehefrau nach Danzig folgte, trat sie in Berlin als Pianistin und Klavierlehrerin in Erscheinung. In Danzig setzte sie beide Tätigkeiten fort, während sie die gesanglichen Auftritte fortan offenbar einstellte. Auch nach der Geburt von Tochter Maria (* Danzig 30. Dez. 1851) und Sohn Maximilian (* Doberan 2. Juli 1852; Versicherungsdirektor, seit 1898 verh. mit Emma Marie Bertha Spohr, Großnichte Louis Spohrs) verließ Bettina Schwemer die Bühne nicht gänzlich. 1853 wurde sie mit dem Titel einer Großherzoglich Mecklenburgischen Hofpianistin ausgezeichnet und trat in diesem wie auch im folgenden Jahr während des Sommeraufenthalts der Familie in Bad Ems auf, wo sie u. a. gemeinsam mit Adolf Hempel ein Duo (Vl., Kl.) von De Bériot und Osborne zu Gehör brachte. Nachdem die Familie sich 1879 in Frankfurt/M. niedergelassen hatte, war sie auch dort im Musikleben aktiv, spielte 1880 bei einer Matinée von Eduard Eliason und in einem Kammermusikabend der Museumsgesellschaft, gab 1882 ein Konzert, bei dem Lieder ihrer Komposition Teil des Programms waren und schrieb ein Theaterstück, das 1890 in Hanau und 1891 in Frankfurt aufgeführt wurde.

WerkeDer Schmetterling und die Rose (Sst., Kl.; aufgef. Frankfurt/M. 1881, 1882), veröffentlicht in: Zwei Lieder (Schmetterling und Rose, Schlaflied; Sst., Kl.), Frankfurt: Henkel [1884] <> Aus den östlichen Rosen (Sst., Kl.; aufgef. Frankfurt/M. 1882) <> Theaterstück Benedikt (nach einem Roman von Fanny Lewald; UA Hanau 1890)

Quellen und Referenzwerke — Standesamtsregister Frankfurt, Kassel; KB Doberan <> Nachlass in D-F <> Erwähnung in Briefen an Louis Spohr, s. Spohr-Briefe <> Adressbücher Frankfurt <> Almanach für Freunde der Schauspielkunst 1845–1848, Neuer Theateralmanach 1892 <> Programm der Frankfurter Museumsgesellschaft 9. Nov. 1880 <> MMB <> Amberger Wochenblatt 17. Mai 1825, 19. Febr. 1834, 11. Nov. 1835, 21. Dez. 1836, 31. Jan. 1838 und passim; Münchner-Tagpost 5. Mai 1838; Fürther Tagblatt 1. Febr. 1840, 25. Nov. 1846; Neue Würzburger Zeitung 26. Mai 1840, 10. März 1842, 29. Juni 1842; AmZ 4. Aug. 1841; Mnemosyne 26. Nov. 1843; Gambrinus Nr. 38 (Nov.) 1845; Tag-Blatt der Stadt Bamberg 2. Nov. 1845, 18. Febr. 1846; Ansbacher Morgenblatt 24. Nov. 1846, 3. Febr. 1847; NZfM 2. Aug. 1847, 22. Jan. 1850, 18. März 1853, 24. Sept. 1880; Wiener allgemeine Musik-Zeitung 14. Aug. 1847; Neue Berliner Musikzeitung 15. März 1848, 2. Juni 1858; Königlich privilegirte Berlinische Zeitung 15. März 1848; Signale für die musikalische Welt 17. Apr. 1850, Nr. 66 (Nov.) 1880; Liste der anwesenden Kurgäste und Durchgereisten zu Bad-Ems 2. Aug. 1853, 6. Juli 1854, 8. Juli 1854, 11. Juli 1854; Der Eilbote (Landau) 6. Juli 1854; Musikalisches Wochenblatt 20. Apr. 1877, 20. Apr. 1882; Die Kleine Chronik (Frankfurt) 25. Apr. 1880; Frankfurter Hausblätter 5. Nov. 1881; Allgemeine Zeitung (München) 10. Apr. 1891; Berliner Tagblatt und Handels-Zeitung 5. Mai 1910

Abbildung: Todesanzeige, in: Berliner Tagblatt und Handels-Zeitung 5. Mai 1910


(3)


Richard Schwemer studierte zunächst Jura, dann Geschichte und Literaturwissenschaft in Berlin, Marburg und Straßburg. Seit 1882 war er promovierter Historiker und unterrichtete seit 1883 am Frankfurter Gymnasium (seit 1897 am Goethe-Gymnasium) Deutsch und Geschichte. Neben den von Klötzer genannten Tätigkeiten an der Frankfurter Universität, dem Freien Deutschen Hochstift und der Arbeit an einer Geschichte der Freien Stadt Frankfurt am Main 1814 bis 1866 (3 Bde., Frankfurt: Baer 1910–1918) war Schwemer von 1901 bis 1906 (als Nachfolger Veit Valentins) Lehrer für Literatur, Metrik und Poetik am Hoch’schen Konservatorium.

Quellen und Referenzwerke — Standesamtsregister Frankfurt <> Adressbücher Frankfurt <> Nachlassakte in D-Fsa; Akten im Universitätsarchiv D-F; Schulakte in D-MGs <> Briefe, s. Kalliope <> Jahresberichte des Hoch’schen Konservatoriums 1900/01–1905/06 <> Heinrich Hanau, Dr. Hoch’sches Konservatorium zu Frankfurt am Main. Festschrift zur Feier seines 25jährigen Bestehens, Frankfurt/M. 1903 <> KlötzerFB


Kristina Krämer

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