cotta


COTTA, JOHANNES get. Goldbach (heute Ortsteil der Gemeinde Nessetal, Landkreis Gotha) 19. Aug. 1662 (nicht 1668) | begr. Hanau 22. Aug. 1721 (nicht 1727); Hofmusiker und Kapellmeister

Auf mütterlicher wie auch väterlicher Seite konnte Cotta eine illustre, insbesondere thüringische Ahnen- und Verwandtschaft vorweisen: einerseits die Theologen- und Gelehrten-Familie Schneegass, andererseits die Cotta, die in seinem Fall über (wenigstens) drei Generationen hinweg als Kantoren (und daneben, wie bei seinem Vater Quirinus der Fall, auch als Gerichtsschöppen bzw. in anderer öffentlicher Funktion) tätig gewesen waren. Die Nähe seines Geburtsorts zur Residenzstadt Gotha und die Tatsache, dass die Darmstädter Landgräfin Elisabeth Dorothea aus dem Hause Sachsen-Gotha stammte, mag (natürlich neben seiner „ererbten“ Begabung) dazu beigetragen haben, dass Johannes Cotta in Darmstadt als Kapellknabe aufgenommen wurde, in den Jahren 1677 bis 1679 das Pädagog besuchte und seit 1682 von Hofkapellmeister Wolfgang Carl →Briegel Clavier- und Kompositionsunterricht erhielt. Zeitgleich mit dem späteren Landgrafen →Ernst Ludwig, den seine Kavalierstour selbstverständlich auch nach Paris führte, ließ Elisabeth Dorothea (seit 1678 Regentin) Johannes Cotta 1685 ebenfalls in die französische Hauptstadt reisen, um ihm im Umkreis der Hofkapelle Louis’ XIV. zusätzlich Violinunterricht nach modernstem Gusto erteilen und das Theaterleben kennenlernen zu lassen. Nach seiner Rückkehr (1686) bekam er konsequenterweise als Violinist und Tenorsänger eine feste Anstellung. Die musikalischen Aktivitäten bei Hof gerieten jedoch während der Besetzung Darmstadts durch französische Truppen seit 1688 alsbald in den Hintergrund; für Cotta bedeutete dies zunächst eine Gehaltsreduzierung, und nicht lange danach erfolgte offenbar die Entlassung – jedenfalls fungierte er, nachdem die Kirchenbücher ihn im Juli 1689 noch als fürstlichen Hofmusiker geführt hatten, in den Jahren 1690 und 1692 als (nicht mehr dem Hofpersonal zugehöriger, wohl städtischer) „Weinmeister“. Schließlich ist Cotta im März 1695 (nicht erst 1700) erstmals als Hofkapellmeister in Hanau nachgewiesen; möglicherweise trat er bereits nicht lange nach dem Tod von Johann Christian Beck (begr. Hanau 19. Nov. 1693) an dessen Stelle. Sein Nachfolger wurde Enoch Blinzig. Verheiratet war Johannes Cotta seit 1688 mit Maria Elisabeth, einer Tochter des Darmstädter „Collectors“ Johann Jacob Möller. Bei der Taufe seines ersten Kinds Georg Carl (14. Juli 1689) standen Heinrich Georg Draud, seinerzeit „Praeceptor-Classicus des fürstl. Pädagogii alhier“, und Hofkapellmeister Wolfgang Carl Briegel Pate, was auf eine beträchtliche Reputation Cottas hinweist, der bereits im Blick auf seine Eheschließung die Landgräfin selbstbewusst ersuchte, eine Vertretung zu entsenden, sofern sie nicht persönlich erscheinen könnte (vgl. Noack, S. 130f.).

Werke — In Andreas Werckmeisters Harmonologia musica (Frankfurt und Leipzig: Calvisius 1702) ist Cotta (neben keinem Geringeren als Dietrich Buxtehude sowie Nicolaus Boller und dem Hanauer Hofmusicus Franz Piscator) mit einem Lobgedicht für den Autor vertreten, den er bei dessen Anwesenheit in Hanau (hiervon spricht Werckmeister am Ende der Widmungsvorrede an das Hanauer reformierte Konsistorium) zweifellos kennenlernte. <> Rashid S. Pegah (S. 201) bringt Cotta als möglichen Komponisten der Glückwunschmusiken für den Darmstädter Hof (1700–1705), von denen nur die Texthefte überliefert sind, ins Spiel. <> Die Zuweisung der in D-Gs handschriftlich überlieferten und mit „Cotta“ bezeichneten Kantate Ich freue mich im Herren an unseren Johannes Cotta (s. RISMonline) ist allein wegen der Datierung (1736) anzuzweifeln.

Quellen — KB Darmstadt (luth.; insbes. Eheschließung Cottas am 26. Juni 1688 sowie Kindstaufen am 14. Juli 1689, 2. Nov. 1690 und 14. Okt. 1692); KB Goldbach; KB Hanau (Johanneskirche; insbes. Taufe einer Tochter Cottas am 13. März 1695) <> Erwähnungen Cottas in der Korrespondenz Landgraf Ernst Ludwigs mit seiner Mutter Elisabeth Dorothea (1686); s. Maaß, S. 121 (Fußnote 13) <> weitere Quellenangaben bei Noack

Literatur — Noack 1967 <> Rainer Maaß, Die Kavalierstour des Erbprinzen Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt (1667–1739) nach Paris und London 1685/86: Eine musikalische Spurensuche, in: Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt (1667–1739). Regentschaft und musikalisch-künstlerische Ambition im 18. Jahrhundert, hrsg. von Ursula Kramer und Margret Scharrer, Mainz etc. 2019 (BzmM 47), S. 119–147 <> Rashid S. Pegah, „Der beste Fürst, so leben mag!“ Darmstädter Glückwunschmusiken 1700, 1701 und 1705, ebd., S. 185–204 <> Ludwig Sommer (Fritz Kaiser), Art. Hanau, in: MGG2S (1996)

Abbildung: Cottas Lobgedicht auf Andreas Werckmeister in dessen Harmonologia musica (1702, ohne Paginierung); D-Mbs (digital)


Axel Beer

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