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URLAUB, LUDWIG (MICHAEL FRIEDRICH KARL) * Würzburg 14. Mai 1864 | † Wiesbaden 7. Jan. 1939; Jurist, Violinist, Musikschriftsteller

Einer für die Nachwelt leicht erkennbaren, regelmäßigen und mit den gewohnten Kriterien zu charakterisierenden Erwerbstätigkeit scheint Ludwig Urlaub, Sohn eines Würzburger Schreiners, nicht nachgegangen zu sein. Im Dezember 1890 begegnet er als 26jähriger „Privatier“ erstmals in Wiesbaden (1. Heirat; s. u.), wenig später als Dr. jur. und (gleichzeitig) Rentner (Adressbuch 1891/92). Seit 1902 trat er bei unterschiedlichen Gelegenheiten als offenbar gut geschulter und anspruchsvoller Geiger (er spielte ein Instrument von Giovanni Battista Guadagnini aus dem Jahre 1748; Wiesbadener Tagblatt 1. Okt. 1902) auf, etwa bei den von Adolf Wald und später Friedrich Petersen veranstalteten Kirchlichen Volkskonzerten in der Marktkirche, bei Unterhaltungsabenden diverser Vereine sowie bei Veranstaltungen des Spangenberg-Konservatoriums. Gegen 1908 beendete Urlaub seine Künstlerkarriere und wechselte ins Kritikerfach – bis 1912 steuerte er für den Wiesbadener General-Anzeiger (zumeist in der Rubrik Theater und Musik) zahlreiche Berichte bei, und von Oktober bis Dez. 1909 finden wir ihn als verantwortlichen Verlagsleiter und Chefredakteur des Blatts. Anschließend wurde es aus bislang nicht bekannten Gründen still um Ludwig Urlaub, der 1918 gar wegen versuchter Erpressung (er war auf einen Hochstapler hereingefallen und versuchte, dessen geschiedene Ehefrau unter Druck zu setzen) zu einer sechswöchigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Nach gegenwärtiger Kenntnis erschien 1923 letztmals ein Text aus seiner Feder in der Presse – und zwar außerhalb der Region. Urlaub war zeitweise (nachweisbar 1908) als Oekonom des Wiesbadener Pressevereins aktiv und gehörte (neben Petersen, Hans Georg Gerhard und Tony Canstatt) dem Gründungs-Vorstand des 1908 ins Leben gerufenen Bach-Vereins an – schon im September 1902 hatte er gemeinsam mit Robert [nicht Erwin] Lottermann Bachs Doppelkonzert BWV 1043 in der Marktkirche aufgeführt.

Ludwig Urlaub war nacheinander mit zwei Töchtern von Carl Hoffmann (1843–1901) verheiratet, der der traditionsreichen Weimarer Hofbuchhändlerfamilie entstammte und sich (als Rentner) in den 1880er Jahren – natürlich – in Wiesbaden niedergelassen hatte: Im Dezember 1890 schloss Urlaub die Ehe mit Helena Hoffmann (* Weimar 26. März 1867 | † vor 1920), 1920 mit deren jüngerer Schwester Erna (* Weimar 15. Juli 1874 | † nicht vor 1939). Inwieweit der (offenbar einmalige) Versuch Urlaubs, sich in den augenscheinlich florierenden professionellen Wiesbadener Singvogelhandel mit eigenen Zuchtergebnissen einzumengen (s. Abb.), auf temporäre wirtschaftliche Schwierigkeiten zurückzuführen ist, war bislang nicht zu ermitteln.

Werke — Zahlreiche Berichte, zumeist in der Rubrik Theater und Musik im Wiesbadener General-Anzeiger (1909–1912) und gelegentlich an anderer Stelle <> Zur Brandkatastrophe des Wiesbadener Stadttheaters [18. März 1923], in: Westfälische neueste Nachrichten 16. Apr. 1923

Quellen — Standesamtsregister Wiesbaden <> Adressbücher Wiesbaden <> Wiesbadener General-Anzeiger 17. Aug. 1894, 6. Aug. 1902, 24. Sept. 1902, 9. Dez. 1902, 20. Dez. 1902, 25. Okt. 1904, 29. Nov. 1905, 3. Jan. 1908, 30. Mai 1908, 22. Aug. 1908 u. ö.; Wiesbadener Tagblatt 1. Okt. 1902, 11. Febr. 1908, 9. Jan. 1909, 10. März 1909, 2. Sept. 1910 u. ö.; Biebricher Tagespost 24. Juli 1918

Abbildung: Anzeige Urlaubs im Wiesbadener General-Anzeiger 11. Febr. 1908


Axel Beer

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  • angelegt 2023/11/14 18:41