STÜRMER, BRUNO * Freiburg im Breisgau 9. Sept. 1892 | † Bad Homburg vor der Höhe 19. Mai 1958; Dirigent, Musikpädagoge, Komponist

Bruno Stürmer, Sohn eines städtischen Vermessungsbeamten, besuchte zunächst das Konservatorium in Karlsruhe (1904–1910), sodann die Universitäten Heidelberg (1910–1912) und München (1912–1914), wo er u. a. Musikwissenschaft bei Philipp Wolfrum bzw. Adolf Sandberger und Theodor Kroyer studierte. Nach dem Kriegsdienst erteilte er in den Jahren 1917 bis 1922 Klavier- und Theorie-Unterricht am Karlsruher Konservatorium und erhielt anschließend Anstellungen als städtischer Kapellmeister in Remscheid (1922–1923) und Essen (1924–1925) sowie „zeitweise als Kino-, Kaffeehaus- und Kabarettpianist“ (Rectanus in MGG; 1923 und 1924); daneben wirkte er als Chorleiter in Duisburg (1923–1927) und als Musikkritiker für die Essener Volks-Zeitung (1926–1927). Nachdem er seit den frühen 1920er Jahren auch als Pianist und Komponist (u. a. aufgrund der Beteiligung an den Donaueschinger Kammermusiktagen gemeinsam mit Paul Hindemith und Johann Friedrich Hoff im Jahre 1923) zunehmend Bekanntheit erlangt hatte, gründete er 1927 eine Musikschule in Homberg am Niederrhein; außerdem trat er seit 1928 in der näheren Umgebung mit seinem Stürmer-Trio (Kl., Vl., Vc.) auf. 1930 nahm er (als „Komponist u. Dirigent“; so die Adressbücher) seinen Wohnsitz in Kassel, wo er den Unterneustädter Kirchenchor und den Zulauf’schen Madrigalchor dirigierte, weiterhin Kammermusikveranstaltungen ins Leben rief und als Musikberichterstatter für die Kasseler Post tätig war. Er erhielt 1938 den erstmals vergebenen Musikpreis der Stadt Kassel und wurde 1942 mit einem Festkonzert aus Anlass seines 60. Geburtstags geehrt; 1943 verlieh ihm auch die Stadt Solingen ihren Musikpreis. Zwischendurch war Stürmer auch des Öfteren in anderen Städten zu Gast, so 1922 in Berlin und 1944 in Fulda, wo er als Klavierbegleiter bei einem Liederabend mitwirkte. Nicht lange nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ließ sich Stürmer in Frankfurt am Main nieder – hier und zuvor schon in Mainz besaß er nicht geringe Bekanntheit: Bereits 1922 waren eine Schauspielmusik sowie 1924 im Rahmen der von Eduard Zuckmayer begründeten Gesellschaft für neue Musik Lieder aus seiner Feder aufgeführt worden; das Haus Schott schickte sich seit derselben Zeit an, sein Hauptverlag zu werden, und auch mit der Männerchorszene stand Stürmer in Verbindung. Er war nun weiterhin als Chorleiter aktiv, arbeitete als Musikkritiker für die Frankfurter Rundschau und hatte – nach wie vor in Frankfurt wohnhaft – in den Jahren 1947 bis 1952 die Leitung der Landesmusikschule in Darmstadt inne. Anschließend lebte er in Offenbach sowie für kurze Zeit in Sprendlingen, bevor er 1957 in Wiesbaden ansässig wurde, um am dortigen Konservatorium die Leitung des Chorleiter-Seminars zu übernehmen. Vor allem seit den 1950er Jahre engagierte sich Stürmer überdies vielfach als Juror bei Chorwettbewerben und als Mitglied in Gremien; gleichzeitig war er nicht nur weiterhin als Komponist, sondern auch als Autor von Beiträgen über das Chorwesen in den einschlägigen Fachzeitschriften tätig. Stürmer war nicht Mitglied der NSDAP; dass eine ganze Reihe der von ihm vertonten Texte mit der nationalsozialistischen Ideologie nicht im Widerspruch stehen – Prieberg zählt sie minutiös auf –, kann als Beleg für ein verwerfliches Menschenbild kaum hinreichen; dies gilt auch für die Tatsache, dass Stürmer sich nach dem Zweiten Weltkrieg von einigen seiner Werke offensichtlich distanzierte. In Frankfurt, wo ihm 1952 (als erstem Preisträger überhaupt) die Goethe-Plakette des Landes Hessen verliehen wurde, erinnert eine Bruno-Stürmer-Straße an sein Wirken; seit 1960 befindet sich eine Bruno-Stürmer-Gedenkstätte im Schwanheimer Wald. Verheiratet war der Komponist seit 1918 mit der Violinistin Elisabeth geb. Schultze, nach der Scheidung (1927) mit der Tänzerin Johanna geb. Oesterreich (Hanne Musch).

Werke — Lieder und Chorwerke unterschiedlichen Zuschnitts, Kammer- und Orchestermusik; s. Bruno Stürmer-Werkverzeichnis, Kassel: Bärenreiter [1942] sowie Mainz: Schott [1953]; vgl. weiterhin den Überblick bei MüllerDML (1929), Moser (1955; Bd. 2, S. 1249–1250, bis 1953 reichend) und bei Rectanus (MGG); einige Nachweise auch in RISMonline. Hauptverlag war Schott in Mainz; weitere Ausgaben erschienen im Rheinischen Musikverlag in Essen, bei Hochstein in Heidelberg, bei Kistner & Siegel in Leipzig, bei Tonger in Köln sowie vereinzelt in Kassel bei Bärenreiter, in Braunschweig bei Litolff sowie in Offenbach bei André.

Quellen — Teilnachlass; D-Kl <> Briefe: s. Kalliope <> Korrespondenz mit Breitkopf & Härtel sowie Peters; D-LEsta <> Sachakte; D-Ksta (Best. A 4.41, 28) <> Fallakte; D-WIhha (Best. 520/22, 14896) <> Adressbücher Frankfurt, Kassel, Offenbach <> Signale für die musikalische Welt 15. Dez. 1920, 26. Juli 1922 u. ö.; Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 31. Aug. 1922 (Abendblatt), 10. Okt. 1924 (Abendbl.), 17. Apr. 1936 (Abendbl.), 1. Sept. 1938 (1. Morgenbl.); Essener Volks-Zeitung 16. Okt. 1924, 4. Juni 1925, 5. Juli 1925, 19. Nov. 1926, 21. Juni 1927, 1. Sept. 1927, 22. Apr. 1928, 28. Apr. 1928 und passim; NZfM Nov. 1927 (S. 652) u. ö.; Neueste Zeitung (Frankfurt) 16. Apr. 1932 u. ö.; Fuldaer Zeitung 12. Juni 1944

Literatur — Hans Gappenach, Bruno Stürmer. Neue Beiträge zum Leben und Werk, in: Lied und Chor 56 (1964), S. 252–254 <> MüllerDML <> Hans Joachim Moser, Musiklexikon, Berlin 41955, Bd. 2, S. 1249–1250 <> NassB <> PriebergH, S. 7111–7120 <> Hans Rectanus, Art. Stürmer, Bruno, in: MGG2P (dort weitere Quellen- und Literaturangaben)

Abbildung 1: Stürmer nach einem Photo auf einem Verlagsprospekt von Henry Litolff’s Verlag in Braunschweig [1936]; D-Kbeer

Abbildung 2: Titel einer 1936 bei André erschienenen Volksliedbearbeitung, die Stürmer dem „M. G. V. Einigkeit in Gonsenheim und seinem Meister Schackert“ zueignete; D-Kbeer


Axel Beer

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