bourgeat


BOURGEAT, LUDWIG (eigentlich Louis, auch Ludovic) * verm. Mont-Saxonnex (Département Haute-Savoie, Frankreich [nicht in Frankfurt/M.]) gegen 1630/35 | begr. Mainz 24. März 1714; Verleger

Gegen Ende der 1650er Jahre kam Bourgeat vermutlich von Lyon aus nach Heidelberg. Seine Verehelichung mit einer Tochter des Verlegers Johann Ammon lässt an seiner beruflichen Orientierung keinen Zweifel; eigene Ausgaben (in Form von Architektur- und Emblembüchern) erschienen in Heidelberg jedoch erst 1664. Nach dem Tod seiner ersten Frau ließ sich Bourgeat in Mainz nieder, erlangte am 16. Dez. 1665 das Bürgerrecht, heiratete erneut (8. Juni 1666) und figuriert bereits bei seinen ersten Mainzer Publikationen im Jahre 1666 als Bibliopola academicus (bzw. Universitäts-Buchführer oder -Buchhändler; teils gemeinsam mit Christoph Küchler als seit 1664 privilegiertem Universitätsbuchdrucker). Seine Spezialisierung auf opulent ausgestattete Symbol- und Emblemliteratur vor allem theologisch-moralischen Inhalts behielt er bei, wobei er vielfach auch die Vorworte beisteuerte. Es ist sicher kein Zufall, dass eine Unterbrechung der Produktion um die Mitte der 1680er Jahre in eine Umorientierung mündete: 1687 kam Bourgeats erster Musikdruck heraus, und anschließend konzentrierte er sein Programm auf (wiederum reich bebilderte) naturwissenschaftliche Arbeiten. Dass er – ungewöhnlich für die Zeit – diesen und die übrigen Notendrucke im Kupferstichverfahren (mit aufwendigen Titeln) herstellte, darf man im Zusammenhang mit der Betriebsorganisation seines Verlags sehen, in dem ohnehin eine überdurchschnittlich große Zahl von in dieser Technik hergestellten Abbildungen erschien. Martin Bourgeat (1692–1715), Sohn Ludwigs aus dritter Ehe mit der aus Kirn stammenden Landschöffentochter Maria Katharina Günther, führte die Firma bis zu seinem frühen Tod weiter.

Neben der Titelauflage von Johann Jakob Walthers Scherzi da violino solo con il basso continuo (RISM W 185 (D-LEm digital, s. Abb.)) erschien 1688 dessen Hortulus chelicus (2. Auflage mit deutschem Titel und Vorwort 1694 RISM W 187) und seit 1693 bzw. 1696 in jeweils mehreren Auflagen zwei Partitensammlungen Johann Jakob Frobergers (RISM F 2026–2032). Eine weitere Ausgabe findet sich unter RISM AN 1864. Einen Überblick über die bis 1700 veröffentlichten Bücher bietet das Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts (VD 17; digital).

Quellen — KB Heidelberg und Mainz

Literatur — Adam Gottron, Der Mainzer Buchführer Ludwig Bourgeat als Verleger J. J. Walthers und J. J. Frobergers, in: Gutenberg-Jahrbuch 1942/43, S. 239–242 <> Gottron 1959, S. 74 <> Christoph Reske, Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet, Wiesbaden 2015, S. 649


Axel Beer

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  • Zuletzt geändert: 2024/12/06 14:22
  • von kk
  • angelegt 2018/03/10 00:25