(1) Johann [I.] * Ockenfels bei Linz am Rhein 3. Sept. 1843 | † Linz am Rhein 24. Nov. 1917; Orgelbauer

(2) Johann [II.] * Linz am Rhein 13. Aug. 1896 | † Bonn 9. Juli 1970; Sohn von (1), Orgelbauer


Der Sohn eines Küfermeisters Johann Stockhausen (1) erlernte sein Handwerk bei Ludwig Hünd in Linz am Rhein und war als Geselle zunächst vermutlich bei Franz Wilhelm Sonreck in Köln, bei Carl G. Weigle in Echterdingen und Edmund Fabritius in (Düsseldorf-) Kaiserswerth beschäftigt. Ab 1873 führte er die Werkstatt Hünds als Werkmeister und Teilhaber; 1874 erhielt er die Genehmigung für den Bau eines Werkstattgebäudes in Nähe der Kolksmühle an der Asbacher Straße in Linz. Mit dem Rückzug Hünds machte Stockhausen sich 1879/80 selbständig. Seine etwa 40 Instrumente lieferte Stockhausen vornehmlich an katholische Kirchen an Rhein und Mosel, er ist aber auch bei Reparaturen und Wartungsarbeiten nachweisbar, u. a. in Düsseldorf, Remagen, Bad Neuenahr und Bad Kreuznach. Stockhausen verbaute bis 1892 Schleifladen, später nur pneumatische Laden, die er wie die Spieltische bei Weigle (Echterdingen) in Auftrag gab. Seine Pfeifen bezog er vornehmlich (und nachweislich von 1893–1902) bei Ludwig & Cie. in Wangen (Allgäu).

Werk (in Auswahl) — 1872 Rheinböllen, St. Erasmus (II/P/19) als Neubau der Werkstatt Hünd, der aber ausschließlich von Stockhausen errichtet wurde; 1983 restauriert von Oberlinger (Windesheim) <> 1874 Franken (Kreis Ahrweiler), St. Michael (I/P/7), 1875 um ein Register erweitert; Spende der Prospektpfeifen im Ersten Weltkrieg und Erneuerung in Zinn, 1981 restauriert und erweitert auf I/P/9 von Walcker (Murrhardt), 2004 generalüberholt <> 1878 Adenau, St. Johannes der Täufer (II/P/20); 1945 mit dem Langhaus bei einem Bombenangriff zerstört <> 1886 (Grevenbroich-) Gustorf, St. Mariä Himmelfahrt (II/P/23); schwere Artillerie-Schäden im Zweiten Weltkrieg, 1961 von Ernst Weyland (Leverkusen-Opladen) instandgesetzt und barockisiert, 1989/90 von Weimbs restauriert <> 1886 Temmels, St. Peter (I/P/10), ursprünglich für eine andere Kirche vorgesehen und nach Temmels transloziert; 1975 von Sebald und Oehms (Trier) umgebaut und um einen Subbass erweitert <> 1894 Schöneberg (bei Bad Kreuznach), Kreuzauffindung (I/P/10); bei Instandsetzungsarbeiten in der Kirche bis 1973 durch unsachgemäße Einlagerung schwer beschädigt, 1978 von Oberlinger (Windesheim) modifiziert als I/P/9 wiederhergestellt <> 1895 Daxweiler, St. Mariä Geburt (II/P/15); 1937 von Klais elektrifiziert <> 1896 Spabrücken, Mariä Himmelfahrt (II/P/19) unter Verwendung von Gehäuse und weiteren Teilen des Vorgängerbaus von Stumm (1739); 1988 ersetzt durch ein Instrument von Oberlinger, das auf den Entwurf Stumms zurückgreift und altes Material verwendet <> 1897 Fell (Mosel), St. Martin (II/P/20); 1987 durch einen technischen Neubau von Mayer (Heusweiler) unter Verwendung von Gehäuse und Pfeifenwerk ersetzt <> 1902 Rayerschied, St. Johannes Nepomuk (I/P/10) <> 1905 Grenderich, St. Matthias (I/P/12); 1937/38 elektrifiziert durch Sebald und Brandt (Trier), 1976 umgebaut, 2005 von Hubert Fasen restauriert.

Aus der am 21. Juli 1884 in Boppard mit Anna Maria Siebenborn (* 1855) geschlossenen Ehe stammten vier Kinder; der einzige Sohn Johann jun. (2) arbeitete nach dem Ersten Weltkrieg zunächst bei Weigle, übernahm den väterlichen Betrieb und leitete ihn, bis ihn Ende der 1920er Jahre die schwierige wirtschaftliche Lage zum Aufgeben zwang. Er arbeitete nach dem Zweiten Weltkrieg bei Johannes Klais in Bonn, machte sich 1950 wieder selbständig und führte in erster Linie Wartungen und Reparaturen aus. Zu seinen wenigen Orgelneubauten gehört das Instrument in der katholischen Kirche St. Martin in Linz am Rhein von 1929 – ein Umbau der 1879 (unter Verwendung von Pfeifen der Werkstatt Stumm) begonnenen Orgel seines Vaters; der Spieltisch ist erhalten (s. Abb. 2) – und ein Neubau für die evangelische Kirche in Linz, der 1949 bei einem Brand schwer beschädigt und 1960 durch ein Instrument von Klais ersetzt wurde.

Literatur — Bösken 1975 <> Matthias Thömmes, Orgeln in Rheinland-Pfalz und im Saarland, Trier 1981 <> Franz-Josef Vogt, Der Orgelbauer Johann Stockhausen sen. (1843–1917), in: MittAGm 48 (1984), S. 307–388 <> Bösken/Fischer 1988 <> Franz-Josef Vogt, Die Werkstatt Hünd, Stockhausen und Weil am Mittelrhein, in: Beiträge zur Orgelgeschichte im ehemals kurrheinischen Reichskreis und in seinen Nachfolgestaaten, hrsg. von Friedrich W. Riedel, Mainz 1992 (= Die Orgel als sakrales Kunstwerk 1), S. 292–300 <> Fischer/Wohnhaas 1994 <> Anton und Rita Rings, Letzter Sproß einer angesehenen Zunft. Vor 100 Jahren wurde der Linzer Orgelbauer Johann Stockhausen geboren, in: Rhein-Zeitung / Neuwieder Zeitung 13. Aug. 1996, S. 16 <> Bösken/Fischer/Thömmes 2005 <> Franz-Josef Vogt, Der Orgelbauer Ludwig Hünd, in: Acta Organologica 29 (2006), S. 331–358 <> Bernhard H. Bonkhoff, Historische Orgeln im Saarland, Regensburg 2015

Abbildung 1: Johann Stockhausen jun. (Mitte) 1929 mit zwei Mitarbeitern in seiner Werkstatt – augenscheinlich ist man beschäftigst mit der Orgel für die evangelische Kirche in Linz; Stadtarchiv Linz am Rhein – Frau Andrea Rönz herzlichen Dank für ihre Unterstützung und die Veröffentlichungserlaubnis.

Abbildung 2: Spieltisch der bis in die 1960er Jahre genutzten Stockhausen-Orgel auf der Empore der Martinskirche in Linz am Rhein; aufgenommen von Gudula Schütz im Juni 2025 – Herrn Peter Gillrath (Linz) herzlichen Dank!

Abbildung 3: Grabstein Johann Stockhausens jun. auf dem alten Friedhof der Martinskirche in Linz am Rhein; aufgenommen von Gudula Schütz im Juni 2025


Birger Petersen

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
  • stockhausenf.txt
  • Zuletzt geändert: 2025/06/26 07:59
  • von ab
  • angelegt 2021/09/20 13:31