Franz Philipp
PHILIPP, (WILHELM) FRANZ * Gröst (heute Stadtteil von Mücheln, Saalekreis) 1. Jan. 1834 | † nicht vor 1877; Militärmusiker und Komponist
Nur wenige Jahre aus dem Leben des Musikers Franz Philipp, des Sohns eines Schneidermeisters, sind bislang in Umrissen rekonstruierbar, und einige davon verbrachte er am Mittelrhein: Spätestens 1865 wurde er Musikmeister der Kapelle des 2. (Posener) Preußischen Infanterie-Regiments Nr. 19, das zunächst in Schlesien, seit 1862 in Koblenz und seit Ende 1866 in Mainz stationiert war. Die musikhungrigen Bürgerinnen und Bürger der Stadt schätzen sich gewiss glücklich, nach dem Wegzug der Kapelle von Johann Hopf (Juni 1866) und nicht lange danach derjenigen Ernst Teschners wieder ein sehr aktives Militärmusik-Ensemble bei sich haben, das zu besonderen Gelegenheiten aufspielte, sich aber auch wiederholt im Frankfurter Hof (wie die schon genannten) hören ließ; zudem wurde regelmäßig die Moritz’sche Bierhalle in Weisenau besucht sowie insbesondere während der Konzertsaison von September bis Mai wöchentlich das Hotel Barth in (Mainz-) Kastel, wo die von der Regimentskapelle präsentierten Concerte à la Strauss von 1867 an besondere Attraktionen darstellten – nicht lange zuvor hatte bereits Albert Parlow mit ebenso benannten Veranstaltungen die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Letztmals trat Franz Philipp hier mit seiner Kapelle Ende Februar 1870 auf – der bald ausbrechende Krieg sah für Militärangehörige andere Aufgaben vor; der im Okt. 1870 bei Schott erschienene Marsch mit dem bezeichnenden Titel Das Lager vor Metz steht gleichsam für den endgültigen Abschied von Mainz. 1876 war Philipp mit seinem Regiment im niederschlesischen Greifenberg (Gryfów Śląski) stationiert, und im Jahr darauf scheint er seinen Wohnsitz in Görlitz genommen zu haben; die in dieser Zeit von Seiten des Regimentskommandos unternommenen Versuche, ihm den Titel eines kgl. preußischen Militärmusikdirektors zu verschaffen, hatten keinen Erfolg, da die eingereichten Kompositionen den Ansprüchen der Berliner Akademie der Künste nicht genügten. – Die Mainzer Konzerte à la Strauss im Hotel Barth wurden nach Philipps Weggang einstweilen von Ferdinand Pöpperl mit seiner (zivilen) Sodener Kurkapelle weitergeführt.
Im Februar 1866 schloss Philipp in Koblenz die Ehe mit Anna Dorothea geb. Hasdenteufel (* Koblenz 14. Aug 1842), Tochter eines städtischen Beamten; Taufpate des im Juli 1867 in Mainz geborenen Sohns Anton Franz war Franz Anton Alexander (1838–1926) aus der Mainzer Instrumentenmacherfamilie. Die Identität Franz Philipps mit dem gleichnamigen Komponisten, der in den 1890er Jahren bei Wernthal in Magdeburg einige Militärmärsche veröffentlicht hat, ist nicht ausgeschlossen, aber vorläufig nicht zu belegen.
Werke — Goeben-Marsch (Kl.), Offenbach: André [1866] <> Zehn Mädchen und kein Mann. Polka nach Motiven der gleichnamigen Operette von Suppé (Kl. bzw. Orch.) op. 18, Mainz: Herf&Wolff [1867] – TA Gebr. Wolff [vor 1874] <> Frauenwünsche. Walzer (Kl. bzw. Orch.) op. 19, ebd. [1867] <> Das 19. Regiment. Frei weg. Attaque-Marsch (Kl. bzw. Orch.) op. 20, ebd. [1867] – TA wie op. 18 <> Kuss-Polka aus Die schöne Galathee von Suppé (Kl. bzw. Orch.) op. 21 [1868] – TA wie op. 18 <> Das Lager vor Metz (Lager-Marsch) (Kl.) op. 28, Mainz: Schott [Okt. 1870]; D-B, D-CO
Quellen — KB Gröst (ev.); KB Glogau (Militär), KB Koblenz (Militär); Zivilstandsregister Mainz <> Acta betr. Verleihung des Titels Musikdirector 1875–1882; D-Bda (Best. Preußische Akademie der Künste Berlin, Akte 403; Bl. 86f., 98f., 109f., 127f.) <> Mainzer Anzeiger 23. Dez. 1866, 30. Dez. 1866, 27. Febr. 1867 (2. Blatt), 11. Apr. 1867, 5. Mai 1867, 14. Mai 1867, 4. Juli 1867, 20. Aug. 1867, 8. Sept. 1867, 19. Okt. 1867, 8. Dez. 1867 (2. Bl.), 12. Jan. 1868 (2. Bl.), 18. März 1868, 3. Mai 1868 (2. Bl.), 7. März 1869 (2. Bl.), 21. Okt. 1869, 27. Febr. 1870, 16. Okt. 1870 und passim <> Musikalien-Verlag von Herf & Wolff (Verzeichnis) [1867]; D-Kbeer <> MMB <> Pazdírek
Abbildung: Inserat im Mainzer Anzeiger 12. Jan. 1868 (3. Blatt)
Axel Beer