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(1) Georg (Philipp) * Darmstadt 27. Dez. 1779 | † ebd. 25. Okt. 1858; Vater von (2), Musiker und Komponist

(2) Carl * Darmstadt 26. Dez. 1808, † Friedberg 26. Okt. 1891; Sohn von (1), Seminarmusiklehrer und Komponist


(1) Georg Thurn, Sohn eines Compagnie-Chirurgus, verdankte seine musikalischen Anlagen sicher seiner Mutter, die im häuslichen Ambiente sang und Klavier spielte. Bevor er 1798 als Cellist und Waldhornist in die Darmstädter Hofkapelle eintrat, hatte er Unterricht von Johann Gottlieb Portmann erhalten; außerdem war er Schüler von Karl Jakob Wagner und Georg Joseph →Vogler. 1851, im Jahr seiner Pensionierung, wurde ihm der Titel eines Großherzoglichen Hofkonzertmeisters zuerkannt. Als Organist an der Stadtkirche und in der Militärgemeinde wirkte Georg Thurn von 1813 bis 1853 (sein Nachfolger wurde Christian Wiese; auch erteilte er privat Klavierunterricht. Verheiratet war Thurn mit Elisabeth geb. Hofmann aus Gunderhausen.

Werke — Die bei Fölsing genannten Klavierkompositionen (darunter eine 1798 entstandene Grande Sonate op. 1, ein Concerto solo sowie eine Reihe von Variationswerken) blieben ungedruckt und sind verschollen; weitere Werke (u. a. ein Andante avec sept variations (Kl., 2 Vl., Va., B.)) befanden sich ehemals in D-DS.

Quellen — KB Darmstadt (luth.) <> Briefe an Schott in Mainz; D-B (5, 1824–1833) und D-Mbs (10, 1828–1835), s. Kalliope <> Johannes Fölsing, Biographisches über den Organisten und Hofconcertmeister Georg Thurn in Darmstadt, in: Allgemeine Schul-Zeitung 28. Aug. 1853, Sp. 873–876 <> Darmstädter Zeitung 26. Okt. 1868 (private Todesanzeige)


(2) Nach der Ausbildung bei seinem Vater Georg sowie bei Johann Christian Heinrich →Rinck (Musiktheorie) und Aloys →Schmitt (Violine) hielt sich Carl Thurn mit Unterstützung von Großherzog Ludewig I. 1826 bis 1829 in Wien zu weiteren Studien bei Ignaz von Seyfried auf. Anschließend arbeitete er (von gelegentlicher Tätigkeit als Hofmusikmeister abgesehen) ohne feste Anstellung als Musiklehrer in Darmstadt und stand in engem Kontakt mit Franz Xaver →Schnyder von Wartensee in Frankfurt; die meisten seiner Kompositionen gehören dieser Zeit an. Nachdem Thurn 1837 die Stelle eines Gesanglehrers an der Darmstädter Realschule erhalten hatte, wurde er 1839 als Nachfolger von Peter Müller Musiklehrer am Großherzoglich Hessischen Evangelischen Landesschullehrer-Seminar sowie am evangelischen Predigerseminar in Friedberg; außerdem übernahm er die Leitung der Kirchenmusik an der Burgkirche. Vor dem Hintergrund dieser Tätigkeiten entstanden seine musikpädagogischen Schriften und Choralbücher. Bis in die 1860er Jahre hinein war Thurn, dessen Interessen sich auch auf Naturwissenschaften erstreckten, überdies im öffentlichen Musikleben, u. a. als Chorleiter und Veranstalter mehrerer Musikfeste, aktiv. Nachdem er 1869 zum Professor ernannt worden war, erfolgte 1875 die Versetzung in den Ruhestand; sein Nachfolger in den Friedberger Seminaren wurde Friedrich Link.

WerkeA. Schriften: Praktische Schule für den Volksgesang, Friedberg: Bindernagel, 1845 (bis 1880 24 Aufl.); D-DS, D-MZs <> Leitfaden beim Unterricht in der Theorie der Musik, für seine Schüler bearbeitet, ebd. 1851; D-DS, D-MZs <> zahlreiche (meist anonym erschienene) Beiträge in der Leipziger AmZ sowie im Allgemeinen musikalischen Anzeiger (Wien) <> B. Choralbücher: Die Kirchenmelodien der evangelischen Gemeinden des Großherzogthums Hessen, für 4 Männerstimmen bearbeitet, Friedberg: Bindernagel, 1840 <> Evangelisches Choralbuch für Orgel und Gesang, Friedberg: Nagel 1850 ; D-GI, D-Mbs (digital) – 2r Abdruck, Gießen: Ferber; D-BUDbierwisch (s. Abb.) – 3. Aufl. 1879 <> Quantitirend-rhythmisches Choralbuch, Gießen: Ferber, 1854; D-Bhm, D-F, D-GI, D-MZs <> Melodien aus dem evangelischen Choralbuch für das Großherzogthum Hessen, ebd., 1854; D-GI (2. Aufl. 1879; D-MZs) <> C. Kompositionen: (die in Wien (eine Missa solemnis, 1827) und Darmstadt (Opern, Messen, weitere Vokalwerke, Ouvertüren, Streichquartette) entstandenen Werke blieben ungedruckt und sind nicht erhalten; die übrigen lassen sich vorläufig nur bibliographisch nachweisen): Polonaise (Kl.), Darmstadt: Alisky [1832] <> Rondo (Kl.), Frankfurt: Fischer [ca. 1835] <> Sieben Orgelstücke zum Gebrauch beim öffentlichen Gottesdienste, Frankfurt: Hedler [ca. 1840] <> Acht Gesänge ernsten Inhalts (Mch.), Darmstadt: Pabst [1841] <> Sammlung leichter mehrstimmiger Zwischenspiele zu dem Großherzoglich hessischen Choralbuche von Chr. H. Rinck, Friedberg: Bindernagel, 1840; D-DS, D-MZs <> Sammlung von mehrstimmigen Schulliedern, vier Hefte, ebd. [bis 1840]

Quellen und Literatur — KB Darmstadt (luth.) <> Akte Thurn in D-DSsa (D 12, 26/1; digital) <> Philipp Peter Crößmann, Denkschrift des evangelischen Prediger-Seminars zu Friedberg für das Jahr 1840, Gießen 1840 (darin S. 239–245 autobiographischer Abriss) <> HmL

LiteraturKarl Schmidt, Thurn, Carl, in: Hessische Biographien, 2. Band, Darmstadt 1927, S. 344–348 <> Carl Ehrig-Eggert, Evangelische Kirchenmusik aus Friedberg im 19. Jahrhundert – „neue“ Choral- und Gesangbücher, im Erscheinen


Axel Beer

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