Hildesheimer (Familie)
(1) Marx * Poppenlauer (heute Ortsteil von Maßbach, Landkreis Bad Kissingen) ca. 1776/1780 | † Speyer 22. Juli 1836; Kantor und Lehrer
(2) Marx * Speyer 11. Jan. 1809 | † Speyer 20. März 1881; Sohn von (1), Schneider und Zigarrenhändler
(3) Abraham * Speyer 2. Juni 1843 | † Speyer 13. Sept. 1898; Sohn von (2), Musikalienhändler und Organist
(4) Felix * Speyer 21. Febr. 1877 | † Bahnstrecke zwischen Schifferstadt und Speyer 1. Aug. 1939; Sohn von (3), Musikalienhändler und Organist
(1) Marx Hildesheimer wirkte ab 1815 als Schullehrer und Vorsänger der jüdischen Gemeinde in Speyer; sein gleichnamiger Sohn (2) war Vorstand des 1849 gegründeten Synagogen-Singvereins.
(3) Abraham Hildesheimer war als Kaufmann tätig, bevor er 1870 eine Musikalienhandlung gründete, in der er auch Musik verlegte. Neben Nachdrucken von Werken bekannter Komponisten wie Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven und Thekla Badarzewska erschienen hier auch Publikationen der regionalen Autoren Georg Julius Orth, Anton Wolfer jun. und Ludwig Boslet. 1867 übernahm Hildesheimer von Heinrich Benedikt Wiss das Organistenamt an der Synagoge in Speyer, wo er mit dem Kantor Moritz Rosenhaupt den Männerchor der Synagoge zu einem gemischten Chor unter seiner Leitung umformte. Bereits 1874 kam es zum Streit mit der Gemeinde, die ihn wegen „Despektierlichkeit“ entließ, 1880 jedoch wieder einstellte, nachdem sie keinen zufriedenstellenden Ersatz gefunden hatte.
(4) Felix Hildesheimer übernahm nach dem frühen Tod seines Vaters 1898 gemeinsam mit seiner Mutter Malwina (geb. Ris) dessen Musikalienhandlung und trat mehrfach als Konzertveranstalter in Erscheinung. Im April 1936 wurde er als Nachfolger des noch rechtzeitig in die USA emigrierten Karl Haas der letzte Organist der jüdischen Gemeinde in Speyer und wirkte in dieser Funktion am 28. Nov. 1937 an der 100-Jahr-Feier der Synagoge mit. Nachdem er am 11. Jan. 1939 sein Elternhaus an die Saarpfälzische Vermögensgesellschaft verkaufen musste, warf er sich am 1. Aug. 1939 zwischen Speyer und Schifferstadt vor einen Zug. Am ehemaligen Wohnhaus Postplatz 3 erinnern seit 2020 Stolpersteine an die Familie.
Werke — Marx Hildesheimer (2), Ueber Synagogengesang, in: Allgemeine Zeitung des Judenthums 25. Juni 1849, S. 356–358
Quellen — Zivilstands- und Standesamtsregister Speyer <> Geschäftsrundschreiben (betr. Eröffnung der Musikalienhandlung, 1. Nov. 1870); D-LEdb <> Allgemeine Zeitung des Judenthums 25. Febr. 1850; Pfälzer Zeitung 14. Juni 1862; Bayerische Handelszeitung 7. Okt. 1871; Speierer Zeitung 13. Sept. 1898 (Nachruf auf Abraham Hildesheimer), 14. Sept. 1898 (Traueranzeige des Synagogenchors auf denselben), 22. März 1881, 31. Mai 1881, 14. Okt. 1896, 17. Sept. 1898, 7. Okt. 1898, 7. Nov. 1899, 20. Nov. 1899, 24. Okt. 1900, 16. Sept. 1901, 12. Okt. 1905, 31. Okt. 1905, 20. Febr. 1909; Central-Verein-Zeitung (Berlin) 16. Dez. 1937; Israelitisches Familienblatt (Berlin) 2. Dez. 1937
Literatur — Reinhold Herz, Gedenkschrift zum 100 jährigen Bestehen der Synagoge zu Speyer, Speyer 1937 <> Katrin Hopstock, Die jüdische Gemeinde Speyer im 19./20. Jahrhundert, in: Die Juden in Speyer, Speyer 2004, S. 141–185 <> Dies., Die Speyerer Familie Hildesheimer, in: Erinnern in Speyer 1933–1945, Speyer 2014 (digital) <> Stolpersteine für Speyer (digital) <> MMB
Karl Traugott Goldbach