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CLESS (Clessius), JOHANNES * Windecken (seinerzeit Grafschaft Hanau-Münzenberg, heute Stadtteil von Nidderau) ca. 1560/65 | † Friedberg Herbst 1599; Mediziner, Lehrer, Bibliograph, Komponist

Johannes Cless wurde als eines der älteren Kinder – Vater Alexander ließ noch 1577 eine Tochter taufen – in eine angesehene Familie, der etliche Geistliche und Ratsherren des näheren Umlands angehörten, hineingeboren. Er besuchte zunächst das Marburger Pädagogium zur Vorbereitung seines Studiums und ging um die Mitte der 1580er Jahre nach Straßburg; 1587 – zum Zeitpunkt seiner dortigen Tätigkeit als Komponist („Melodiae author“; s. u.) – trug er bereits den (philosophischen) Magistertitel. Im Dezember desselben Jahrs begegnet er als „M[agister] Johannes Clessius Alexandri Cleßen Sohn Studios[us] medicinae, so von Straßburg kom[m]en, und sich hie ein Zeitlang [auf]gehalten“ als Taufpate in Windecken. Wenig später – im April 1589 – schloss er dort als „Rector der Schul“ in Hirzenhain (Wetterau) die Ehe mit der Windeckerin Ursula geb. Hochstadt, und im Juni 1594 ließ Johannes Cless, der zwei Monate zuvor ein weiteres Mal als Pate erwähnt wird, als nunmehr wieder in Windecken tätiger „Medicus“ eine Tochter taufen. Die letzte Station war Friedberg in der Wetterau: Cless wurde 1595 2. Lehrer sowie (für den Musikunterricht zuständiger) Konrektor der Augustinerschule und fand hier Zeit, seinem Tätigkeitsspektrum eine weitere Facette, nämlich die Bibliographie, hinzuzufügen – seine postum (unter seinem Namen mit Herkunftsangabe: „Auctore Ioanne Clessio Vvineccensi Hannoio“) veröffentlichten Kataloge enthalten auch französische, italienische und (im 2. Teil) deutsche Musikdrucke („Musici libri“) des 16. Jahrhunderts und sind somit direkte Vorläufer der 1611–1625 erschienenen Verzeichnisse von Georg Draud, der nicht nur gleichfalls Wetterauer von Geburt war, sondern von dem wir auch annehmen dürfen, dass er es war, der die Kataloge des Kollegen vor ihrer Veröffentlichung auf den neuesten Stand gebracht hat.

Werke — 11 Chöre (4st.), 1 Chor (8st.), 1 Kanon zu Sophokles’ Tragödie Ajax in der lateinischen Übersetzung von Joseph Justus Scaliger, aufgeführt im städtischen Akademie-Theater Straßburg am 7. Juli 1587 (Chori musici singulis actibus huius tragoediae interpositi […] M. Ioh. CLESS. Melodiae author […], Straßburg: Bertram 1587; s. RISM C 3202) <> Unius seculi; eiusque virorum literatorum monumentis tum florentissimi, tum fertilissimi: ab Anno Dom. 1500. ad 1602 Nundinarum Autumnalium inclusive, Elenchus consummatissimus […], Frankfurt: Saur und Kopff 1602 (Musici libri Gallici S. 539–541; Musici libri Italici S. 558–560); VD 17 23:000316G <> Catalogi librorum Germanicorum alphabetici: Das ist: Verzeichnuß der Teudtschen Bücher vnnd Schrifften / in allerley Faculteten vnnd Künsten / seither Anno 1500. bis auff die Herbstmeß Anno 1602 außgangen […] secunda pars […], Frankfurt: ebd. 1602 (Teutsche Music Bücher S. 259–268); VD 17 23:000317Q

Quellen — KB Windecken; KB Friedberg (Stadtkirche) <> Martin Vogeleis, Quellen und Bausteine zu einer Geschichte der Musik und des Theaters im Elsass 500–1800, Straßburg 1911, S. 354–355

Literatur — Werner Braun, Art. Cless, Johann, in: MGG2P (dort auch ältere Literatur)

Abbildung: Titel des unter Clessius’ Namen 1602 erschienenen 1. Bands des Bücherverzeichnisses; D-Mbs


Axel Beer

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  • angelegt 2024/09/28 17:26