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BRUCH, MAX (CHRISTIAN FRIEDRICH) * Köln 6. Jan. 1838 | † Berlin-Friedenau 20. Okt. 1920; Dirigent und Komponist

Über die Vorfahren seines Vaters August Carl Friedrich (1799–1861) war Max Bruch weit entfernt verwandt mit der Mainzer Familie Bruch. Seine Mutter wiederum, die Sängerin Wilhelmine Almenräder (1799–1867), war eine jüngere Schwester Carl Almenräders. Durch sie erhielt Bruch seine musikalische Grundbildung, die er anschließend bei Heinrich Carl Breidenstein (ein Onkel Carl Breidensteins) in Bonn, beim Kölner Domorganisten Franz Weber sowie bei Ferdinand Hiller vertiefte. Mit Zeugnissen dieser drei ausgestattet, bewarb er sich im Jahr 1851 auf das nun zum dritten Mal ausgeschriebene Stipendium der Frankfurter Mozart-Stiftung und setzte sich im langwierigen Auswahlprozess bei den Prüfern Vincenz Lachner, Louis Spohr und Wilhelm Taubert schließlich gegen zehn Mitbewerber (unter ihnen Joseph Rheinberger) durch. Am 1. Jan. 1853 trat Bruch die Nachfolge Kaspar Jakob Bischoffs als Stipendiat an und wurde gemäß den Statuten „einem Meister in der Compositionslehre zum Unterricht übergeben“ (Signale 10. Juli 1851), eine Aufgabe, die Ferdinand Hiller zukam. Die positiven Fortschrittsberichte Hillers ermöglichten es, das zunächst auf ein Jahr befristete Stipendium mehrfach – schließlich bis 1858 (mit einem notwendigen Aussetzen 1856) – zu verlängern. Während dieser Jahre lebte Bruch weiterhin in seiner Vaterstadt, wo zahlreiche Proben seiner Komposition zu Gehör gebracht wurden. Zudem unternahm er 1854 eine Reise nach Brüssel und war gelegentlicher Gast beim Frankfurter Liederkranz.

Max Bruch hatte von 1865 bis 1867 seine erste feste Anstellung als Musikdirektor beim Musik-Institut zu Koblenz. Dort war er verantwortlich für die Leitung von Chor und Orchester, mit denen er jährlich zehn Konzerte zu geben hatte; darüber hinaus betreute er eine Chorschule, in der junge Mädchen auf ihren Eintritt in den Erwachsenenchor vorbereitet wurden. Neben seiner Dirigententätigkeit trat er auch alleine als Pianist sowie mit diversen Kammerensembles öffentlich auf und setzte sich für die Verpflichtung auswärtiger Künstler (Instrumentalisten und vor allem auch Sänger) als Solisten für die Konzerte ein. – Das Repertoire Bruchs muss als konservativ bezeichnet werden; Werke Liszts oder Wagners wurden nicht aufgeführt, dafür erschien erstmals in Koblenz der Name →Brahms. An eigenen Kompositionen führte Bruch in Koblenz Scenen aus der Frithjof-Sage op. 23, Jubilate Amen op. 3, Auszüge aus Loreley op. 16, Die Flucht der heiligen Familie op. 20, Schön Ellen op. 24 und nicht näher benannte Klavier-Lieder auf. Das Violinkonzert op. 26, für das Bruch von Joseph →Joachim Anregungen erhielt, wurde am 24. Apr. 1866 uraufgeführt, die Partitur allerdings bald darauf überarbeitet. Weiterhin entstand in Koblenz Salamis, Siegesgesang der Griechen op. 25. Auch seine erste Sinfonie Es-Dur op. 28 soll er dort begonnen haben. – Von Koblenz wechselte Bruch im Juni 1867 als Hofkapellmeister nach Sondershausen; spätere Stationen waren Bonn, Berlin, Liverpool und Breslau. Private Verbindungen führten ihn aber immer wieder nach Koblenz sowie 1871 zum Ehepaar von Beckerath nach Rüdesheim, wo er die Arbeit an seinem Oratorium Odysseus begann. Weiterhin sind einige Auftritte in der Region zu verzeichnen, etwa 1864 in Worms (bei einem Konzert Eduard Steinwarz’ als Pianist), Anfang und Ende 1876 in Wiesbaden sowie 1877 in Kreuznach und Frankfurt (jeweils als Dirigent). Kompositorisch führt schließlich noch sein Liederzyklus Siechentrost op. 58 ins mittelrheinische Gebiet, dessen Geschichte an Lahn, Rhein und Mosel spielt.

Bruch war seit 1881 mit der Sängerin Clara geb. Tuczek (* Berlin 15. Febr. 1854 | † ebd. 27. Aug. 1919) verheiratet. Unter den gemeinsamen Kindern schlug der Sohn Max Felix (* Breslau 31. Mai 1884) eine musikalische Laufbahn ein: Nach seiner Ausbildung an der Hochschule für Musik in Berlin und bei seinem Vater war er als Musiklehrer, Dirigent und Komponist in Hamburg und Berlin tätig.

Werke — s. die Verzeichnisse in MGG2P und NGroveD

Quellen und Referenzwerke — Korrespondenz (u. a. mit dem Schott-Verlag, Friedrich Gernsheim, August Glück, Konrad Heubner, Ferdinand Hiller, Karl Israel, Ernst Pasqué, Joachim Raff, Julius →Stockhausen, Anton →Urspruch, s. Kalliope) <> Didaskalia 22. Nov. 1851, 11. Aug. 1853, 14. Nov. 1853, 19. Nov. 1854, 12. Nov. 1856; Niederrheinische Musik-Zeitung 25. Nov. 1854, 10. Mai 1856; Wormser Zeitung 15. März 1864; Programm des Frankfurter Museums-Orchesters 2. Febr. 1877 <> Art. Bruch, Max Felix, in: MüllerDML <> Willi Kahl, Art. Bruch, Max in: MGG1 <> Alfons Ott, Art. Max Bruch, in: NDB <> Horst Leuchtmann, Art. Bruch, Max, in: NGroveD1 <> Art. Tuczek-Bruch, Clara, in: Kutsch/Riemens <> Christopher Fifield, Art. Bruch, Max (Christian Friedrich), in: NGroveD <> Dietrich Kämper, Art. Bruch, Max in: MGG2P (dort weitere Literatur)

LiteraturM. B. Studien, hrsg. von Dietrich Kämper, Köln 1970 (BzrhM 87) <> Christopher Fifield, M. B., London 1988, Zürich 1990 <> M. B. und Koblenz (1865–1867). Eine Dokumentation, hrsg. von Uwe Baur, Mainz 1996 (BzmM 34) <> M. B. – Briefe an Laura und Rudolf von Beckerath, hrsg. von Petra Riederer-Sitte, Essen 1997 (Musik-Kultur. Schriftenreihe der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf 1) <> Schnell 1998, S. 16 <> Koch 2009, S. 162 <> Ulrike Kienzle, Neue Töne braucht das Land. Die Frankfurter Mozart-Stiftung im Wandel der Geschichte (1838–2013), Frankfurt/M. 2013 <> M. B. Neue Perspektiven auf Leben und Werk, hrsg. von Fabian Kolb, Kassel 2016 (BrhM 178)

Abbildung 1: Max Bruch, Fotografie von August Kampf (Digitalisat aus D-F, Porträtsammlung Manskopf)

Abbildung 2: Erste Seite des Streichquartetts, das Bruch im Zuge seiner Bewerbung bei der Mozart-Stiftung einreichte; Autograph in D-F (digital)


Uwe Baur (†) | Kristina Krämer

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  • angelegt 2022/02/03 20:56