baussnern


BAUẞNERN, (ARNOLD EDMUND) WALDEMAR EDLER von * Berlin 29. Nov. 1866 | † Potsdam 20. Aug. 1931; Komponist, Chorleiter, Hochschullehrer

Waldemar von Baußnern entstammte einer siebenbürgischen Patrizierfamilie. Seine Eltern lebten nach der Pensionierung des Vaters Carl August (1797–1875), eines Finanzrats in österreichischen Diensten, um die Mitte der 1860er Jahre für kurze Zeit in Berlin; der Ausbruch des preußisch-österreichischen Kriegs 1866 erzwang jedoch die Rückkehr, so dass Waldemar u. a. in Budapest, Hermannstadt (Sibiu; hier starb der Vater) und Wien aufwuchs. 1879 erfolgte ein erneuter Umzug nach Berlin, wo die musikalische Begabung Waldemars trotz seiner Mittellosigkeit gefördert wurde und er die Möglichkeit erhielt, in den Jahren 1882–1888 an der Königlichen Hochschule bei Friedrich Kiel und insbesondere Woldemar Bargiel (zuletzt in dessen Meisterklasse) Komposition zu studieren. Anstellungen als Dirigent bekleidete von Baußnern seit 1891 in Mannheim (Musikverein) und seit 1895 in Dresden; 1903 wurde er von Fritz Steinbach als Leiter der Kompositionsklasse an das Kölner Konservatorium berufen, und 1909 (nicht 1908) übernahm er die Leitung der Großherzoglichen Musikschule in Weimar; hier wurde er 1910 zum Professor ernannt. Nachdem er als Nachfolger des verstorbenen Iwan Knorr von Mai 1916 bis April 1923 die Direktion des Hoch’schen Konservatoriums in Frankfurt innegehabt hatte, kehrte er nach Berlin zurück, übernahm die Aufgabe des 2. Ständigen Sekretärs der Akademie der Künste und lehrte Komposition an der Akademie für Kirchen- und Schulmusik.

Von Baußnerns Name war in der Rhein-Main-Region schon seit den 1890er Jahren durch zahlreiche Erwähnungen im Feuilleton der Tagespresse bekannt. Während der Zeit seiner Verpflichtung in Frankfurt begegnet der Komponist nicht selten auch als Interpret eigener Werke – etwa als Dirigent innerhalb der Museums-Konzerte bzw. der Wiesbadener Kurkonzerte. Auch darüber hinaus war er in der Öffentlichkeit als Klavierbegleiter präsent; in den Jahren bis 1918 vertrat er außerdem mehrfach und mit ansteigender Frequenz Carl Schuricht als Leiter des Rühlschen Gesangvereins und bei dessen Wiesbadener Verpflichtungen. Waldemar von Baußnerns Tätigkeit am Hoch’schen Konservatorium war von Beginn an überschattet von Zwistigkeiten mit dem unter der Präsidentschaft von Emil Sulzbach stehenden Kuratorium, das sich vor allem angesichts der zunehmenden wirtschaftlichen Probleme des Hauses uneinsichtig und inkompetent zeigte; obwohl sich das Kollegium hinter seinen Direktor stellte, setzte von Baußnern, der gleichsam schon mit einem Fuß in seiner neuen Anstellung in Berlin stand, den fortdauernden Anfeindungen im April 1923 die Kündigung entgegen. Die Befassung mit Peter Cornelius begann in den Kölner Jahren; für die auf Wunsch und mit Unterstützung der Familie Cornelius von Max Hasse (1859–1935) besorgte und bei Breitkopf & Härtel publizierte Gesamtausgabe (1904–1906) steuerte von Baußnern die von ihm vollendete Oper Gunlöd bei. Er dirigierte die Erstaufführung seiner Fassung im Dezember 1906 in Köln; im März 1919 stellte er das Werk in Frankfurt vor.

Verheiratet war von Baußnern seit 1889 mit Elsbeth (Dorothea Louise) geb. Fischer (* Danzig 13. Nov. 1870 | † Kassel 18. Juli 1943), Tochter eines seinerzeit im elsässischen Mühlhausen (Mulhouse) lebenden Bankdirektors; sie war seit 1934 in Kassel ansässig. Beider Sohn Friedrich von Baußnern (* Mannheim 2. Dez. 1891 | † Bad Nauheim 15. Dez. 1964), im Hauptberuf evangelischer Pfarrer (u. a. 1923–1929 im ostpreußischen Rastenburg (Kętrzyn, Polen), anschließend in Stolzenberg in Pommern (Sławoborze, Polen) und nach dem Zweiten Weltkrieg in Bad Nauheim), war in der Wandervogel- und Jugendmusikbewegung aktiv und gab ältere Vokalwerke heraus (u. a. Johann Eccard, Geistliche Lieder, Wolfenbüttel: Kallmeyer 1928). Sein Sohn Dietrich (* Rastenburg 19. März 1928 | † Kirchzarten 20. Jan. 1980) hatte seit 1973 eine Dozentur an der Frankfurter Hochschule für Musik inne (1979 Ernennung zum Professor) und war als Komponist tätig (vgl. Schaefer 1979).

Werke — s. Verzeichnis des gesamten musikalischen Nachlasses [von Waldemar von Baußnern], [hrsg. von Elsbeth von Baußnern, Kassel 1941]; vgl. auch MGG. Vor allem die groß dimensionierten Kompositionen (Sinfonien, Kammermusik, chorsinfonische Werke, Opern) sind zumeist unveröffentlicht. Während der Frankfurter Zeit entstanden u. a. die 5. und 6. Sinfonie sowie zwei Streichquartette; in der Region veröffentlicht wurden: Acht Kammergesänge. Deutsche, französische und italienische Melodien aus früheren Jahrhunderten (Sst., Strq., Fl., Klar.), Mainz: Schott [1907]; A-Sm, A-Wmk, D-B, D-Bda, D-Bmu, D-HVl, D-Kub, D-KNh, D-Mbs, D-Mh, D-Sl, D-SWl, DK-Kk <> Kantate Aus unserer Not (nach Klopstock; gem. Chor, Bariton-Solo, Org.), Offenbach: André [1925]; D-B, D-Bhm, D-KNmi, D-OF (s. Abb.) <> Vaterland (Sst., Kl.), Frankfurt: Firnberg [1916]; D-B

Quellen — KB Sibiu; Standesamtsregister Mulhouse <> Familienbögen Mannheim <> Nachlass in D-Bda (seit 2014) <> Personalakten Waldemar von Baußnern der Berliner Akademie der Künste; D-Bda (I/55 bzw. MU 009) – darin: eigenhändiger Lebenslauf sowie Denkschrift betreffend die Verhältnisse an Dr. Hoch’s Konservatorium von 1916–1922 von Professor Waldemar von Baußnern (eigenh. Ms. bzw. maschr., dat. 6. Nov. 1922) sowie Nachtrag hierzu (dat. Jan. 1923) <> Akte Waldemar von Baußnern (Laufzeit 1926–1981); Archiv der deutschen Jugendbewegung (Burg Ludwigstein bei Witzenhausen) (Best. P 228 Nr. 8218) <> Briefe s. Kalliope <> Adressbücher Berlin <> Jahresberichte des Hoch’schen Konservatoriums <> Waldemar von Baußnern – 50 Jahre, in: Kleine Presse (Frankfurt) 23. Nov. 1916 <> Waldemar von Baußnern †, in: Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 21. Aug. 1931 (2. Morgenblatt) <> Karl Holl, Waldemar von Baußnern. Ein Musiker zwischen den Zeiten, in: Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 22. Aug. 1931 (1. Morgenblatt) <> Musikalisches Wochenblatt 26. Mai 1887, 3. Jan. 1907 (Edgar Istel, Rezension zu Gunlöd); NZfM 12. Okt. 1887 u. ö.; Signale für die musikalische Welt 54 (Okt.) 1887, 57 (Nov.) 1888 u. ö.; Kölner Lokal-Anzeiger 29. Juli 1903, 18. Dez. 1906 (Hermann Kipper, Aufführungsbericht zu Gunlöd); Kölnische Zeitung 17. Dez. 1906 (Abend-Ausgabe: NN., Peter Cornelius’ Gunlöd im Kölner Opernhaus); Kleine Presse (Frankfurt) 23. März 1916, 6. Juli 1916 u. ö.; Wiesbadener Tagblatt 23. März 1916 (Abend-Ausgabe), 7. Okt. 1916 (Abend-Ausgabe) u. ö.; Frankfurter Nachrichten und Intelligenz-Blatt 24. Okt. 1916 u. ö.; Die Fackel (Frankfurt) 29. März 1919 u. ö. <> Akte Friedrich von Baußnern (Laufzeit 1917–1967); Archiv der deutschen Jugendbewegung (Burg Ludwigstein bei Witzenhausen) (Best. A 228 Nr. 8217)

Literatur — Gerhard F. Wehle, Art. Baußnern, Waldemar Edler von, in: MGG1 <> Cahn 1979 <> Schaefer 1979 (zu Dietrich von Bausznern) <> Sabine Hock, Art. Bausznern, Waldemar von, in: Frankfurter Personenlexikon (online) <> Sabine Hock, Art. Bausznern, Dietrich von, in: Frankfurter Personenlexikon (online) <> Vera Grützner, Waldemar von Baußnern (1866–1931). Leben und Werk, Kludenbach 1999 <> Karl Teutsch und Monica Vlaicu, Waldemar von Baußnern, Biografie – Briefe – Berichte – Bilder, Kludenbach 2003

Abbildung 1: Waldemar von Baußnern nach eine Photographie (ca. 1900) (Digitalisat aus D-F, Porträtsammlung Manskopf)

Abbildung 2: Titel zur Kantate Aus unserer Not; D-OF


Axel Beer

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  • Zuletzt geändert: 2024/06/18 15:05
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  • angelegt 2024/05/25 12:17