Georg Arnold
ARNOLD, GEORG * Zienken (heute Stadtteil von Neuenburg am Rhein) verm. 1615 | begr. Gießen 27. Sept. 1686; Violinist und Komponist
Gerne wüssten wir, mit welchem Plan und welchen Vorstellungen sich der junge Musikus Georg Arnold, der bei seiner Heirat mit einer Gießener Bürgerswitwe im Februar 1637 seine Herkunft mit „von Zincken auß der Herrschafft Patnweiler“ angab, mitten im Dreißigjährigen Krieg vom Markgräfler Land aus auf den Weg rheinabwärts machte. Jedenfalls erhielt er um die Mitte des Jahres 1635 eine Anstellung als Violinist an der unter Leitung Christian Theodor Völckels stehenden Hofkapelle Landgraf Georgs II. von Hessen-Darmstadt, die – wie fast der gesamte Hofstaat – kriegsbedingt in Gießen Zuflucht gesucht hatte. 1639 wurde Arnold, ebenso wie andere Musiker auch, entlassen, 1641 jedoch kurzzeitig wieder eingestellt; in der Folgezeit pflegte er als „gewesener Violinist“ bis in die frühen 1650er Jahre hinein Beziehungen zum mittlerweile nach Darmstadt zurückgekehrten Hof, indem er sich „zuweilen bey der Music gebrauchen“ ließ (zit. nach Noack, S. 113). Auch war es ihm gelungen, in Gießen ein städtisches Amt zu erlangen: 1648 nennen ihn die Kirchenbücher (noch immer) Hofmusikus und nun auch „Acciß-Einnehmer“ (Begräbnis eines Sohnes am 23. Okt. des Jahres), wobei diese oder eine ähnliche Tätigkeit sicher schon 1639 aufgenommen wurde; zuletzt war Arnold Gießener Rats- und Gerichtsschöffe. Pateneinträge der Jahre 1637 und 1639 belegen eine vertraute Beziehung der Familie Arnolds zu derjenigen Christian Theodor Völckels.
Der Musiker Christoph Arnold (* ca. 1625 | begr. Darmstadt 5. Jan. 1692), der seit spätestens 1671 als Violinist der landgräflichen Hofkapelle angehörte, kann – anders als Elisabeth Noack (Noack, S. 129) es annimmt – nicht Sohn Georg Arnolds gewesen sein; es ist gut möglich, dass er einer Darmstädter Familie dieses Namens entstammte. Georg Arnold ist weder identisch noch verwandt mit dem im südmährischen Feldsberg (Valtice) geborenen gleichnamigen Komponisten (1621–1676), der seit 1649 in Bamberg tätig war; auch derjenige Georg Arnold, der 1661 in Mühlhausen einen vierstimmigen Satz zu einer Leichenpredigt beisteuerte (s. RISM A 2170), hat mit dem Darmstädter Musiker nichts zu tun.
Werke — Dialogus Surgite pastores (12st.) [1636/37]; nicht überliefert <> 107. Psalm Danket dem Herrn (C, A, T, B, 2 Vl., B. c.) [verm. 1636]; Ms. in D-DS <> Canzon (2 Vl., B. c.; Landgraf Georg II. gewidmet) [1639]; Ms. in D-DSsa <> Geistliches Konzert mit Worten aus Psalm 83 Gott, schweige doch nit allso (C, B, 2 Vl., B. c.; Landgraf Georg II. gewidmet) [1639]; Ms. in D-DSsa <> Geistliches Konzert mit Worten aus Psalm 86 Herr neige deine Ohren (T, 3 Instr.-Stimmen, B. c.) [1642]; Ms. in D-DS
Quellen — KB Darmstadt (ev.) und Gießen (Stadtkirche) <> Briefe und Eingaben an den Landgrafen (1636; s. Noack, S. 91)
Literatur — Noack 1967 (mit teils irrigen Angaben)
Axel Beer