Georg Reinhart
REINHART (auch Reinhard, Reinhardt), GEORG * Würzburg 28. Sept. 1789 | † Stuttgart 4. Jan. 1867 (nicht 1866); Klarinettist
Es ist anzunehmen, dass Georg Reinhart den ersten musikalischen Unterricht durch seinen Vater Jacob R. (ca. 1751–1826; lt. Todesanzeige Musikmeister; im Sterbeeintrag Georgs als Konzertmeister bezeichnet) erhielt, bevor er am Würzburger Musikinstitut Franz Joseph Fröhlichs weiter ausgebildet wurde (hier Unterweisung auf der Klarinette wohl durch Philipp Meißner (vgl. PaulH)). Die ersten Nachrichten über Reinhart als Klarinettist stammen aus dem Jahr 1811: Anfang März besuchte er den in Würzburg anwesenden Carl Maria von Weber und spielte diesem vor (Weber notierte in seinem Tagebuch „er hat schönen Ton und Vortrag“; 1. März 1811), außerdem trat er im April öffentlich auf und kündigte eine kleine Konzertreise an. Im April 1812 wurde Reinhart (zunächst für ein Probejahr, dann regulär) als Klarinettist in die Darmstädter Hofkapelle aufgenommen, bat aber zwei Jahre später (zum April 1814) um seine Entlassung, um in das Frankfurter Opern- und Theaterorchester zu wechseln. Während seiner Frankfurter Jahre wirkte er regelmäßig als Solist bei Konzerten mit. Ende 1821 wurde er schließlich in die Stuttgarter Hofkapelle aufgenommen, in der er (als Kammermusikus) den Rest seines Lebens blieb, wenn er sich auch gelegentlich auswärts (etwa 1822 in Darmstadt) hören ließ und 1829 eine Konzertreise nach Wien unternahm. Er ist u. a. Widmungsträger von Joseph Küffners Serenade op. 39 (Mainz: Schott [1816]), von Peter Joseph von Lindpaintners Sinfonie concertante op. 36 (Mainz: Schott [1823]; als einer von mehreren Widmungsträgern) und von Franz Pechatscheks Adagio et Polonaise op. 14 (Hannover: Bachmann [1824]). Reinhart war verheiratet mit der Rentmeisterstochter Friederike Wilhelmine geb. Geyer (* Wiesbaden 10. Dez. 1789 | † Stuttgart 3. Sept. 1848). Als Pate der jüngsten Tochter Anna Dorothea (* Stuttgart 28. Jan. 1829) figuriert ein Onkel Adam Reinhart, Konzertmeister in Philadelphia, zu dem nichts weiter bekannt ist. Noch zu klären wäre die Identität des 1828 als Violinist in Frankfurt engagierten A[dolph?] Reinhart. Eine nähere Verwandtschaft zu dem teils zeitgleich mit Georg Reinhart in Stuttgart angestellt gewesenen Klarinettisten Christian Reinhardt (* Berlin ca. 1782 | † Stuttgart 19. Febr. 1828) scheint hingegen nicht bestanden zu haben.
Werke — Ullrich (MGGonline) nennt ein Arrangement von Alois Beerhalters Variationen über „Im tiefen Keller sitz’ ich hier“ (von Johann Ignaz Ludwig Fischer) für Bassethorn mit Klavierbegleitung. <> Zuschreibung nicht gesichert (Arrangeur angegeben als „Reinhard“): Recitativ und Cavatina aus Tancred [von Rossini] (Sst., Git.), (= Auswahl von Arien Nr. 109), Mainz: Schott [1817]; D-F, D-Mbs (digital), D-SPlb (digital), D-Tu (digital) <> Aria aus Tancred (Ach. störe nicht den Frieden) von Rossini (Sst., Git.), (= Auswahl Nr. 125), ebd. [1818]; D-Mbs (digital), D-SPlb (digital; Ex. ohne Nennung des Arrangeurs) <> Aria aus Don Juan (Schmäle, tobe, lieber Junge) von Mozart (Sst., Git.), (= Auswahl Nr. 126), ebd. [1818]; s. RISM M 4682 (Ex. in D-Mbs mit Angabe des Arrangeurs, digital)
Quellen und Referenzwerke — KB Frankfurt; KB Wiesbaden; KB Stuttgart (Leonhardskirche) <> Briefe an Schott (5, 1816–1823); D-Mbs, siehe Kalliope <> Personalakte Hofmusik; D-DSsa (Best. D 8, Nr. 25/4, digital) <> Theaterzettel einen Auftritt in Darmstadt betr.; D-DSsa (Best. D 8, Nr. 127/3, digital) <> Tagebucheintrag Carl Maria von Webers, 1. März 1811 (s. Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe. Digitale Edition A065225) <> Allgemeiner deutscher Theater-Almanach 1822 <> Adressbücher Stuttgart <> Würzburger Intelligenzblatt 6. Apr. 1811; Morgenblatt für gebildete Stände 21. Mai 1811, 19. Febr. 1821; Frankfurter Ober Postamts Zeitung 13. Dez. 1818; AmZ 17. März 1819, 13. Okt. 1819, 18. Apr. 1821, 4. Juli 1821, 9. Jan. 1822, 20. Febr. 1822, 8. Mai 1822, 22. Jan. 1823, 4. Juni 1823, 3. Juni 1824, 12. Juli 1826, 23. Jan. 1828, 25. Febr. 1829, 4. Nov. 1829, 5. Mai 1830, 31. Aug. 1831, 25. Juli 1832, 11. Sept. 1833, 16. Juli 1834, 2. Dez. 1836, 27. Sept. 1837; Intelligenzblatt für den Unter-Mainkreis 8. Febr. 1821, 19. Jan. 1826 (Beilage); Der Beobachter am Main und Rhein 6. Juni 1822; Didaskalia 17. Dez. 1825, 14. Jan. 1826; Aurora (München) 4. Okt. 1829, 7./8. Okt. 1829; Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode 17. Nov. 1829; Allgemeine Wiener Musik-Zeitung 28. Sept. 1841
Literatur — Art. Reinhardt, Georg, in: PaulH <> Musik und Musiker am Stuttgarter Hoftheater (1750–1918). Quellen und Studien, hrsg. von Reiner Nägele, Stuttgart 2000 <> Dieter Kirsch, Franz Joseph Fröhlich, in: Franz Joseph Fröhlich. Ausgewählte Schriften zur Musik. Mit einer biographischen Abhandlung und einem Dokumentenanhang, hrsg. von Ulrich Konrad, Würzburg 2013 (Quellen und Studien zur Musikgeschichte Würzburgs und Mainfrankens 2), S. 289–382 (hier S. 305, 340) <> Hermann Ullrich, Art. Beerhalter, Alois, in: MGGonline (Stand Nov. 2016, dort weitere Literatur zur Stuttgarter Hofkapelle)
Abbildung: Titelseite von Küffners Serenade op. 39 mit Widmung an Reinhart („dédiée à son ami Reinhardt Premiere Clarinette du Théatre de Francfort“); D-Mbs (digital)
Kristina Krämer