weil


(auch Weill, Weyl, Weyll)

(1) Johann Wilhelm * Seelbach 18. Jan. 1756 | † Neuwied 19. Jan. 1813; Schreiner und Clavierbauer

(2) Johann Christian * Seelbach 25. Dez. 1763 | † Neuwied 9. Sept. 1827; Bruder von (1), Clavier- und Orgelbauer

(3) Johann Anton * Neuwied 18. Jan. 1792 | † ebd. 1871; Sohn von (2), Orgelbauer

(4) Johann Carl Christian * Neuwied 27. Apr. 1804 | † 5. Mai 1888; Sohn von (2), Orgel- und Instrumentenbauer

(5) Johann Abraham Eduard * Neuwied 7. Mai 1805 | † 9. Okt. 1891; Sohn von (2), Musiklehrer und Chorleiter


Die aus Seelbach (nicht Seebach) im Westerwald stammenden Brüder Johann Wilhelm (1) und Johann Christian Weil (2) lernten beide das Schreinerhandwerk und arbeiteten als Claviermacher; Johann Wilhelm arbeitete zunächst in Neuwied in der Kunsttischlerei von Abraham und David Roentgen als „Mechanikus“ und Instrumentenbauer und siedelte sich um 1795 in Runkel als Reparateur an. Er ist unter anderem in Rückershausen, Schuppach, Mansfelden, Münster, Weyer, Wolfershausen und Steeden nachweisbar.

Johann Christian Weil arbeitete ebenfalls in der Werkstatt Roentgen und eignete sich dort Orgelbaukenntnisse an, vermutlich bei den in dieser Werkstatt tätigen Orgelbauern Peter und Christian Kinzig, und lebte bereits ab 1780 in Neuwied; mit der Heirat einer Schreinerstochter 1787 konnte er eine Werkstatt zunächst in der Neuwieder Luisenstraße, später in der Heddesdorfer Straße 5 beziehen. Weil konkurrierte u. a. mit seinen Zeitgenossen Schöler und Embach – und geriet den Nassauern gegenüber häufiger wegen seiner preußischen Staatsangehörigkeit ins Hintertreffen, so aktenkundig bei einer Reparatur 1825 in Kamp. Nach dem Tod Johann Christian Weils übernahmen seine Söhne Johann Anton (3) und Johann Carl Christian Weil (4) den Betrieb als Gebr. Weil, nannten die Werkstatt Weil’sche Orgel-Fabrik und bauten vor allem im Rheinland; sein erster Sohn aus zweiter Ehe Johann Carl Christian war auch in der Instandsetzung von Violinen gefragt.

Zwischen 1790 und 1888 lassen sich insgesamt etwa einhundert Neu- und Umbauten sowie Reparaturen und Angebote nachweisen; zu den größten Instrumenten gehörten die Orgeln für (Neuwied-) Irlich, St. Peter und Paul von 1838 (II/P/22), 1954 von Christian Gerhardt & Söhne aus Boppard erweitert, 1983 durch ein neues Instrument von Hugo Mayer (Heusweiler) ersetzt; und für Altenkirchen (Westerwald), St. Martin (ev.) von 1844 (II/P/20), die 1893 einem Brand zum Opfer fiel. Die Stumm-Orgel in der ehem. Kurfürstlichen Schlosskapelle in Koblenz-Ehrenbreitstein (1839) wurde von Weil 1841 in die neue Kirche transloziert und erweitert zu II/P/23. Ab 1850 verlagerte sich die Tätigkeit der Firma nahezu ausschließlich auf den Orgelbau und die Pflege in evangelischen Kirchen. Zu den Schülern der Werkstatt gehörten ab 1807 Daniel Raßmann, ab 1856 Friedrich Bernhard Meyer und nach 1868 Jakob Oberlinger; nach dem Tod Johann Carl Christian Weils übernahm Oberlinger das Inventar als Grundstock seiner Firma.

Dr. phil. Johann Abraham Eduard Weil (5) war in Neuwied als Musiklehrer tätig und leitete ab 1853 als Nachfolger von Gustav Flügel den Gesangverein, den Musikverein und die Liedertafel.

Werk (in Auswahl) — 1821 Neuwied (ref.) (II/P/20), 1851–54 repariert, 1881 in die neue Marktkirche transloziert, 1884 von Oberlinger erworben und zu I/P/8 für die ev. Kirche in Vallendar umgearbeitet <> 1824 Krummenau (ev.) (II/P/15); 1961 von Oberlinger repariert <> 1829 Kobern (Mosel), St. Lubentius; 1929 von Klein (Obersteinebach / Westerwald) renoviert – unter anderem Instandsetzung der im Krieg gespendeten Pfeifen –, zu II/P/24 erweitert und von der Emporenmitte auf die rechte Emporenseite versetzt; 1972 von Hugo Mayer Orgelbau repariert und zu II/P/28 erweitert, 2003 grundlegende Restaurierung durch Hugo Mayer Orgelbau <> um 1840 Rheineck, Burgkapelle (I/P/5); 1988 grundlegend von Johannes Klais (Bonn) restauriert <> um 1840 Schönborn, Pfarrkirche (ev.) (I/P/4), 1979 von Oberlinger zu I/P/6 erweitert <> 1844 Nußbaum (I/P/4), 1880 zu I/P/6 erweitert; im frühen 20. Jahrhundert eine Reihe von Umbauten, 1974 von Oberlinger transloziert in die ev. Pfarrkirche von Ebernburg (Kreis Bad Kreuznach) als I/P/9 <> 1860 Ettringen, neue Pfarrkirche St. Maximin und Anna (II/P/18), 1883 von Oberlinger repariert, 1895 von Johann Stockhausen; 1952 Generalüberholung <> um 1870 Mehren (ev.) (I/P/12); 1926 von August Hardt (Möttau) umgebaut, 1953 von Johann Stockhausen (Linz am Rhein) restauriert und in der Disposition verändert, 1971 durch einen Neubau von Hardt abgelöst <> 1872 Briedern, St. Servatius (I/P/6), 1892 von Christian Gerhardt (Boppard) umgebaut: Vier Register blieben erhalten, ein Subbass kam hinzu. 1987 wurde das Instrument von Orgelbaumeister Kön (Werkstatt Mayer) an die Brüstung versetzt.

Literatur — Bösken 1975 <> Walter Knaswik, Die Orgelbauerfamilie Weil in Neuwied, in: Das Musikinstrument 26 (1977), S. 197f. <> Franz-Josef Vogt, Die Werkstatt Hünd, Stockhausen und Weil am Mittelrhein, in: Beiträge zur Orgelgeschichte im ehemals kurrheinischen Reichskreis und in seinen Nachfolgestaaten, hrsg. von Friedrich W. Riedel, Mainz 1992 (Die Orgel als sakrales Kunstwerk 1), S. 292–300 <> Fischer/Wohnhaas 1994 <> Bösken/Fischer/Thömmes 2005 <> Hermann Fischer, Art. Weil, in MGG2P (2005) <> Franz-Josef Vogt, Die Orgelbauwerkstatt Weil in Neuwied, Bonn 2019 (Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchengeschichte, Kleine Reihe 7)


Birger Petersen

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
  • weil.txt
  • Zuletzt geändert: 2023/04/13 23:05
  • von kk
  • angelegt 2021/04/28 09:49