Wegeler (Familie)
(1) Franz Gerhard * Bonn 2. Aug. 1765 | † Koblenz 7. Mai 1848; Arzt
(2) Franz (Carl) * Koblenz 14. Juni 1835 | † Kreuznach 11. März 1894; Enkel von (1), Jurist
(3) Julius (August) * Koblenz 2. Juli 1836 | † ebd. 17. Jan. 1913; Enkel von (1), Kaufmann
(4) Carl (Clemens) * Koblenz 10. Juli 1851 | † ebd. 16. März 1921; Enkel von (1), Kaufmann und Intendant
(1) Gerne wüsste man, ob Franz Gerhard Wegeler mit seiner in MGG (und auch anderswo) begegnenden Berufsbezeichnung „Mediziner und Biograph (bzw. Freund) Beethovens“ einverstanden gewesen wäre – während Ersteres im Blick auf seinen Lebensweg korrekt und zu belegen ist, betritt man hinsichtlich der Beziehung zu Beethoven unwillkürlich das Terrain später geformter Rezeptionswünsche. Sicher: Der um fünf Jahre jüngere Musiker verdankte Wegeler die entscheidende Weitung seines sozialen Horizonts, und wir verdanken ihm das lesenswerte Resultat einer ausgesprochenen Ruheständlerbeschäftigung, die hingegen ohne das Mittun Ferdinand Ries’ nicht denkbar gewesen wäre; dass Ries dem musikalisch ansonsten nicht aktiven Wegeler 1831 mit der Widmung einer Komposition (Ouvertüre zu Schillers Don Carlos op. 94) erfreute, sei wenigstens erwähnt. Aus Wegelers Ehe mit Eleonore geb. von Breuning (1772–1841) ging der Mediziner Julius Stephan Wegeler (1807–1883) hervor, der mit seiner Ehefrau Josephine Catharina Carolina Therese geb. Linz (1813–1889) u. a. drei Söhne (2, 3, 4) hatte.
Werk — (gem. mit Ferdinand Ries) Biographische Notizen über Ludwig van Beethoven, Koblenz: Baedeker 1838
Literatur — Joseph Schmidt-Görg (Schriftleitung), Art. Wegeler, Franz Gerhard, in: MGG2P (dort weitere Literaturangaben)
(2) Dem ersten Sohn Julius Stephan Wegelers war es vorbehalten, an der Bonner Universität seit 1854 Jura zu studieren. 1863 ist er als Landgerichts-Referendar in Kreuznach nachgewiesen, 1864 als Advokat, weiterhin etliche Male als Rechtsanwalt; er blieb zeit seines Lebens der Kurstadt verbunden, an deren musikalischen Aktivitäten er teilnahm: Unter anderem war er Mitglied einer Kreuznacher Gesellschaft, die Johannes Brahms in der Nacht zum 7. März 1876 ein (um zwei Monate verfrühtes und deshalb vollkommen unerwartetes) Geburtstagsständchen brachte.
Werke — Sechs Lieder (Sst., Kl.; Frühlingsbotschaft, Du bist fern, Tanzlied im Mai, „Hör’ ich das Liedchen klingen“, An den Sonnenschein, Abendständchen), Bonn: Simrock [1860]; D-B, D-Kbeer
Quellen — Amtliches Verzeichnis des Personals und der Studirenden auf der Königlichen Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn, Bonn (seit WS 1854/55) <> Coblenzer Tagblatt 4. Juli 1863, 25. Dez. 1864; Kölnische Zeitung 9. Sept. 1882 u. ö. <> Brief von Johannes Brahms an Julius Wegeler, Wien Apr. 1876; D-BNba (digital) <> Adressbuch Kreuznach 1894
(3) Nach seiner Kaufmannslehre (ab 1851) trat Julius Wegeler 1857 in die Weinhandlung Johann Friedrich Deinhards ein, dessen Tochter Emma (1838–1904) er 1861 heiratete; seit 1864 war er Mitglied der Geschäftsleitung des Hauses. Wegeler setzte sich intensiv für das Musik- und Kulturleben seiner Heimatstadt Koblenz ein, vor allem für das Musik-Institut, als dessen Intendant er 1887–1892 tätig war und zu dessen Gunsten er 1911 die Emma Wegeler-Deinhard-Stiftung ins Leben rief. Die nach seinem Tod gegründete Julius Wegeler-Familienstiftung hatte die Aufgabe, den familieneigenen Bestand an Beethoveniana geschlossen zu bewahren; er befindet sich seit 1998 im Bonner Beethoven-Haus. Wegeler war es auch, der den Bau der Koblenzer Festhalle (1899–1901) großzügig bezuschusste sowie die dort aufgestellte Orgel der Durlacher Firma H. Voigt & Söhne finanzierte. Inwieweit die dokumentierten Weinlieferungen seines Hauses an Johannes Brahms von – in einem engeren Sinne – musikgeschichtlicher Relevanz sind, wird sich erst dann zeigen, wenn entsprechende Methoden zur Verfügung stehen.
Quelle — Brief von Johannes Brahms an Julius Wegeler, Wien 1876; s. unter (2)
Literatur — Hans Schmidt, Musik-Institut Koblenz, Koblenz 1983, bes. S. 250–252 (mit Portrait Wegelers S. 252) <> Friederike Grigat, Die Sammlung Wegeler im Beethoven-Haus Bonn. Kritischer Katalog, Bonn 2008
(4) Carl Wegeler, seit 1880 neben seinem Bruder Julius Mitinhaber des Hauses Deinhard, war von 1900 bis 1918 Intendant des Musik-Instituts. Im Zusammenhang mit der Fertigstellung der Städtischen Festhalle (1901) regte er die Gründung eines Philharmonischen Vereins in Koblenz an, der aufgrund der Verpflichtung des Kurorchesters von Bad Kreuznach unter der Leitung von Heinrich Sauer ein feststehendes, durch zahlreiche Koblenzer Musiker verstärktes Berufsorchester aufbieten konnte.
Werke — „Ich denke Dein“ (Sst., Kl.), Berlin: Simrock [1891]; D-B, D-BNba <> Alte Liebe (Sst., Kl., Vc.; seinen Geschwistern Julius und Emma gew.), ebd. [1891]; D-B, D-BNba, D-KOs <> Duett „Gluthenhauch ist alles Leben“ (S, A, Kl.), ebd. [1891]; D-B (korr. Titel), D-BNba (Erstfassung mit fehlerhaftem Titel „Blüthenhauch“), D-Kbeer (korr. Titel) <> Drei Mosellieder (Sst., Kl.; Moselweinlied, Der weise Zecher, Mosellied), ebd. [1891]; D-B <> 5 Weihnachtslieder von Eltern und Kindern zu singen (Sst., Kl.), Düsseldorf: Schwann [1891]; CH-Fcu <> „Nicht nur in Deutschlands weiten Gauen“ (Sst., Kl.), in: Preisgekrönte und andere ausgewählte Mosel-Wein-Lieder aus dem Trarbacher Sängerkrieg, ebd. [1899]; D-BNba
Literatur — Hans Schmidt, Musik-Institut Koblenz, Koblenz 1983, bes. S. 239–240 (mit Quellenverweisen) sowie S. 243 (Portrait Carl Wegelers) <> Baur 2008
Quellen (zu 1–4) — Wegeler-Familiennachlass; D-KOs (N 152) <> Verzeichniss des Musikalien-Verlages N. Simrock in Berlin […] Vollständig bis 1897, Berlin 1897 <> MMB <> freundliche Mitteilungen von Frau Judith Höhn-Engers (Stadtarchiv Koblenz)
Abbildung 1: Grabsteine von Franz Gerhard Wegeler, seiner Ehefrau Eleonore und Tochter Helena verh. Bauer auf dem Koblenzer Hauptfriedhof; Foto: Martin Bierwisch (Jan. 2024)
Abbildung 2: Titel der Sechs Lieder Franz Wegelers; D-Kbeer
Abbildung 3: Titel des Duetts „Gluthenhauch ist alles Leben“ Carl Wegelers; D-Kbeer
Axel Beer unter Benutzung von Vorarbeiten von Uwe Baur