mazzucchelli


MAZZUCCHELLI, PAOLO MARIA * verm. Mailand, gegen 1620/30 | † nicht vor 1682; Musiker und Kapellmeister

Aus Anlass seiner Eheschließung mit einer Tochter des fürstlichen „Bach Meisters“ Conrad Doll (15. Sept. 1657) bezeichnen die Darmstädter Kirchenbücher Mazzucchelli („Mazzuckellus“) als Sohn eines „königl[ich] Spanisch[en] officialen“ in Mailand. Auf welchem Wege und aufgrund welcher Veranlassung er nach Darmstadt gekommen war, ist unbekannt. Als Lautenist und Musikant wird er 1656 bezeichnet, und am 1. Juni 1657 erfolgte unter auffallend vorteilhaften Bedingungen (s. Noack, S. 116) die Ernennung zum Kapellmeister, womit er Nachfolger von Jakob Walter bzw. dem seit 1653 interimistisch tätigen Philipp Christoph Wannenmacher wurde. Eine der ersten Aufgaben Mazzucchellis bestand in der Erstellung eines Inventars der Musikalien, „so zur HoffCapell zu Darmbstadt gehören“ (s. Noack, S. 117–118); vor allem aber hatte er, teils in Zusammenarbeit mit dem Tanzmeister François de La Marche, Ballette zu liefern, die zu besonderen Gelegenheiten (etwa zur Taufe eines Erbprinzen) von Mitgliedern der landgräflichen Familie sowie der Hofgesellschaft aufgeführt wurden. Mazzucchelli genoss hohes Ansehen bei Hof – gleich zwei landgräfliche Prinzessinnen, darunter Anna Sophia, die spätere Äbtissin im Stift Quedlinburg, wurden Patinnen einer Tochter; jedoch erfolgte bereits im Laufe des Jahres 1659 seine Entlassung, nachdem Landgraf Wilhelm VI. von Hessen-Kassel ihn abgeworben hatte, und seit 1663 gehörte Mazzucchelli der Gottorfer Hofkapelle an, bevor er spätestens 1682 in den Dienst Kurfürst Karls II. von der Pfalz wechselte. Nach dem Weggang Mazzucchellis aus Darmstadt war wiederum Philipp Christoph Wannenmacher († 1668) in seiner Funktion als Organist für die aus finanziellen Gründen stark reduzierte Hofmusik zuständig; auf ihn folgten jeweils kurzzeitig Wolfgang Hahn sowie Sigmund Melten, bevor →Wolfgang Caspar Briegel 1671 wiederum als Hofkapellmeister eingestellt wurde.

Werke (sämtlich nicht überliefert) — Musik zum Ballett Tugend-Kette, aufgeführt am 27. Okt. 1658 aus Anlass der Taufe von Prinz Ludwig, dem späteren Landgrafen Ludwig VII.; gedrucktes Textbuch in D-W (digital) <> Musik zur Maskerade zu Ehren und anlässlich des Besuchs des Breslauer Kardinals Friedrich von Hessen, eines Bruders Georgs II., aufgeführt am 3. Nov. 1658; Text und Rollenverteilung bei Pasqué, S. 32–34, der den Komponisten „Mazutello“ nennt – der „schwache Gelegenheitstext“ (so die gerne unnachsichtig und humorlos urteilende Elisabeth Noack, S. 119) ist übrigens urkomisch, sofern man genug Phantasie besitzt, um sich die groteske Szenerie vorzustellen, in der nicht nur ein Satyr auf einem von zwei Säuen gezogenen Fass reitet, sondern auch ein leibhaftiger Darmstädter Landgraf einen besoffenen Schweizer spielt (und singt!). <> Kompositionen zu Geburtstagen des Kasseler Landgrafen Wilhelm VI. und zu anderen Gelegenheiten (1659–1663; s. Noack, S. 117, Fußnote 13)

Literatur — Ernst Pasqué, Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe zu Darmstadt, Bd. 1, Darmstadt 1853 <> EitnerQ <> Noack 1967

Quellen — KB Darmstadt


Axel Beer

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  • Zuletzt geändert: 2024/12/10 10:01
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  • angelegt 2024/12/09 20:20