Heinrich Arthur Kiessling
KIESSLING (auch KIEẞLING), ARTHUR (WILHELM) HEINRICH * Koblenz 22. Juli 1866 | † Frankfurt/M. 25. Febr. 1927; Violinist, Dirigent, Musiklehrer
Kiessling kam als unehelicher Sohn des in Mainz stationierten Sergeants im 87. Infanterie-Regiment (Johann Friedrich) Wilhelm Kiessling und der Christine Diehler in Koblenz zur Welt, wuchs aber in Wiesbaden auf, wo seine Eltern (seit März 1867 verheiratet) das Bürgerrecht besaßen. Die musikalische Ausbildung erfolgte 1887/88 an der Orchesterschule in Weimar (Vl., Kl.). Im Sommer 1890 trat Kiessling Stellen als Dirigent der Peterhead Choral Society und Musiklehrer im schottischen Peterhead an. Der dortigen Presse zufolge hatte er neben Weimar auch in Frankfurt/M. einen Teil seiner Ausbildung erhalten und war anschließend – bevor er nach Peterhead kam – Konzertmeister in der Hofkapelle des Großherzogs von Sachsen-Weimar sowie Musikkritiker für die Wiesbadener Presse gewesen. Anhand weiterer Quellen lässt sich dies bislang nicht belegen. Während seiner Zeit in Peterhead reiste Kiessling zurück nach Wiesbaden, um am 13. Jan. 1891 die Konditorentochter Catharine Marie Elisabeth Jäger (* Wiesbaden 10. Mai 1869 | † Frankfurt/M. 26. Dez. 1955) zu ehelichen, die dort im selben Jahr das erste Kind gebar. Ende 1891 wurde bekannt, dass Kiessling sich (gegen mehr als 100 Mitbewerber) erfolgreich um die Position als Leiter und Dirigent der London Opera-Travelling Company beworben hatte und als solcher – nach Vorbereitung in Wiesbaden und Paris (bei Manuel García) – 1892/93 eine Saison in England und 1893/94 eine weitere in den britischen Kolonien verbringen würde. 1895/96 lässt er sich als Musiklehrer (Vl., Kl., Theorie) in Ealing (London) nachweisen; danach dürfte die Rückkehr auf das Europäische Festland erfolgt sein. 1899 schaltete seine Mutter (inzwischen geschieden und nun eine verheiratete Müllers-Kiessling) für ihn eine – augenscheinlich erfolglos gebliebene – Annonce in der musikalischen Presse, wonach „[e]in Geiger mit vorzüglichen Zeugnissen und Sprachkenntnissen […] sichere Stellung“ sucht (Signale 20. Febr. 1899, s. Abb.). Seit etwa 1900 lebte Kiessling mit seiner Familie in Frankfurt/M., wo seine Frau kurzzeitig als Merceriewarenhändlerin im Adressbuch geführt ist. Gegen 1905 zogen sie in das nahe gelegene Eschersheim. Dort war er abermals als Musiklehrer, später auch als Musikdirektor und Referent (so die Adressbucheinträge) tätig. In seinen letzten beiden Lebensjahren erteilte er Violinunterricht an der Frankfurter Musikschule von Sophie Henkel.
Nach Kiesslings Tod lebte seine Ehefrau bei der gemeinsamen Tochter Edith Kiessling (* 23. Mai 1902 | † vermutl. Frankfurt/M. nach 1971). Letztere war Diplombibliothekarin, im Anschluss an ihre Promotion zur Dr. jur. (Zauberei in den germanischen Volksrechten, Jena: Fischer 1941) dann Städtische Bibliotheksrätin in Frankfurt und Autorin der Schrift Die Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main. Blüte, Untergang und Wiederaufbau einer Bibliothek (Frankfurt/M. 1969). Der Sohn Arthur (Heinrich Friedrich Emil) Kiessling (* Wiesbaden 18. Nov. 1891 | † ebd. 2. Apr. 1945) studierte nach seiner in Wiesbaden, Frankfurt (an der Wöhler-Schule könnte er Schüler August Morins gewesen sein) und Darmstadt erhaltenen schulischen Ausbildung (Abitur 1910) Germanistik, Philosophie, Geschichte und Musikwissenschaft in München, Marburg und Bonn. Das Studium schloss er 1915 mit einer Promotion über den Geist des Romantischen im Denken und Schaffen Richard Wagners ab und schlug anschließend eine pädagogische Laufbahn als Studienassessor (später Studienrat) ein, zu deren Stationen u. a. die Hochschule für Lehrerbildung in Frankfurt, das Oberlyzeum und die Elly-Heuss-Schule in Wiesbaden gehörten.
Werke — Nocturne (Vl.; aufgef. Aberdeen 1890) <> 1907 bei André in Offenbach eingereichte Manuskripte wurden von Ludwig André durchgesehen, der empfahl, „sie ihrem Urheber baldigst wieder zuzustellen, da sie zum Verlage nicht geeignet sind.“ (Notiz vom 10. Juli 1907; D-OF)
Quellen — Zivilstandsregister Wiesbaden; Standesamtsregister Wiesbaden und Frankfurt <> Adressbücher Wiesbaden, Frankfurt <> Akte betr. Privatunterricht (Vl., Kl.) (Best. A.40.01 Nr. 4364); D-Fsa <> Personalakte betr. Sohn Arthur (Best. SCH 22 Nr. 197); D-WIsta <> Personalunterlagen betr. Tochter Edith (Best. 527 Nr. II 17727); D-WIhha <> SchülerInnen Großherzogl. Orgesterschule Weimar (Liste des Sophie Drinker Instituts) <> Briefe an Joseph Joachim (1, 1891; D-Bim), Friedrich Nicolas Manskopf (1, 1915; D-F) und Elsa Reger (1, 1916; D-MEIr) s. Kalliope <> Aberdeen Evening Express 5. Aug. 1890; Peterhead sentinel and Buchan journal 19. Aug. 1890, 12. Sept. 1890, 18. Nov. 1890, 2. Dez. 1890, 19. Dez. 1890, 13. Jan. 1891, 3. Febr. 1891, 10. Febr. 1891, 25. Aug. 1891, 11. Dez. 1891, 22. Dez. 1891; Aberdeen Journal 25. Okt. 1890, 29. Okt. 1890, 25. Dez. 1891, 20. Okt. 1910; Buchan Observer and East Aberdeenshire Advertiser 4. Dez. 1890, 18. Dez. 1890, 12. Febr. 1891, 10. Dez. 1891, 24. Dez. 1891, 30. Dez. 1919; The Daily Free Press (Aberdeen) 30. Jan. 1891, 9. Dez. 1891; Middlesex County Times 8. Okt. 1892, 27. Apr. 1895, 13. Juni 1895, 16. Nov. 1895, 11. Jan. 1896, 14. Nov. 1896; Signale für die musikalische Welt 20. Febr. 1899
Abbildung: Anzeige in Signale für die musikalische Welt 20. Febr. 1899
Kristina Krämer