heymann


HEYMANN, CARL * Filehne (Prov. Westpreußen; heute Wieleń (Polen)) 6. Okt. 1854 | † Haarlem 6. Dez. (nicht 12. Nov.) 1922; Pianist und Komponist

Carl Heymann wuchs in Amsterdam auf, wo sein Vater Isaac (1829–1906) seit 1856 als jüdischer Oberkantor tätig war. Bereits 1865 trat er als Pianist in seiner Heimatstadt auf; zur selben Zeit war er Schüler des Kölner Konservatoriums (Ferdinand Hiller, Friedrich Gernsheim). Nach Studien in Berlin (privat bei Friedrich Kiel) und von dort aus unternommenen Konzertauftritten (u. a. 1871 in Frankfurt/M., 1872 in Nord- und Mitteldeutschland, teils als Klavierbegleiter von August Wilhelmj) ließ er sich 1874 in Bingen nieder, wo er seit Dezember 1875 (als Nachfolger Willem de Haans) die Leitung des Cäcilienvereins innehatte; nach seiner Kündigung im Apr. 1879 folgte ihm Hugo Willemsen. 1879 und 1880 war er als Lehrer am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt tätig (Edward MacDowell war sein Schüler) und begab sich anschließend auf ausgedehnte Konzertreisen, die ihn 1880/81 und 1881/82 in zahlreiche deutsche Städte, weiterhin in die Niederlande, nach Polen und nach Russland führten. Die Sommermonate verbrachte Heymann in Bingen, das er „gar zu lieb gewonnen“ hatte (Brief an Hiller 5. Apr. 1879), „um hier seinem Compositionstalente nachzugehen“ (Signale für die musikalische Welt Nr. 51 (Sept.) 1881). Nachdem er sich im Oktober 1882 zur Erholung in die französische Schweiz begeben hatte, zwang ihn eine psychische Erkrankung, seine Laufbahn als vielerorts bewunderter Konzertpianist aufzugeben. Seit 1884 lebte er zurückgezogen – teils in Heilanstalten – in Amsterdam. Mit seiner Schwester Louise (* Amsterdam 8. Mai 1861 | † ebd. 10. März 1942), die später als Sängerin u. a. in Paris, Rom und Wien Karriere machte, trat Carl Heymann 1881 zu Beginn der Wintersaison in Frankfurt auf. Heymann ist nicht zu verwechseln mit Carl Heymann-Rheineck (1852–1924).

WerkeDrei Stücke (Kl.) op. 2, Berlin/Bielefeld: Sulzer [1871]; GB-Lbl <> Drei Lieder op. 3, Mainz: Schott [1872] <> Gondoliera (Kl.) op. 4, Berlin/Bielefeld: Sulzer [1872]; GB-Lbl <> Phantasiestücke (Kl.) op. 5, Kassel: Luckhardt [1873]; D-KNh (Nr. 1) – TA Berlin: Raabe & Plothow [ca. 1880] <> Elfenspiel: Konzertetüde (Kl.) op. 7, Bonn: Simrock [1880]; D-B, D-Bim, D-COl, D-Dl, D-WRh, GB-Lbl, PL-Kj <> Drei Fantasiestücke (Kl.) op. 8, Leipzig: Senff [1881]; D-Mbs, GB-Lbl <> Vier Salonstücke (Kl.) op. 9, ebd. [1881]; D-B, GB-Lbl <> weitere Klavierstücke und Lieder o. op. <> Von den bei Viotta genannten, bis 1881 entstandenen Kompositionen (darunter ein Klavierkonzert, drei Streichquartette, ein Klavierquartett, eine Violinsonate) ist nichts überliefert.

Quellen — Zivilstandsregister Haarlem <> Briefe in D-Bim, D-F, D-Hth, D-KNa (an Hiller; s. Reinhold Sietz, Aus Ferdinand Hillers Briefwechsel, Bd. 3 und 4, Köln 1964 und 1965), D-Mbs <> Algemeen Handelsblad (Amsterdam) 5. Sept. 1865; Signale für die musikalische Welt 3. Dez. 1869, 6. Dez. 1871, Nr. 64 (Nov.) 1878, Nr. 27 (Apr.) 1879, Nr. 42 (Juni) 1881, Nr. 51 (Sept.) 1881, Nr. 58 (Okt.) 1881, Nr. 64 (Nov.) 1881, Nr. 52 (Okt.) 1882, Nr. 58 (Nov.) 1884 und passim; Berlinische Musikzeitung 22. Okt. 1872; Het Vaderland (Den Haag) 8. Dez. 1922 (Nekrolog) <> Musik-Fest anläßlich der 75jährigen Jubelfeier des Cäcilien-Vereins zu Bingen am 23. und 24. Mai 1914 in der Festhalle zu Bingen am Rhein, [Bingen 1914], S. 14 <> MMB

Literatur — ViottaL; Eschweiler 1918; RiemannL 101922; Frank/Altmann 1927 <> Cahn 1979 <> Babbe 2021

Abbildung: Karl Heymann, Fotografie (Digitalisat aus D-F, Porträtsammlung Manskopf)


Axel Beer

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