GELLER, LEOPOLD (Johann August Ludwig) * Gießen 11. Mai 1863 | † Groß-Gerau 7. Apr. 1954; Schullehrer und Komponist

Wie sein Vater Simon (Konrad) (* Lieme (heute Stadtteil von Lemgo) 18. Mai 1808 | † Gießen 23. März 1887; Eheschließung in Laasphe 1850 mit Elise geb. Feuering), der 1852 erstmals in Gießen als Musikus und etwas später als (privater) Musiklehrer erwähnt wird, wandte sich Leopold Geller dem Musikfach zu, strebte allerdings eine öffentliche Anstellung an: Nach dem Besuch des Lehrerseminars in Friedberg begann er seine berufliche Laufbahn im Nov. 1887 als Schulamtsaspirant an der Gemeindeschule in Hungen, und 1891 fand er eine Anstellung als Lehrer (später Oberreallehrer sowie Musik- bzw. Gesanglehrer) an der Höheren Mädchenschule (Lyzeum) in Gießen. In den Jahren 1896–1898 vertiefte Geller seine musikalischen Kenntnisse nebenbei noch bei Gustav Trautmann in Gießen sowie bei Iwan Knorr am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt. Nach seiner Pensionierung (1928) lebte er weiterhin in Gießen, seit Ende der 1930er Jahre in Frankfurt bzw. Büdingen, seit 1949 in Darmstadt und seit 1951 in Groß-Gerau. In Gießen übernahm er 1894 das Kronbauer-Quartett (Kronbauer’scher Quartett-Verein) nach dem Tod des Gründers Johann Michael Kronbauer (Nov. 1893) und machte sich, bis er die Leitung um 1905 niederlegte, „um den Männergesang im Allgemeinen verdient“ (Gießener Anzeiger 27. Aug. 1895). Gelegentlich war er als Violinist zu hören, konzentrierte sich aber seit der Zeit um 1908 vor allem auf die Leitung seines Schulchors bei unterschiedlichen Gelegenheiten sowie auf seine kompositorischen Ambitionen, die jedoch mit dem Beginn des I. Weltkriegs zum Erliegen kamen. Verheiratet war Geller seit Okt. 1887 mit der Skribententochter Auguste Elise geb. Bangel aus Friedberg (1863–1938). Der in PriebergH Leopold Geller leichtfertig zugewiesene Hitler-Marsch stammt von einem Ludwig Geller, der seit den 1920er Jahren am Niederrhein tätig war.

WerkeKompositionen (Männerchöre): Nachdem Geller bereits in den 1890er Jahren drei Männerchöre in Leipziger Verlagen veröffentlicht hatte, begann er seine eigentliche Laufbahn als auf jene Besetzung spezialisierter Komponist etwa 1908 mit der Etablierung eines Selbstverlags in Gießen, in dem wenigstens 16 Chorkompositionen erschienen. 1909 setzte die Zusammenarbeit mit dem Musikverlag Hans Kessler in Trier ein, wo bis 1914 die meisten seiner weiteren Werke (opp. 3–50 mit Lücken) erschienen. Einige weitere Ausgaben (opp. 48, 49, 54, 75 in den Jahren 1925, 1927, 1931) wurden noch nach dem I. Weltkrieg bei André in Offenbach publiziert, wo bereits 1910 sein op. 20 herausgekommen war; fast alle Drucke sind in D-B sowie D-OF überliefert <> Schriften: Ursprung, Entwicklung und Wesen des deutschen Volksgesanges bis zur Blütezeit des Volksliedes, Gießen: Münchow 1901 <> vereinzelte Beiträge Gellers in der Presse, etwa eine Rezension Karl Schmidt’s Geistliches Liederbuch (Gießener Anzeiger 21. Dez. 1904)

Quellen — KB Gießen (Stadtkirche; ev.) <> Standesamtsregister Gießen und Groß-Gerau <> Fallakten und Meldeblatt des Jahres 1950; D-DSsa (Best. H 3 Darmstadt, Nr. 59310 digital) <> Verlagsverträge mit André in Offenbach (2; 1925 und 1928) <> Gießener Anzeiger 28. Juni 1894, 27. Aug. 1895 (1. Blatt), 28. Jan. 1905 (3. Blatt), 12. März 1907 (1. Bl.), 13. Nov. 1908 (1. Bl.), 28. Jan. 1911 (1. Bl.), 8. Juni 1926, 4. Apr. 1927 (2. Bl.), 13. Aug. 1938 und passim; Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt 23. Nov. 1887 (Beilage 23), 22. Okt. 1892 (Beilage 25), 23. Okt. 1928 (Beilage 20) <> Jahresberichte des Hoch’schen Konservatoriums <> MMB

Literatur — MüllerDML <> PriebergH

Abbildung: Sammeltitel der im Gießener Selbstverlag des Komponisten erschienenen Lieder im Volkston und Gesänge für den Vierstimmigen Männerchor [1909]; D-Kbeer


Axel Beer

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