rosenhaupt


ROSENHAUPT, MORITZ * Jesberg bei Kassel (nicht Offenbach-Hundheim) 14. März 1841 | † Nürnberg 16. Nov. 1900; Kaufmann, Kantor

Der Sohn des Rabbiners Jacob Rosenhaupt absolvierte nach dem Besuch der Realschule in seiner Geburtsstadt zunächst eine Kaufmanns-Lehre in Frankfurt/Main. Da „die Musik und der Gesang, auch das andächtige Hören desselben in den diversen Synagogen, dabei nicht an letzter Stelle stand“ (Fraenkel), kam er dort sicherlich in Kontakt mit Israel Meier Japhet. Um 1859 betraute ihn sein Vater, der mittlerweile in Saarlouis als Prediger, Lehrer und Vorbeter tätig war, mit dem Kantorendienst seiner Gemeinde. Seine Kantorenausbildung erhielt er nicht nur von seinem Vater, sondern unter anderem auch von Kantor Maurice Löwe in Straßburg und seinem entfernten Verwandten Salomon Sulzer in Wien. 1860 stellte ihn die Synagoge in Cochem als Kantor und Religionslehrer an. Dort gründete er einen Knabenchor für die Synagoge und ein Männer-Doppelquartett für den weltlichen Gesang. 1864 wechselte er an die Synagoge in Speyer, wo er eine Gottesdienstmusik mit Orgel und Männerchor vorfand, den der katholische Organist Heinrich Benedikt Wiss leitete. Rosenhaupt nahm bei Wiss Kompositionsunterricht, den er nach dessen Tod beim Domkapellmeister Johann Baptist →Benz fortsetzte. 1866 erklang zur Einweihung der neuen Synagoge Rosenhaupts erste Komposition. Am 3. Nov. 1869 heiratete er Johanna, die Tochter des Grünstädter Kantors Israel Fränkel. Während seiner Tätigkeit in Speyer formte er den Männerchor zu einem gemischten Synagogalchor unter der Leitung des Organisten Abraham Hildesheimer um. 1881 erhielt er als Nachfolger von Josef Singer den Ruf als Oberkantor an die Große Synagoge in Nürnberg. Rosenhaupts Nachfolger als jüdischer Kantor in Speyer war Heinrich Hirsch aus Saarlouis.

Werke — Ein großer Teil von Rosenhaupts in Speyer entstandenen Kompositionen ging verloren, als die Nationalsozialisten am 9. Nov. 1938 dort die Synagoge abbrannten (vgl. Seroussi) <> שירי אחל יעקב. [Schire achel ja'akow] Gottesdienstliche Gesänge für Israeliten, Bd. 1 Freitag-Abend-Gottesdienst, Speyer: Rucker 1879; Bd. 2 Sabbath-Morgen-Gottesdienst, Frankfurt/Main: Kauffmann 1887 (D-Mbs digital); Bd. 3 Werktagsgottesdienst. Traditionale Melodien und Casualien, Nürnberg: Selbstverlag 1895 (D-Mbs digital, s. Abb.) <> Schluss-קדיש [Kaddisch] לימים נוראים [Lejamim nora'im] für Cantor, Unisono-Chor und Gemeinde op. 45 Nr. 2, Speyer: Selbstverlag [1879]; D-F (digital) <> עלינו אדון עולם [ʿAlenu ve-Adon ʿolam] Gottesdienstliche Schlussgesänge für die Synagoge, Frankfurt: Kauffmann [1880]; D-F (digital) <> Trost (Chor, Org.) op. 54; A-Wn (Ms.), s. RISM ID 600131603 <> Gruß dem deutschen Liede (Chor, Blechblasinstr., Pauke) op. 56; D-KA (Ms.), s. RISM ID 1001006877 <> Fest-Hymne zum 70. Geburtstag Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog Friedrich von Baden (Chor, Blechblasinstr., Pauke) op. 57; D-KA (Ms.; 1896), s. RISM ID 1001006979 <> Sammlung Synagogengesänge (2 Bde., Ms.) mit Werken Rosenhaupts u. a.; US-NYlbi <> Fraenkel belegt darüber hinaus: 42. Psalm (Solo, Chor, Orch.) <> Potpourri Hebräische Melodien (Orch.) <> Ouvertüre Frühlingstraum (Orch.) <> Gruß dem deutschen Lied (Mch., Blasorch.) <> Es ist ein Gott (Soli, Deklamation, Mch., Orch.) <> Priestersegen und Gebet (vermutlich in analogen Besetzungen zu op. 54, 55 und 57) <> Lieder

QuellenPopulär-wissenschaftliche Monatsblätter zur Belehrung über das Judentum für Gebildete aller Konfessionen 1. März 1887, 1. Mai 1893, 1. Nov. 1897, 1. Jan. 1901 (Nachruf) <> Allgemeine Israelitische Wochenschrift 4. Sept., 6., 13. Nov. 1896, 10. Sept. 1897

Literatur — Chaim David Lippe, Bibliographisches Lexicon der gesammten jüdischen Literatur der Gegenwart, Wien 1881, S. 401 <> Theodor Fraenkel, Moritz Rosenhaupt, Nürnberg. (1841–1900.) Zum 20jährigen Todestage, in: Lebensbilder berühmter Kantoren, hrsg. von Aron Friedmann, Bd. 2, Berlin 1921, S. 137–144 <> Reinhard Herz, Gedenkschrift zum 100jährigen Bestehen der Synagoge zu Speyer, Speyer 1937, S. 14–17 <> Edwin Seroussi, Moritz Rosenhaupt, in: Jewish Music Center. Biographies, Jerusalem o. J. (online)

Abbildung: Titelseite zum dritten Band der Gottestdienstlichen Gesänge; D-Mbs


Karl Traugott Goldbach

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