benzon


BENZON, SOPHUS (Ludwig Friedrich) (nicht Siegfried, wie seit der irrigen Konjektur Mendels stets angenommen) * „im Nordschleswig’schen“ (Mendel) ca. 1780 (nicht um 1793) | † Königsberg (Kaliningrad) 17. Sept. 1845; Violinist, Sänger, Dirigent, Komponist

Nach Engagements als Hofmusiker in Oldenburg (1808–1811) sowie als Instrumentalist, Sänger und Schauspieler reisender Theatertruppen, die in Münster (1813/14), Aachen (1814), Köln (Winter 1814/15) und Düsseldorf (1816) gastierten, begab sich Benzon 1816 nach Mainz und leitete am 21. Sept. 1817 mit Rossinis Tancredi die erste Opernaufführung an der neu errichteten Großherzoglichen Nationalbühne. Seine Anstellung als (zunächst offenbar „provisorischer“; AmZ 15. Okt. 1817) Musikdirektor währte jedoch nur drei Jahre, wiewohl diese Zeitspanne verglichen mit seinem weiteren Lebensweg beträchtlich ist: Nachdem er seine Oper List gegen List am 6. Dez. 1820 in Mainz zur Aufführung gebracht und sich dort noch Mitte April 1821 aufgehalten hatte, wurde er Kapellmeister des im Juni des Jahres wiedereröffneten Hoftheaters in Kassel, verließ diese Stellung jedoch aufgrund von Streitigkeiten bereits nach wenigen Monaten (sein Nachfolger wurde Louis Spohr, der das Amt im Januar 1822 antrat) und bewarb sich im August 1821 (vergeblich) um den vakant gewordenen Posten Carl Maria von Webers in Dresden. Im Februar 1822 erfolgte eine (wiederum vergebliche) Bewerbung nach Oldenburg, und im Juni des Jahres zeichnete Benzon als Musikdirektor am Königlichen Hoftheater in Hannover, von wo aus er (erneut ohne Erfolg) um die Zuweisung der Stelle des erkrankten Hofkapellmeistes Karl Jakob Wagner in Darmstadt bat. 1823 soll er (so Mendel) nach Südafrika oder Australien ausgewandert sein, was sich bislang nicht belegen lässt. Sicher ist jedoch, dass Benzon als Theater-Musikdirektor 1831 in Stettin und in den Jahren 1835 bis 1837 in Oldenburg tätig war, von wo er sich „ohne Abschied entfernt[e]“ (Mittheilungen aus Oldenburg 9. Dez. 1837); seine Theatergesellschaft, der seit 1837 auch Tochter „Demoiselle Benzon“ als Sängerin angehörte, trat noch im Oktober 1839 in Düsseldorf und Aachen auf. Wann genau sich Benzon mit seiner zweiten Ehefrau Nina (Tochter des Schauspielers Wilhelm Bröckelmann) in Königsberg niederließ, wo er als „ehem. Musikdirektor“ im Alter von 66 Jahren starb, ist noch ungewiss.

Werke (Auswahl; die bis etwa 1822 erschienenen vollständig) — Variations (Vl., Vl., Va., Vc.) op. 2, Bonn: Simrock [1815]; A-Wn <> Potpourri (Fl., Git.) op. 4, Mainz: Schott [1817]; D-Mbs (digital) <> Variations (Fl., Git.) op. 7, Offenbach: André [1818]; CZ-Bu (digital), D-Mbs <> III Duos concertants (2 Ob.) op. 9, Mainz: Schott [1819]; D-Mbs (digital), A-Wn <> Quintuor (Fl., Ob., Klar., Hr., Fag.) op. 11, Augsburg: Gombart [1819]; B-Bc, D-B <> Polonaise (Fl., Git.) op. 12, Mainz: Schott [1818]; D-Mbs (digital) <> Variations (Kl.) op. 13, Augsburg: Gombart [1819] <> Abschieds-Walzer (Kl.), Mainz: Schott [1821]; D-Mbs (digital) – ders. (Fl., Git.), ebd. [1821]; D-Mbs (digital, s. Abb.) <> in der Reihe Auswahl von Arien (Mainz: Schott [1817 und 1818], als Nrn. 106, 108, 128, 140): Polonaise („Freunde, wer wird denn so thöricht seyn“) (D-Kbeer, D-Mbs); Polonaise („Hört mich ihr Frauen an“) (D-Mbs; digital); Der Zaubertisch (D-Mbs; digital); Christlicher Gehorsam (D-Mbs; digital) <> Neun Lieder (Mch.) op. 54 (mit Widmungsträger aus Stettin), Oldenburg: Schulze [1835] <> Weitere Kompositionen aus der Mainzer Zeit sind handschriftlich überliefert (s. RISMonline), außerdem: Ouverture und 8 Entreactes; D-DS. Verschollen sind das „ViolinSolo mit Begl. einer 2t Violine“ und ein Violinkonzert (Briefe Andrés an Benzon 30. März 1814 und 13. Jan. 1822, jeweils mit Ablehnung der Angebote) sowie eine 1835 in Oldenburg aufgeführte „Große Symphonie“ (Oldenburger Theaterzettel 10. Nov. 1835).

Quellen und Referenzwerke — Kirchenbücher Königsberg, Oldenburg und Stettin; Zivilstandsregister Minden/Westf. <> Akte Benzon in D-DSsa (D 12, 3/32; digital) <> Akte Benzon in D-OLns (Hausarchiv Holstein-Gottorp; Dep 50: Best. 6 D Nr. 1129 – enthält Bewerbungsschreiben Benzons vom 10. Febr. 1822; freundliche Auskünfte von Herrn Dr. Wolfgang Henninger, Niedersächsisches Landesarchiv Abt. Oldenburg) <> Briefe an Schott in Mainz (3; 1818 und 1820); D-Mbs <> Brief an C. F. Peters in Leipzig (1818); D-F <> Briefe von André an Benzon (6; 1814, 1821, 1822); D-OF (Briefkopierbücher) <> Brief von André an Anton Schaefer in Mainz 27. Jan. 1818; D-OF (Briefkopierbuch) <> Brief von Georg Knoop an Spohr, Meiningen 25. Juni 1823 (s. Spohr-Briefe) <> Theater-Journal des Kurfürstlichen Theaters in Cassel [1822] <> Aachener Zeitung 28. Okt. 1814; Kölnische Zeitung 14. März 1815, 25. März 1815; Breslauer Zeitung 25. Juni 1821; AmZ (s. Reg.), bes. 15. Okt. 1822, 15. Mai 1822; Sundine (Stralsund) 15. Dez. 1831; Wochenblatt für Buchhändler und Antiquare (Kassel) 20. Juli 1835 <> Mittheilungen aus Oldenburg über das Theater und andere Gegenstände der Unterhaltung 1. Okt. 1836, 18. März 1837, 9. Dez. 1837 <> Allgemeiner deutscher Theater-Almanach für das Jahr 1822, Braunschweig 1822, S. 375 <> Repertorium der Königl. deutschen und französischen Schauspiele für das Jahr 1835, Berlin 1836, S. 130 <> Almanach für Freunde der Schauspielkunst, Berlin 1837–1839 <> Allgemeine Theater-Chronik (Leipzig) 1. Jan. 1838, 8. Juni 1838, 9. Okt. 1839 <> Oldenburger Theaterzettel 1835–1838; D-OLns (Rep. 760: Best. 261-1 M Nr. 55; digital) <> Louis Spohr, Lebenserinnerungen. Erstmals ungekürzt nach den autographen Aufzeichnungen herausgegeben von Folker Göthel, Bd. 2, Tutzing 1968, S. 127 und 250 <> HmL, MMB <> Kat. Schott 1900 <> GaßnerU, SchillingE, Mendel/Reissmann, StiegerO <> Peth 1879, S. 144 <> Constapel 1998, Rheinfurth 1999 <> Kramer 2008, S. 166 und 343

Literatur — Georg Linnemann, Musikgeschichte der Stadt Oldenburg, Oldenburg 1956

Abbildung: Titel zu Benzons Abschieds-Walzer (Fl., Git.), Mainz: Schott [1821]; D-Mbs

Hörbeispiel: Abschieds-Walzer (Fl., Git.), s. YouTube


Axel Beer und Gudula Schütz

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  • angelegt 2018/09/25 15:36