Hermann Zitzmann
ZITZMANN, (HEINRICH WILHELM) HERMANN * Kranichfeld (Thüringen) 1. Aug. 1857 | † Köln 6. Dez. 1949; Violinist, Orchestermusiker und Chorleiter
Der Schafzüchterssohn Zitzmann kam etwa Mitte der 1870er Jahre an den Mittelrhein. Zuvor hatte er möglicherweise im Dunstkreis der Meininger Hofkapelle seine musikalische Ausbildung erhalten (dass er jener 1871 aushilfsweise in der Kapelle mitwirkende Zitzmann gewesen sein könnte, erscheint aufgrund seines Alters von 14 Jahren als eher unwahrscheinlich), wobei sich dafür bislang keine Belege finden ließen. 1876 war er als Violinist Mitglied des (neugegründeten) Städtischen Orchesters in Mainz und ist 1878 erstmals im Adressbuch geführt, wobei er unter derselben Adresse verzeichnet ist wie der Organist und Musiklehrer Adam Rupp (der Vater Heinrich Rupps) sowie sein späterer Schwiegervater, der Lehrer Johann Faust. 1879 weist eine Fremdenanzeige (Aachener Zeitung 1. Juni 1879) ihn als Gast in Aachen – zweifelsfrei anlässlich des Niederrheinischen Musikfests – aus, der im selben Hotel wie die ebenfalls aus Mainz angereisten Kollegen Adolph Kugler und Wilhelm Bruch unterkam (ähnliches ist für das Fest 1882 erneut zu beobachten). Zitzmann wirkte 1884 im Orchester des Mittelrheinischen Musikfests in Mainz mit und noch 1926 als Verstärkung und „Altjubilar“ (FS 1926, S. 85) beim Jubiläumskonzert des Mainzer Orchesters. Neben seiner dortigen Anstellung spielte Zitzmann regelmäßig als Sekundarius bei Kammerkonzerten – beispielsweise 1881 im Quartett mit Ferdinand Pöpperl, [Friedrich Ernst?] Fischer und Richard Vollrath und seit etwa 1900 in der Mainzer Quartett-Vereinigung (gemeinsam mit Hans Kolkmeyer, Louis →Ruffin und Vollrath; um 1910 war Alfred Stauffer Primarius), die bereits einige Jahre zuvor in anderer Besetzung begonnen hatte, einen Teil der durch die Liedertafel organisierten Kammermusik-Konzerte zu bestreiten. Zitzmann war außerdem als Violinlehrer und Dirigent der Gesangvereine Concordia (mind. 1887) und Frauenlob (als Nachfolger Wilhelm Hackebeils von 1883 bis mind. 1897) tätig. Seit 1886 war er mit Elisabetha geb. Faust (1852–1940) verheiratet und lebte mit ihr mehrere Jahre in der Mainzer Flachsmarktstraße 21, die zeitgleich auch Heinrich Weimar und Adam Eberlein ihr Zuhause nannten, bevor sie nach der Jahrhundertwende nach Laubenheim zogen, wo Zitzmann seinen Ruhestand verbrachte, bis er nach dem Tod seiner Ehefrau zu seinen Söhnen nach Köln übersiedelte. Der ältere Sohn Hermann (Heinrich Friedrich Theodor Peter) (* Mainz 2. Mai 1891 | † Köln 7. März 1965) schlug ebenfalls eine musikalische Laufbahn als Violinlehrer ein: Er war Schüler seines Vaters und Bram Elderings in Köln, wo er später selbst lehrte. Steimel (s. Lit.) zufolge soll er von 1943 bis 1945 zudem an der staatlichen Musikhochschule in Frankfurt/M. tätig gewesen sein. Der jüngere Sohn (Wilhelm) Richard (Eduard Karl) Zitzmann (* Mainz 12. Dez. 1892 | † Köln 21. Dez. 1981) wurde Pfarrer. Ob zu jener 1880 in Leipzig als vom Mainzer Theater kommende Sängerin aufgetretenen Clara Zitzmann und dem 1892/93 in Wiesbaden wohnhaften Musiker Carl Zitzmann eine Verwandtschaft bestand, ist noch unklar.
Werke — Romance (Vl., Kl.), Mainz: Schott [1885]; D-B <> Mainzer Schützenfest-Marsch (Kl.), Mainz: Kittlitz-Schott & Bieger [1894] – dass. für Orch.; aufgef. Wiesbaden 24. Juni 1894 vom Kurorchester unter Louis Lüstner
Quellen und Referenzwerke — Standesamtsregister Mainz, Mainz-Laubenheim, Köln <> Adressbücher Mainz, Köln <> Briefe s. Kalliope <> MMB <> Aachener Zeitung 1. Juni 1879; Leipziger Tageblatt und Anzeiger 28. und 30. Nov. 1880 (betr. Clara Zitzmann); NZfM 4. Febr. 1881, 1. Jan. 1882; Echo der Gegenwart (Aachen) 31. Mai 1882; Wiesbadener Bade-Blatt 24. Juni 1894 <> Fünfzigjährige Jubiläumsfeier der Mainzer Liedertafel. Zehntes Mittelrheinisches Musikfest zu Mainz. Sonntag den 6., Montag den 7. und Dienstag den 8. Juli 1884, Mainz 1884, S. 42 <> Allgemeiner deutscher Musiker-Kalender 1892–1910 <> Jahresberichte der Mainzer Liedertafel 1900/01–1903/04 <> Festschrift zum fünfzigjährigen Jubiläum des Städtischen Orchesters Mainz 1876/1926, Mainz 1926, S. 83–85
Referenzwerke und Literatur — Christian Mühlfeld, Die Herzogliche Hofkapelle in Meiningen. Biographisches und Statistisches, Meiningen 1910 (= Neue Beiträge zur Geschichte deutschen Altertums 23), S. 90 <> Art. Zitzmann, Hermann [jun.], in: Robert Steimel, Kölner Köpfe, Köln 1958 <> GoltzL
Abbildung: Schreiben Zitzmanns an Dr. Ludwig Strecker zur Absage einer Einladung, Mainz 1. Dez. 1900; D-B (digital)
Kristina Krämer