swert


DE SWERT (auch Deswert bzw. DeSwert), JULES (eigentl. Pierre-Julien) * Löwen (Belgien) 16. (nicht 15.) Aug. 1843 | † Ostende 24. Febr. 1891; Violoncellist und Komponist

Bereits als Jugendlicher begann De Swert – Sohn eines Löwener Musikers und Violoncello-Schüler von François Servais am Brüsseler Conservatoire – seine Karriere als reisender Virtuose. Die zumeist kurzzeitigen Anstellungen als Konzertmeister (Düsseldorf Jan. 1865 bis Mitte 1867, Weimar Okt. 1867 bis 1868, Berlin als Nachfolger von Moritz Eduard →Ganz Sept. 1868 bis 1873 sowie auch als Lehrer am Sternschen Konservatorium – Engagements in Leipzig und Wien kamen nicht zustande) beeinträchtigten seine Reisetätigkeit nur unwesentlich. Nachdem er u. a. in Trier (1866), Wiesbaden (seit 1867 mehrfach), Bad Kreuznach (1869), Bad Homburg und Mainz (1874) und Bad Ems (1876) aufgetreten war, nahm er seinen Wohnsitz spätestens im Sommer 1879 in Sonnenberg (seit 1928 Stadtteil von Wiesbaden), von wo aus er seine Tourneen – sie führten ihn bis nach London, Mailand, St. Petersburg und vielfach in seine belgische Heimat – fortsetzte; als Konzertagentur stand ihm seit 1884 Mäurer’s intern. Bureau für ausübende Kunst in Wiesbaden zur Seite. Neben seiner Beteiligung am öffentlichen Musikleben (auch in Frankfurt und Mainz ließ er sich hören) war De Swert gern gesehener Gast in privaten Zirkeln und erschloss sich mit der Komposition zweier Opern ein neues Metier. Zumindest vorübergehend lehrte er zudem am Freudenbergschen Conservatorium (Signale Nr. 64, 1884); unter seinen Schülern war der Wiesbadener Cellist August Dötsch (1858–1882). Während eines früheren Aufenthalts in Wiesbaden um die Mitte der 1870er Jahre hatte er möglicherweise Eugen Grimm Unterricht im Cello-Spiel erteilt. Ende des Jahres 1888 verließ er die Region und übernahm die Leitung der Musikakademie Ostende sowie der dortigen Künstlerkonzerte. Verheiratet war De Swert in zweiter Ehe (Sonnenberg 1886) mit der aus Mainz stammenden Schreinerstochter Antonie Breitenbach (* 1856); sie kehrte um die Mitte der 1890er Jahre nach Wiesbaden zurück und figuriert noch bis 1928 als „Konzertmeisters Witwe“ in den Adressbüchern. Julius Seibert widmete De Swert 1886 seine Cavatine op. 66.

Die Geschäftsverbindung mit dem Haus →Schott im Mainz kam 1871 zustande; neben der Veröffentlichung von eigenen Kompositionen war De Swert vor allem gelegen an Bearbeitungen älteren Repertoires für sein Instrument: So begab er sich nach Brüssel, um in der Sammlung von François-Joseph Fétis nach „Schätzchen [zu] suchen“ (Brief an Schott, Berlin 28. Apr. 1872), und entdeckte in Berlin „gänzlich unbekannt[e]“ Manuskripte Johann Sebastian Bachs, die sich „in einem schlechten Zustand auf der hies. kgl. Bibliothek“ befanden (Brief an Schott, Berlin 10. Apr. 1872).

Werke (nur die in der Region erschienenen bzw. aufgeführten) — mit Opuszahl: An die Geliebte (Sst., Kl., Vc.) op. 24, Mainz etc.: Schott [1872]; D-B, GB-Lbl <> Fantasia (Vc., Kl.) op. 25 (Widmung an König Viktor Emanuel II. von Italien), ebd. [1873]; A-Wn, D-B, I-Tr <> Fantaisie de Salon sur des Airs Scandinaves (Vc., Kl.) op. 26, ebd. [1872]; D-B, D-Mbs digital, GB-Lbl, I-PAc <> 6 Lieder (Sst., Kl.) op. 31, ebd. [1875]; GB-Lbl <> 1er Concerto (Vc., Orch. bzw. Kl.) op. 32 (Widmung an König Leopold II. von Belgien), ebd. [1874]; A-Wmk, A-Wn, CH-Bm, D-B, D-Cl, D-Fh, D-Hs, D-HEu, D-Mbs, GB-Lam, GB-Ouf, I-PAc, I-RVIcon, PL-Wn <> Marche funèbre (Kl.) op. 33, ebd. [1875]; D-B <> Exercises et Préludes (Vc.) op. 34, ebd. [1875]; A-Sm, GB-Lbl <> Concertstück (Vc., Orch. bzw. Kl.) op. 40 (Widmung an Großherzog Ernst-Ludwig von Hessen-Darmstadt), ebd. [1883]; D-B, D-DS, D-Mbs, GB-Lbl <> Opern: Die Albigenser (Text: Wilhelm Rullmann; UA Wiesbaden 1. Okt. 1878 unter Wilhelm Jahn, neue Bearbeitung ebd. 25. Dez. 1883 unter Carl Reiß; weitere Aufführungen u. a. in Magdeburg (1879), Frankfurt (1880), Gent (1881), Antwerpen (1882), Breslau (1884)), KlA., Wiesbaden: Pohl [1883]; D-KNh, US-BEm, US-Ca <> Graf Hammerstein (Text: Wilhelm Jacoby; UA Mainz 7. Mai 1884), Partitur und Stimmen (Autographie) sowie zwei handschr. KlA. in D-WRha <> ungedruckt: Meer-Symphonie (UA Wiesbaden unter De Swert 11. Febr. 1887); verschollen <> Bearbeitungen: Adelaïde de L. v. Beethoven (Vc. bzw. Vl., Kl.), Mainz etc.: Schott [1872]; CH-Zz, D-KNh, GB-Lcm <> Unter der Linde (Robert Volkmann; Vc., Kl.); ebd. [1872]; GB-Lbl <> Collection des Morceaux choisis des Maîtres classiques (Vc., Kl.), Livre 1–8, ebd. [1874 (1–3), 1875 (4, 5), 1881 (6–8)]; A-Wn (4, 5, 8), ehem. D-B, I-Bda (8), I-MOl, I-PLcon (4), I-Rsc (7) <> Transcriptions de Concert. Oeuvres choisies de Chopin (Vc., Kl.), 6 Hefte (op. 15 Nr. 1–3, op. 27 Nr. 1 u. 2, op. 55), ebd. [1881 u. 1882]; D-B, GB-Lbl, D-Mh (Heft 5)

Quellen — Zivilstandsregister Löwen, Ostende und Sonnenberg <> Adressbücher Wiesbaden <> Briefe, u. a. an Schott (1871–1874, 1882) in D-B, s. Kalliope; Brief an NN. Auerbach, Sonnenberg 25. Aug. 1879; Halle (Brabant), Zuidwestbrabants Museum <> autogr. Albumblatt (dat. Wiesbaden Juli 1876) „An Hrn. Musikdirector Möhring zur freundl. Erinnerung“; D-B digital <> Druckbücher des Verlags Schott in D-Mbs <> Signale 20. Jan. 1865, 30. Nov. 1866, 14. Aug. 1867, 22. Aug. 1867, 18. Okt. 1867, 15. Nov. 1867, 17. Apr. 1868, 8. Okt. 1868, 30. Aug. 1869, Febr. (Nr. 11) 1875, Jan. (Nr. 8) 1876, Okt. (Nr. 59) 1876, Apr. (Nr. 25) 1877, Sept. (Nr. 44) 1878, Okt. (Nr. 52 u. 56) 1878, März (Nr. 23) 1880, Okt. (Nr. 58) 1880, Nov. (Nr. 66) 1881, Febr. (Nr. 14) 1882, Jan. (Nr. 10) 1883, Mai (Nr. 33) 1883, Nov. (Nr. 68) 1883, Jan. (Nr. 4) 1884, Aug. (Nr. 43) 1884, Nov. (Nr. 64) 1884, Febr. (Nr. 18) 1887, Sept. (Nr. 52) 1887, Nov. (Nr. 60) 1888 und passim; Bade-Blatt für Wiesbaden 1./2. Aug. 1867, 29. Juni 1872, 4. Jan. 1873; NZfM 24. Apr. 1874; Allgemeine Deutsche Musik-Zeitung (Leipzig, Kassel) 21. Jan. 1876, 22. Sept. 1876, 27. Okt. 1876, 17. Nov. 1876, 11. Okt. 1878 und passim; Deutsche Musik-Zeitung (Wien) 11. Sept. 1882, 16. Febr. 1884, 2. März 1886, 8. Jan. 1887; Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 21. Nov. 1882 (Abendblatt; Nekrolog August Dötsch); Wiesbadener Bade-Blatt 5. Okt. 1888; Algemeen Handelsblad (Amsterdam) 27. Febr. 1891 (Nekrolog); zahlreiche Berichte und Notizen in der belgischen Presse, darunter Journal des Bruxelles 17. März 1882, 19. Okt. 1889 <> MMB

Literatur — Danneberg 1949 <> Mendel/Reissmann; RiemannL 1922 <> Valérie Dufour, Art. Swert in: MGG2P

Abbildung: Jules De Swert, Fotografie von Hugo Danz (Digitalisat aus D-F, Porträtsammlung Manskopf)


Axel Beer

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
  • swert.txt
  • Zuletzt geändert: 2024/02/28 09:16
  • von ab
  • angelegt 2021/09/29 16:29