stix


STIX, CARL (auch Karl; get. als Carl Borromäus) * Wien 12. März 1860 | † ebd. 24. Okt. 1909; Dirigent und Komponist

Stix’ Vater war (lt. Taufeintrag) der gleichnamige Ballettdirektor des Wiener Hoftheaters, der den sicherlich mit entsprechenden Begabungen ausgestatteten Filius am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in den Jahren 1874 bis 1879 (wohl nicht nur Oboe) studieren ließ. Das erste Engagement als Musiker erhielt Carl Stix unmittelbar nach dem Ende seines Studiums am Wiener Hofopernorchester; nach einer Episode in Regensburg (1881) kehrte nach Wien zurück, wird 1884 als Kapellmeister in Mödling genannt und wechselte 1887 in gleicher Funktion zum Wiener Carl-Theater. Es folgte 1889 eine kurze Anstellung als Kapellmeister in Hamburg (Carl Schultze-Theater), von wo aus er im September 1890 eine Reise nach New York antrat. Unmittelbar nach seiner Rückkehr standen in den Monaten Januar und Februar 1892 die Wintergarten-Konzerte in Riga unter seiner „schneidigen Leitung“ (Zeitung für Stadt und Land 19. Jan. 1892) – um „in Ruhe eine Operette zu beenden“ (ebd. 22. Febr. 1892), blieb er bis Mai in der Stadt. Das Ensemble des Karlsbader Stadttheaters konnte ein Jahr später Carl Stix seinen „tüchtigen Capellmeister“ nennen; es war „erst kürzlich von einer amerikanischen Tournee ruhmbekränzt“ zurückgekehrt (Fremdenblatt 14. Mai 1893), und vielleicht war die Beziehung dort zustandegekommen. Von Karlsbad aus begab sich Stix im Sommer 1895 als „neu engagierter Capellmeister“ der dortigen Vergnügungs-Konzerte in den Blumen-Sälen nach München (Münchner neueste Nachrichten 6. Aug. 1895), bewarb sich aber bereits nach wenigen Wochen um die durch den Tod Bernhard Gottlöbers im Sept. 1895 vakant gewordene Dirigenten-Stelle des Frankfurter Palmengarten-Orchesters, die ihm nach dem „Probedirigiren hervorragender Bewerber“ ((Frankfurter Zeitung 12. Nov. 1895) zugesprochen wurde. Die ihm gewährten „glänzenden Bedingungen“ (Grazer Tagblatt 22. Nov. 1895) trugen sicher dazu bei, dass er „die Gunst des hiesigen Publikums geradezu im Sturm“ erobern konnte (Wiesbadener General-Anzeiger 20. Juni 1896) und es sich „unter der Aera Stix gut leben“ ließ (Frankfurter Zeitung 28. Okt. 1896); ob die ohne triftigen Grund von Stix verfügte Kündigung von fünf Musikern im März 1897 die Stimmung gegenüber seiner Person einzutrüben in der Lage war, wissen wir nicht – jedenfalls bemühte er sich, auch bisweilen als Harmonika-Solist, augenscheinlich nach Kräften, sein Publikum zufriedenzustellen. Sein bisher längstes Engagement, während dessen er zur Veröffentlichung seiner Werke den bereits in den 1880er Jahren angeknüpften Kontakt mit seinem späteren Hauptverleger André in Offenbach vertiefte, endete dennoch bereits nach etwas mehr als drei Jahren: Kurz nachdem Stix sich im Febr. 1899 als Dirigent an einem „Monsterkonzert“ in Baden bei Wien beteiligt hatte, bezeichnete die Frankfurter Presse Max →Kaempfert als dessen Nachfolger. Wenig später gründete Stix in Wien das Neue philharmonische Orchester, mit dem er sich gelegentlich auf Reisen begab: Nicht nur (im Sept. 1903) ein weiteres Mal in die „Neue Welt“, sondern auch im Sommer 1901 nach Darmstadt, wo er im Rahmen der unter der Protektion von Großherzog Ernst Ludwig stehenden Ausstellung der dortigen Künstlerkolonie „täglich 2 grosse Concerte“ gab (Wiesbadener Bade-Blatt 18. Juli 1901; letzte Ankündigung 19. Sept.) und sogar eine eigens geschaffene Künstler-Kolonie-Ouvertüre (op. 165) beisteuerte. Insbesondere im Rahmen der Wiesbadener Kurkonzerte waren Kompositionen von Carl Stix in der Region noch bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg präsent.

Eine nähere Verwandtschaft mit dem auch in Wien geborenen Musiker und Komponisten Otto Stix (1873–1944), der seit 1896 gleichfalls bei André eine Reihe von Werken herausbrachte, scheint nicht zu bestehen; jedoch wird die Gleichzeitigkeit der Verbindung mit dem Verlagshaus kaum zufällig sein. Über Bertha Stix, Carls Ehefrau, die erstmals 1890 als solche begegnet, ist ansonsten vorläufig nichts bekannt.

Werke (Auswahl; aus der sehr lückenhaften (op. 4–26, 31–61, 82–120, 122–137 nicht besetzt) und chronologisch nicht immer folgerichtigen, bis mindestens 185 reichenden Opusreihe sowie einigen Kompositionen ohne Opuszahl nur die in der Region, also überwiegend (und wenn nicht anders erwähnt) bei André in Offenbach erschienenen; den Expl. in D-OF liegen vielfach Herstellungsunterlagen bei) — Zecherlied. Polka française (Mch., Kl. 4ms) op. 2, [1888]; D-OF <> Ferdinand. Polka française (Sst., Kl.) op. 3, [1888]; A-Wst, D-B, D-OF <> Cyssy-Walzer (Sst., Kl.) op. 27, [1888]; D-B, D-OF, GB-Lbl <> Adelen-Walzer (Sst., Kl.) op. 29, [1889]; D-B, D-OF <> Amorettenwalzer (Kl.) op. 30, [1889]; D-B, D-OF <> Elfentanz. Walzer-Rondo op. 68, [1898]; D-B, D-F, D-OF <> Unter Palmen. Polka-Mazurka (Kl.) op. 73, Darmstadt/Leipzig: Kiesler [1901]; D-B <> Alpenweisen. Idylle (Strq., Kl. 4ms) op. 74, [1896]; D-B, D-DS, D-OF <> Das Sündfluthgelöbnis. Walzer (4st. Mch., Kl. 4ms; komp. 1882) op. 81, [1889]; D-OF <> Dass verrenkte Herz. Polka (4st. Mch.) op. 121, [1890]; D-B, D-OF <> Traumgeister. Walzer-Fantasie (Orch. bzw. Strq. oder Kl.) op. 138, [1894]; D-B, D-OF <> Habanera. Spanisches Ständchen (Orch. oder Kl.) op. 139, [1894]; A-Wst, D-B, D-MZs, D-OF <> Spielerei. Pizzicato-Polka (Str.-Orch. oder Kl.) op. 140, [1896]; D-B, D-OF <> Legende. Seriöses Tonstück (Orch.) op. 141, [1896]; D-B, D-OF <> Flitterwochen. Walzer-Caprice (Orch.) op. 147, [1896]; D-B, D-OF <> Wienerisch. Polka française (Orch.) op. 157, [1898]; D-B, D-OF <> Waldnixlein tanzt. Walzer-Caprice (Orch. bzw. Kl.) op. 162, Wiesbaden: Aletter [1898] – später Leipzig: Bosworth; D-SPlb <> Künstler-Kolonie-Marsch (Orch.) op. 165, Darmstadt: Kühn [1901]; D-B <> Mein Blondchen. Intermezzo (Orch. oder Kl.) op. 179, [1905]; D-B, D-OF <> ohne Opuszahl: Weihnachtsfest. Grosses Potpourri (Orch. bzw. Kl. und Kinderch.), [1901]; D-B, D-BUDbierwisch (Kl.; s. Abb.), D-OF <> (Deutsche, Englische, Französische, Italienische, Spanische) Lustspiel-Ouvertüre (Orch.; Bearb. Kl. 4ms von Gustav Blasser in Wien), [1891, 1892]; D-B, D-OF <> Operetten und andere Bühnenwerke s. StiegerO

Quellen — KB Wien (St. Josef auf der Laimgrube) <> Verlagsverträge mit André in Offenbach (22, 1896–1903); D-OF <> Hamburger Passagierlisten 1890, 1903 <> Deutsche Kunst- und Musik-Zeitung (Wien) 11. Sept. 1882; Wiener Theater-Zeitung 1. Sept. 1884; Wiener Zeitung 18. Sept. 1889; Münchner neueste Nachrichten 13. Juli 1890, 6. Aug. 1895, 6. Okt. 1895; Düna-Zeitung (Riga) 3. Aug. 1891, 28. Dez. 1891; Zeitung für Stadt und Land (Riga) 3. Jan. 1892, 5. Jan. 1892, 19. Jan. 1892, 15. Febr. 1892, 22. Febr. 1892, 9. Mai 1892 u. ö.; Libausche Zeitung 9. Jan. 1892; Fremdenblatt (Wien) 14. Mai 1893 u. ö.; Neues Wiener Journal 27. Juli 1895; Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 12. Nov. 1895 (2. Morgenblatt), 30. März 1896 (4. Morgenbl.), 20. Juni 1896 (2. Morgenbl.), 26. Juni 1896 (Abendbl.), 28. Okt. 1896 (Abendbl.), 8. Dez. 1897 (Abendbl.), 2. Juni 1898 (Abendbl.), 18. Mai 1901 und passim; Wiesbadener General-Anzeiger 13. Nov. 1895, 20. Juni 1896; Grazer Tagblatt 22. Nov. 1895 und passim; Ostdeutsche Rundschau (Wien) 24. Apr. 1901; Wiesbadener Bade-Blatt 18. Juli (bis 19. Sept.) 1901 <> Pazdírek; MMB; Kat. André 1900 und 1910

Literatur — Barbara Boisits, Art. Stix, Karl (Carl), in: Oeml (online)

Abbildung: Titelseite zum Weihnachtsfest. Grosses Potpourri; D-BUDbierwisch


Axel Beer

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  • Zuletzt geändert: 2023/10/01 08:14
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  • angelegt 2023/09/29 17:20