Schmidt (Familie)
(1) Johann Jakob (III.) * Offenbach 20. Apr. 1813 | † ebd. 1890; Musiklehrer, Steuereinnehmer
(2) Johannes (Ellen Sara) (auch „Hans“ und „Johannes E. S.“) verh. Schmidt-Bode, Schmidt-Lux * Offenbach (lt. Heiratseintrag 1899 in Offenbach-Bürgel) 26. Apr. 1850 | † Kronberg (Taunus) 31. Jan. 1915; Sohn von (1), Kaufmann, Komponist, Musikliebhaber
(3) (Friedrich) Heinrich verh. Schmidt-Becker * Offenbach 9. Okt. 1857 | † Frankfurt/M. 2. Sept. 1928; Sohn von (1), Orchestermusiker
(1) Die Geburts- und Heiratseinträge seiner Kinder bezeichnen Johann Jakob Schmidt als Musiklehrer, später auch als Oktroi- bzw. Verbrauchssteuereinnehmer. Er war seit 1840 mit Caroline Louise Sophie geb. Auer (* Frankfurt/M. 12. Okt. 1815 | † Offenbach 14. Apr. 1902) verheiratet.
(2) Auch wenn Johannes Schmidt hauptberuflich einer kaufmännischen Tätigkeit nachging, spielte – sicherlich seit seiner Kindheit – Musik offenbar eine übergeordnete Rolle in seinem Lebensweg. 1878 heiratete er Antonie Bode (* Offenbach 18. Febr. 1850 | † Frankfurt/M. 23. März 1898), die Tochter des Malers Leopold Bode, dessen Mozart-Portrait über die Hände die Familien André und Fuchs in den Besitz des Offenbacher Stadtmuseums kam. Schmidt, der sich fortan als Johannes Schmidt-Bode bezeichnete, war zum Zeitpunkt seiner Eheschließung als Kaufmann (zu seiner Tätigkeit ist nichts Näheres bekannt) in (Offenbach-) Bürgel wohnhaft, übersiedelte Anfang der 1880er Jahre aber nach Höchst am Main (heute Frankfurt-Höchst). Dort gelangte 1885 seine Frühlingssinfonei[!] durch den Cäcilien-Verein zur Aufführung. Im Jahr darauf erarbeitete er gemeinsam mit Xaver Lieck ein Festspiel für die Frau des Mainzer Oberbürgermeisters Carl Wallau und knüpfte intensiveren Kontakt nach Mainz, wohin er spätestens 1889 übersiedelte. Dort ist er 1890 als Geschäftsführer (einer nicht genannten Firma) im Adressbuch geführt, daneben war er Schriftführer der deutsch-katholischen Gemeinde und erfüllte – so deuten es seine Briefe an Ludwig Strecker an – eine Art Sekretärsposten bei der Mainzer Liedertafel. Er stand in freundschaftlichem Verhältnis zu Kaspar Jakob Bischoff, dessen Biographie er 1888 publizierte und der sich wiederum 1890 mit der Widmung seiner Harmonielehre an seine „lieben Freunde“ Schmidt-Bode und Heinrich Wallau (Sohn des o. g.) revanchierte. In den 1890er Jahren wirkte Schmidt-Bode bei mehreren evangelischen Kirchenkonzerten von Friedrich Lux mit (u. a. an der Seite von dessen Tochter Jenny Lux und Adolph Töpfer) – bei dem 1891 veranstalteten Festkonzert der Liedertafel zu Lux’ Abschied sogar in dreifacher Funktion, was in der Presse lobende Erwähnung fand: „Zu bewundern ist die musikalische Vielseitigkeit des Herrn Schmidt-Bode, der, obgleich nur als Dilettant wirkend, im Chor als Stütze des Basses erschien, im Streichquartett Bratsche spielte und bei den Solonummern wie bei der Ouverture den Taktstock führte.“ (NZfM 15. Juli 1891).
Zwischen 1894 und 1896 lässt er sich als Prokurist der Maschinen- und Armatur-Fabrik in Frankenthal nachweisen, setzte sein musikalisches Engagement aber fort, indem er etwa als Violinist bei einem dortigen Cäcilien-Vereins-Konzert mitspielte. Um 1897 übersiedelte er nach Frankfurt/M. (im Adressbuch genannt als Eisenbahn-Sekretär) und heiratete dort 1899 als Witwer die bereits erwähnte Orgelvirtuosin Jenny Lux; die Trauzeugen waren Xaver Lieck und Jacob Diemer. Die Ehe wurde 1913 geschieden und Hans Schmidt-Lux (so die inzwischen und auch anschließend noch verwendete Namensform) heiratete kurz darauf in Mainz (als in Kronberg im Taunus lebender Kaufmann) die Restaurateurstochter Katharina Mathilde („Tilly“) geb. Fehrmann (* Frankfurt/M. 17. Febr. 1881). Nachdem 1901 in Frankfurt seine Kantate Hochzeit im Walde durch Edmund Parlow, dessen Chorverein und Heinrich Weimar aufgeführt worden war, begegnet Schmidt-Lux zuletzt in Kronberg als Mitglied des Cronberger Streichquartetts (neben August Hornschuh, Max Plüddemann und Wilhelm →Hiege). Dorthin war er – nach kurzer Zwischenstation in Oberursel – 1904 verzogen. Einen kompositorischen Erfolg erzielte er mit seiner letzten Komposition, einem Kriegs- und Siegesmarsch, der 1914 mehrfach (u. a. unter Ludwig Sauer und dessen Falkenberger Männergesangverein) zur Aufführung kam. Schmidt-Lux’ letzter Arbeitgeber hingegen war vermutlich die Chemie-Firma Leopold Cassella & Co..
Werke (veröffentlicht unter verschiedenen Namensvarianten) — Vier leichte Tonstücke (Kl., Vl.) op. 15, Offenbach: André [1874]; D-OF – dass. (Kl., Vc.), ebd. [1876] <> Fantaisie sur l’air le petit Matelot (Vl., Kl.) op. 26, ebd. [1874]; D-OF <> Frühlings-Symphonei[!] (Text: Rudolf Baumbach; Soli, gem. Chor, Orch.; „Herrn Kapellmeister Max Kaempfert freundschaftlichst zugeeignet“; aufgef. Höchst 1885), Frankfurt: Firnberg [1909]; D-B, D-BABHkrämer (s. Abb.) <> Festspiel zur Feier des Geburtstages der Frau Oberbürgermeister Wallau in Frankfurt am Main am 29. April 1886 (Musik: Johannes Schmidt-Bode, Text: Xaver Lieck), Druck Mainz: Carl Wallau; D-F, D-MZs, US-CHN[O’Neill Library] (digital) <> Leichtes Quartett (2 Vl., Vc., Kl.) op. 21 (Herrn Dr. Philipp Pauli gewidmet), Mainz: Schott [1887]; ehem. D-B, D-F <> Kaspar Jakob Bischoff, ein moderner Kirchen-Komponist. Biographische Skizze (als Ms. gedruckt), Mainz: Wallau 1888; D-B, D-Bhm, D-Dl, D-DS, D-F, D-FUl, D-GRu, D-LEu, D-Rp, F-Pn <> Hochzeit im Walde. Cantate (Text: Schmidt-Bode; Soli, Chor, Orch.) – Textbuch (als Ms. gedr.), Mainz: Wallau [ca. 1895?]; D-F – Chorstimmen, Leipzig: Breitkopf & Härtel; D-F, D-Rp – KlA. bearb. von Heinrich Weimar, Leipzig: Breitkopf & Härtel [1900]; ehemals D-B, D-MZs <> Der große Krieg! Kriegs- und Sieges-Marsch (Kl. m. Text), Kronberg im Taunus: Selbstverlag (Leipzig: André in Komm.) [1914]
Quellen und Referenzwerke — Standesamtsregister Offenbach, Höchst, Frankfurt, Mainz, Kronberg <> Adressbücher Mainz, Frankenthal, Frankfurt <> Briefe s. Kalliope <> MMB <> Programm des Großherzoglichen Realgymnasiums und der Realschule zu Mainz für das Schuljahr 1889/90–1893/94 (betr. Sohn Leopold Schmidt-Bode) <> Jahresbericht des Real-Lehrinstituts von V. Trautmann & E. Wehrle zu Frankenthal (Pfalz) für das Schuljahr 1895/96 (zu Sohn Leopold) <> Jahres-Bericht der Höheren Mädchenschule zu Mainz über das Schuljahr 1893, 1894 (zu Tochter Cäcilie Schmidt-Bode) <> Handbuch der Süddeutschen Actien-Gesellschaften Bayern, Württemberg und Baden, München 1895 <> Wiesbadener Bade-Blatt 19. Apr. 1883, 26. Jan. 1886; Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 21. Mai 1885 (Abendbl.), 14. Nov. 1901 (Abendbl.), 19. Nov. 1901 (Abendbl.), 23. Nov. 1908 (1. Morgenbl.), 25. Sept. 1914, 4. Okt. 1914 (1. Morgenbl.); Neue Berliner Musikzeitung 14. Mai 1891; Musikalisches Wochenblatt 11. Juni 1891; NZfM 15. Juli 1891; Die Sängerhalle 16. Juli 1891; Wiesbadener Tagblatt 10. Dez. 1891 (Morgen-Ausg.); Urania Nr. 6 1893; Frankenthaler Tageblatt 5. Mai 1894; Centralblatt für Instrumentalmusik, Solo- und Chorgesang 22. Juli 1894; Taunus-Zeitung 10. Juli 1914, 2. Dez. 1914; Cronberger Anzeiger 21. Juli 1914, 24. Sept. 1914, 29. Okt. 1914, 17. Nov. 1914, 2. Febr. 1915 (Todesanzeige), 6. Febr. 1915; Rheinische Volkszeitung 23. Juli 1914; Kreiszeitung Bad Homburg 25. Nov. 1914, 30. Nov. 1914; Der Taunusbote 30. Nov. 1914; Kleine Presse (Frankfurt) 26. Nov. 1914; Frankfurter Nachrichten und Intelligenz-Blatt 2. Febr. 1915 (Abend-Ausg.) (Todesanzeige), 5. Febr. 1915
Abbildung: Titelseite der Frühlings-Symphonei; D-BABHkrämer
(3) Heinrich Schmidt schloss 1884 in (Frankfurt-) Bornheim als Musiker die Ehe mit Maria geb. Becker (* Frankfurt/M. 21. Jan. 1861 | † ebd. 30. Dez. 1821), eine Tochter des Hanauer Musikers Wilhelm Becker (1819–1899). Als Trauzeugen fungierten der Musiklehrer Edmund Wölfer (1853–1928) und Musiker Franz Thiele (1848–1919). Letzterer zählte wenige Jahre später zu seinen Kollegen im Frankfurter Opernhausorchester, in dem beide – Schmidt-Becker seit spätestens 1888 und bis zu seiner Pensionierung um 1924 – als Fagottisten spielten. Daneben war er ab 1891 (als Nachfolger Friedrich Julius Wachsmanns) Dirigent des Orchester-Vereins, der Ende 1893 mit dem Philharmonischen Verein zusammengelegt (die neue Bezeichnung als Vereinigte Philharmonische Gesellschaften scheint sich nicht durchgesetzt zu haben) und zumindest kurzzeitig von beiden Dirigenten – Martin Wallenstein und Schmidt-Becker – geleitet wurde.
Quellen und Referenzwerke — Standesamtsregister Bornheim, Frankfurt <> Adressbücher Frankfurt <> Frankfurter Theater-Almanache <> Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 15. Dez. 1893 (2. Morgenbl.) <> Signale für die Musikalische Welt Nr. 6 (Jan.) 1894
Kristina Krämer